917. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Tendenz steigend. Nachdem die Augenärzte es in ihrer volkswirtschaftlich enorm schädlichen Kungelei mit den Augenoptikern und der optischen Industrie geschafft haben, mindestens 75 % unserer Bevölkerung an die Brille zu bringen, begann ihr Kampf untereinander um das Folgegeschäft. Inzwischen verkaufen Augenärzte in ihrer Praxis die passende Brille, und die Optiker laufen entrüstet zum Kadi.

 

In Halle an der Saale fiel mir auf, wie intensiv dort der Begriff mitteldeutsch verwendet wird. Ich hatte im Hauptbahnhof die Mitteldeutsche Zeitung gekauft, bevor ich mich in die S-Bahn Mitteldeutschland setzte, die mich zum Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig brachte. Da bedrängte mich Westdeutschen die Frage: Wenn hier Mitteldeutschland ist, muss dann nicht östlich daneben Ostdeutschland zu finden sein? Doch habe ich diesen Gedanken schnell verworfen, wollte ich doch unsere geschätzten polnischen Nachbarn und EU-Mitglieder nicht mit revisionistischen Bemerkungen beunruhigen.

 

Wenn die DoppelpunktsternchengenderapostelInnen ihren Sprach-Drahtverhau damit zu rechtfertigen versuchen, die männlich erscheinenden Formulierungen seien ungerecht, fällt mir ein, was ich bei Ulla Hahn in ihren Kindheitserinnerungen „Das verborgene Wort“ gelesen habe: „Sprache war gerecht. Gerechter als der liebe Gott. Es gab nicht gut und böse. Nur richtig und falsch. Man wusste, wo man dran war.“

 

Jetzt hat ein Hamburger Professor ein neues Satzzeichen erfunden, das Aufregungzeichen !!!11!!! Die Neuheit soll einem echten Bedürfnis entspringen. Dabei ist die Menge der verwendeten Zeichen so variabel wie ihre Reihenfolge. Womit der jeweilige Grad der Aufgeregtheit oder Empörung verdeutlicht werden kann. Dass diese Kombination aus Ausrufungszeichen und Einsen ursprünglich nur durch ein Versehen zustande gekommen ist – zwischendurch vergessen, die Hochstelltaste zu drücken – soll der Bedeutung dieses neuen Satzzeichens keinen Abbruch tun. Auch die Wichtigkeit, falls überhaupt vorhanden, des vorausgehenden Satzes soll durch das neue Satzzeichen nicht beeinträchtigt werden. Erst wenn das neue Satzzeichen größer als dreizeilig daherkommt, könnte es fragwürdig erscheinen.

 

Kriegerische Auseinandersetzungen nehmen wir längst als Normalität hin. Stehen dahinter doch immer dieselben leicht durchschaubaren Bestrebungen der Ideologen, der Geostrategen, der Militärs und der Wirtschaftsführer. Neuerdings haben die Kriegstreiber aber etwas Neues als Gemeinsamkeit, das noch über diese traditionellen Interessenlagen hinausgeht: Kulturvernichtung. Man zerstört im Land des Gegners möglichst viel an Kunstwerken und historischen Stätten, um damit für die Zukunft im weltweiten Wettbewerb um Touristen einen Konkurrenten auszuschalten. Ist der Tourismus doch inzwischen für kleine wie große Länder zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren geworden. Deshalb ist Kulturvernichtung die neue Form einer nachhaltigen Kriegsführung, zuletzt im Irak und in Syrien erfolgreich angewandt. Im Moment wird sie uns am Beispiel der alten Kulturstadt Odessa vorgeführt.

 

Wieso leidet die EU unter dem Ende des Zweiten Weltkriegs? Weil die Sieger von 1945 die deutsche Sprache mit dem Nazitum gleichsetzten und als „böse Sprache“ betrachteten. Dadurch haben wir heute den Zustand, dass für die 24 Amtssprachen der EU fast 500 festangestellte Dolmetscher und rund 5000 Übersetzer beschäftigt werden müssen. Was etwa 13 % des Etats kostet. Wegen des dummen Nazivorurteils kann man sich nicht auf eine Lingua franca einigen, die natürlicherweise das Deutsche wäre, weil es die Muttersprache des größten Bevölkerungsteils in der EU ist. Stattdessen die Siegersprache Englisch offiziell zur Lingua franca zu erklären, geht aber auch nicht. Viel zu peinlich, weil Englisch nur in den beiden kleinen Mitgliedsländern Irland und Malta gesprochen wird. Siehe https://www.netzine.de/lingua-franca/

 

Als ich geboren wurde, als jüngster von drei Jungen, das war noch vor dem Krieg, da war mein Vater Reichsbahnhilfsbetriebsassistent. So lang dieser Titel, so kurz die Zahl auf seiner Gehaltsabrechnung. Meine Mutter saß Tag für Tag an der Nähmaschine, für Naturalien und um etwas dazu zu verdienen. Man kannte ja noch keine  Kindergrundsicherung, auch weder Kindertagesstätten noch Kinderarmut. Meine Eltern, Volksschüler ohne Haus und Hund und Auto, haben alle drei Jungen auf die Höhere Schule geschickt, wofür sie all die Jahre ein zweistelliges monatliches Schuldgeld zahlen mussten, statt eine Belohnung zu bekommen. Soviel als Erklärung dafür, dass ich mich gedrängt fühlte, meinen Eltern, Jakob und Agnes Laufenberg, ein Denkmal zu setzen, und zwar mit dem etwas lustiger als das Leben daherkommenden Buch: „Der Dritte – Seine pränatale Biografie et cetera pp“. https://www.netzine.de/book/der-dritte-seine-praenatale-biografie-et-cetera-pp/?grid_referrer=4078

 

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