Passiertes! – Passierte es?
Das Stupa der Freien Universität Berlin hat verordnet, dass alle
schriftlichen Eingaben gendergerecht sein müssen. Antragstellern wird vorgeschlagen, sie sollten Formulierungen mit Unterstrich oder Doppelpunkt wählen, sofern sie nicht neutrale Begriffe wie Studierende benutzen. Darüber kann man nun den Kopf und die Köpfin schütteln, eigentlich aber müsste man den Studs des so progressiven Berliner Stupa empfehlen, mit Rücksicht auf die vielen Geschlechter, die wir inzwischen kennen, nach dem Bundesverfassungsgericht 6, nach Facebook 62, den geschlechtssensiblen Weg der Abkürzungen konsequent weiter zu verfolgen und sich nur noch als Bürgs und Wähls einzubringen, wenn es darum geht, als Parlamentars etwas für die Mitmensch zu tun. Go hab’ sie selig!
Berlin ist vorbildlich. In Nigeria, dem volkreichsten Land Afrikas, wurden Ende Februar nach der abgeschlossenen Präsidentenwahl 140 Wahllokale noch einmal geöffnet, die am Wahltag erst mit Verspätung aufgemacht hatten, weil es an Personal und Wahlunterlagen gefehlt hatte.
Am 2. März 2023 sprach man im Deutschen Bundestag auf Plattdeutsch, Sorbisch, Dänisch und Friesisch. Damit folgte das bundesdeutsche Parlament der Aufforderung des Europarats, sich um den Erhalt der in Deutschland gesprochenen Minderheitensprachen zu kümmern. Beim alltäglichen „Genuss“ des fehlerhaften und vermanschten Gebrabbels, das meine Mitmenschen in den so genannten sozialen Medien von sich geben, habe ich allerdings den Eindruck, dass der Bundestag beim Hochdeutschen hätte bleiben können: Ist inzwischen doch auch schon eine Minderheitensprache.
Kein Mensch kann angeben, wie viele Sprachen es auf der Welt gibt. Weil es neben einigen Tausend Verkehrssprachen klitzekleine Rest-Sprachgemeinschaften gibt. Beispielsweise eine in Guatemala, die noch Itzá spricht und aus 12 oder etwas mehr Personen besteht. In El Salvador sollen es 100 oder etwas mehr sein, die noch die alte Sprache Nawat verstehen und sprechen. Doch als die kleinste Sprachgemeinschaft gelten die Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner, die Yuchi sprechen. Das sollen kürzlich noch fünf Menschen gewesen sein. Dagegen sind die kleinsten Sprachen, die wir in Deutschland haben, geradezu gigantisch. Saterfriesisch sollen noch 1.500 – 2.500 Menschen sprechen und Niedersorbisch sogar rund 7.000.
Das muss man als Reisender heute schon bei der Planung bedenken: In Finnland und den Niederlanden wird das Zahlen mit Karte statt der Barzahlung heftig propagiert. Immer öfter: Kein Einlass, kein Bier, kein Essen gegen Geld. Das sei bequemer, heißt es. In Wahrheit ist es nur dümmer; denn man erhöht durch die Zwischenschaltung eines gewinnorientierten Geldinstituts den Preis, den die Verbraucher zahlen müssen. Und das Argument, bargeldlose Kassen schützten vor Raubüberfällen, ist ebenso dumm, weil man selbst schon bei jeder einzelnen Kartenzahlung durch den Aufpreis beraubt wird. Gleichzeitig gibt man auch noch zu Protokoll, für was man wann und wo wie viel Geld ausgegeben hat. Da vergeht einem ja jegliche Lust.
Jetzt flutet die Werbung für die Sozialwahl 2023 der Deutschen Rentenversicherung Bund wieder die Briefkästen der Bürger. Immer gleich dreißigmillionenfach. Wie alle sechs Jahre. Hinter der Bundestags- und der Europawahl die drittgrößte öffentliche Wahlveranstaltung. Ein kostspieliger Wahnsinnsaufwand. Dabei hat der Gesetzgeber geregelt, ob und in welchem Umfang Rentenleistungen gewährt werden, die zu wählende Selbstverwaltung kann nur noch über das Wie der Verteilung mitbestimmen. Darum rangeln dann die gewählten Vertreter der Gewerkschaften und Krankenkassen. Wie sie nominiert wurden und wie die Listen aufgestellt wurden, bleibt immer undurchsichtig. Und wie rechtfertigt die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung diesen gigantischen Zirkus, für den sich kaum jemand interessiert? „Weil in einer Demokratie Wählen einfach dazugehört“, so schreibt sie fettgedruckt in einem Rundbrief. Kein Wunder, dass die Wahlbeteiligung zuletzt schon auf knapp über 30 % gesunken ist.
Einfach mal ins Regal greifen und ein Buch, das man schon lange da stehen hat, herausnehmen und in der Mitte aufschlagen. Das kann ein wunderbares Erlebnis werden. Ist mir jetzt mit meinem historischen Roman „Die Frauen des Malers“ so ergangen. Ich musste immer weiter lesen, völlig überrascht davon, wie nah ich dem Maler Pieter Bruegel gewesen bin, als ich das geschrieben habe. Die Romanbiografie über einen Maler, von dessen Leben man gerade nur sieben Einzelheiten weiß. Alles andere ist Bildverstehen und Hintergrundwissen über das Leben in den von Spanien besetzten Niederlanden und die rabiate Verfolgung der Reformierten. Aber ich weiß noch, dass ich mich etwa zwanzig Jahre lang mit Bruegel beschäftigt, mich an seinen Wohnorten umgeschaut und die Bilder in europäischen und amerikanischen Museen stundenlang angestarrt hatte. Siehe https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/die-frauen-des-malers/