943. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Weil der Begriff Entnazifizierung wieder so beliebt ist: Ein von Georg Scheu im Jahre 1916 in Alzey durch eine Kreuzung von Silvaner und Riesling kreierter neuer Wein hieß ursprünglich Sämling 88. Die Nazis haben ihn dann zu Ehren eines ihrer weinseligen Bonzen in Dr.-Wagner-Rebe umgetauft. So kam es, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs u. a. auch ein Wein entnazifiziert werden musste. Er bekam endlich den Namen, den er verdient hat: Scheurebe.

Neuestes vom Verbraucherschutzministerium: Die Krematorien dürfen demnächst für die Asche der Verstorbenen nur noch Urnen benutzen, die den tränenfesten, mindestens acht Punkt großen Aufdruck tragen: Kann Spuren von diversen anderen Geschlechtern enthalten.

Was die Presse bringt, ist manchmal gar nicht so abstrus, wie es zunächst scheint. Etwa, dass ein peruanischer Bauer vor einem deutschen Gericht die Firma RWE wegen des Klimawandels anklagt, weil das drohende Überlaufen eines Gletschersees ihm schaden könne. Oder dass Nicaragua gegen Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof Klage erhebt, weil die deutsche Regierung Beihilfe leiste zum Völkermord im Gazastreifen. Oder dass ein Biobauer aus Detmold einen deutschen Autokonzern anklagt, weil der ihm durch die Fortsetzung der Produktion von Verbrennerautos Dürreschäden verursache. Da zeigt sich die neue Taktik Lawfare, d. h. Kampf um die öffentliche Meinung durch missbräuchliche Instrumentalisierung von Gerichten, die sich auch mit dem Aussichtslosen befassen müssen, ihm dadurch ungewollt sogar Seriosität verleihen und die dahinterstehenden Pressure Groups mit ihren Meinungen weltweit in die Zeitungen bringen. Also immer ein grandioser Erfolg und auf der Beklagten-Seite ein großer Imageschaden, egal wie der Prozess ausgeht.

Bei der allgemein zu beobachtenden Entwicklung unserer Autos von Fahrzeugen zu Stehzeugen spricht ein bisher gern übersehener Umstand gegen das E-Auto: Batterieautos verlieren auch im Stehen Energie, Verbrenner nicht.

Lese in der Zeitung, dass Forscher in ihrem 1907 erschienenen Buch „Die Kindersprache“ festgestellt haben: Kinder im Alter von zwei Jahren verfügen über ein Vokabular von 200-300 Wörtern. Der Vergleich mit heute ist haarsträubend, denn unsere Zweijährigen haben durchweg einen Wortschatz von nur noch fünfzig Wörtern. Da frage ich mich: Wofür mache ich überhaupt noch Literatur?

Neues aus Köln: Am 29. September veranstaltet die Stadt Köln zum ersten Mal den Tag der kölschen Sprache, den „Daach der kölschen Sproch“. Um den Dialekt in der Stadt lebendig zu halten und Kölsch wieder in den Alltag der Menschen zu bringen, wird es an diesem Tag im gesamten Kölner Stadtgebiet Veranstaltungen geben, die den Menschen die Lust am Dialekt näherbringen sollen. Na denn: De janze Kopp voll Jeläut.

Am 28. August 2024 würde Johann Wolfgang von Goethe 275 Jahre alt, wenn er noch lebte. Ich behaupte: Er lebt wirklich noch. Weil man immer noch intensiv mit ihm im Gespräch ist. Und das sind unermesslich viele. Ich bin nur eine unter all diesen Stimmen, darf deshalb aber daran erinnern: Meine drei Bücher, die sich mit Goethe beschäftigen, sind: „Goethe und die Bajadere“ (Herbig-Verlag, 1993), „Goethe und Tschechow“ (Dittrich-Verlag, 2023) sowie „Narziss und das Glück im Bild“ (Salon Literatur Verlag, 2023).

https://www.netzine.de/meine-buecher/ 

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