Passiertes! – Passierte es?
Der Verein Deutsche Sprache( VDS) hat mitgeteilt: Die deutsche Sprache gewinnt weltweit an Bedeutung. Vor allem in Afrika und Asien lernen immer mehr Menschen Deutsch. In komischem Kontrast dazu meldete der Vatikan, Deutsch gehöre jetzt nicht mehr zu den offiziellen Sprachen der Bischofssynoden. Diese sind nur noch Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Die deutschsprachigen Synodenteilnehmer, so heißt es, beherrschten ohnehin auch andere Sprachen. Was lehrt uns dies? Alles Lernen hat auch seine Nachteile.
Der Männerturnverein Wolfenbüttel (MTV Wolfenbüttel), der seit 175 Jahren besteht, hat ein Problem mit seinem Namen, der längst eine Marke ist. Der soll erhalten bleiben, denn er stammt aus einer Zeit, als die Männer in Vereinen turnten, während die Frauen sich mit der Hausarbeit abrackerten. Aber seit 1995 hat der Männerverein auch weibliche Mitlieder, inzwischen stellen die sogar die Mehrheit. Jetzt sucht der Verein nach einem Weg aus der Zwickmühle. Hoffentlich wird daraus nicht – Kompromiss ist alles – ein Männerturnverein Wölfinnenbüttel.
Fremd und Freund. Obwohl das Wort fremd so kurz ist wie das Wort Freund und sogar die ersten drei Buchstaben mit ihm gemeinsam hat, bezeichnen die beiden Begriffe Gegensätzliches. Das liegt an dem problematischen Charakter des Wortes fremd, das ursprünglich nur entfernt bedeutete. So heute noch in dem Begriff in der Fremde geläufig, das nach Ferne klingt. Doch wandelte sich fremd zu unbekannt und nicht vertraut, womit es eine Antihaltung annahm. Diese Negativentwicklung zeigt sich besonders deutlich in dem Begriff entfremden, der eigentlich soviel bedeuten müsste wie die Fremdheit zwischen Personen beseitigen. So direkt wie beispielweise die Wörter entflechten, entrosten und enttäuschen meinen: Flechtwerk weg, Rost weg und Täuschung weg. Doch meint entfremden heute exakt das Gegenteil von dem, was das Wort sagt, nämlich die Fremdheit steigern. Das sollte uns eine Warnung sein, wenn wir versuchen, Wörter etymologisch zu erklären.
Peinlich zu sehen, wie die Journaille sich vor den Karren der Geldinstitute spannen lässt. Immer wieder Hinweise, die Deutschen seien beim digitalen Zahlen so zurückhaltend. Dabei sei bargeldloses Zahlen gesünder und bequemer. Wir seien im digitalen Zahlen nur im hinteren Mittelfeld. In anderen europäischen Ländern sei man darin schon erheblich weiter. Hier sei also noch viel Luft nach oben. Aber kein Hinweis darauf, dass das unnötige Zwischenschalten von Kreditinstituten nur unnötige Preiserhöhungen bringt, weil die Zwischenträger mindestens 2,5 % der jeweiligen Transfersumme bekommen. Und ihre Gewinne steigen und steigen. So machen Banker aus nichts Geld. Für sie genügt es, sich auf die Dummheit der Leute zu verlassen und auf die Willfährigkeit von Journalisten.
Unser immer wieder so selbstverständlich eurozentristisch auftretendes Denken und Fühlen muss hin und wieder darauf hingewiesen werden: Die älteste dokumentierte Schriftsprache der Welt ist die Keilschrift der Sumerer, die ab dem 4. Jahrtausend v.u.Z. in Mesopotamien, dem heutigen Irak, gelebt haben. Und mindestens 5.000 Jahre alt ist die älteste noch gesprochene Sprache, das Tamil, heute eine der 22 offiziellen Landessprachen Indiens, das auch in Sri Lanka gesprochen wird.
Sprachen stehen seit eh und je im Wettbewerb miteinander. Dass heute das Englische dabei ist, das Deutsche zu verdrängen, ist nichts Ungewöhnliches. In diesem Wettstreit, den heute unsere Politiker und Konzerne bestimmen und die Bürger aus Gedankenlosigkeit oder Renommiersucht mitmachen, sind die Eigenarten der Sprachen zwar nicht entscheidend, aber mit wirksam. Dazu gehört beispielsweise die Annehmlichkeit, dass für Deutsche im Englischen Vieles so ähnlich klingt wie norddeutsche Mundart. In der Gegenrichtung machen besonders die Artikel Schwierigkeiten, weil sie keiner sinnvollen Ordnung unterliegen. Andererseits wird das Deutsch-Lernen erleichtert, weil die Wörter im Deutschen meist so gesprochen werden wie geschrieben. Die Groß- und Kleinschreibung hilft beim schnellen Verstehen des Satzinhalts. Und für den Deutsch-Schreiber macht die besondere Fähigkeit des Deutschen, beliebig Wortkombinationen zu bilden, so viel Vergnügen wie das Bauen mit Legosteinen.
Franz Westner hat 1997 in München den Salon Literatur Verlag gegründet, der Mitglied im Förderkreis der Kurt-Wolff-Stiftung ist. Einer der vielen Kleinverlage im deutschen Sprachraum, die mit dem persönlichen Einsatz des Verlegers, seiner Entdeckerfreude und seinem Mut zum Risiko das literarische Niveau hoch halten, während die Großverlage wegen der hohen Kosten von Großbetrieben vor allem auf leicht verkäufliches Lesefutter setzen müssen. Jetzt hat Franz Westner mein neuestes Buch in Produktion genommen, mit dem ich in zwei Monaten meine Leserschaft überraschen werde. Noch darf ich nichts verraten, deshalb nur so viel: Es wird meinem ersten Roman über einen Maler im Salon Literatur Verlag ähneln – und doch ganz was Anderes sein. Jedenfalls wäre es bereichernd, vorher noch einmal den Roman über Pieter Bruegel zu lesen: https://www.netzine.de/book/die-frauen-des-malers/?grid_referrer=4078