898. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Verlustmeldung. Der Literat und Publizist Hans Magnus Enzensberger ist gestorben. Mit triumphalen 93 Jahren. Doch zu sagen: Der Mann hat ja was gehabt von seinem langen Leben, wäre Ignoranz. In diesem Fall muss es heißen: Die geistige Welt hat viel gehabt von diesem langen Leben und betrauert jetzt einen entsprechend großen Verlust. Zu den Trauernden zähle auch ich. Denn Hans Magnus Enzensberger hatte literarische Texte von mir gelesen und mir ab 1982 als Mitautor in „TransAtlantik“, dem von ihm und Gaston Salvatore gegründeten Kultur-Magazin von einmaligem Niveau, ein wichtiges Startbrett geboten. Möge er ruhen in Frieden, ich bleibe unfriedlich.

 

Jetzt hat eine Lektorin mich verwarnt, als ich etwas über Schwarz-Weiß-Zeichnung geschrieben hatte. Das gehe nicht, weil es an Hautfarben erinnere und deshalb diskriminierend sei. Da verlor ich plötzlich die ganze Farbpalette, weil Gelb so wenig ging wie Schwarz, Rot ebenso unmöglich war, Braun ohnehin nazifarben und Grün marsmännchenhaft und einseitig parteipolitisch. Mein Trost, dass mir bei dieser farblichen Überempfindlichkeit wenigstens Blau noch bliebe, wurde mir dann auch noch mit dem Hinweis genommen: Blau sein heißt besoffen sein. Also nur noch Weißzeichnung, was dann so aussieht:

 

 

 

 

 

Das Bürgergeld ist da. Bundestag, Bundesrat, Regierung und Opposition haben damit gemeinsam klargestellt, dass die ganze Genderei ein Quatsch ist. Kommt doch kein Mensch, kein Bürger und kein Wähler, kein Deutscher und kein Europäer auf den Gedanken, bei dem Ausdruck Bürgergeld fehle was. Kein Mensch macht sich die unsinnige Mühe, das Bürgergeld auch noch verkleidet in die rund zwanzig inzwischen entdeckten Geschlechtsvarianten auftreten zu lassen.

 

Jede Mutter ist glücklich, wenn das erste Wort, das ihr Kind lallt, Mama ist. Doch nach dem Willen des Europarates sollte das Kind den Ausdruck Elter benutzen, weil das nicht sexistisch sei. Mittlerweile schon eine alte Forderung. Nach Auskunft von Hebammen hat sich jedoch das Verhalten der Babys bisher kein bisschen gebessert.

 

Nebenbei bemerkt: Heute gibt es für alle, die einen Facebook Account haben, als kleine Überraschung eine Verlosung meines Wien-Buches: https://www.facebook.com/groups/historischeLiteratur

 

Unsereins hat neuerdings, anders als unsere Politiker, immer häufiger Schwierigkeiten mit den Bezeichnungen Milliarde und Billion, weil die nicht in unsere Vorstellungswelt passen, außerdem teilweise bei den Amerikanern einen anderen Wert haben als bei uns Europäern. Für Datenwissenschaftler sind die im Computerbereich anfallenden Mengen nicht mehr mit diesen Begriffen und Vorsilben wie Milli-, Mega- und Tera- zu fassen. Deshalb sind jetzt auf einer Expertenkonferenz in Versailles neue Maßeinheiten kreiert worden. Die neuen Vorsilben für Zahlen mit 27 bzw. 30 Nullen lauten ab sofort Ronna- bzw. Quetta-. Die extrem kleinen Maße heißen dann Ronto und Quekto. Danach hat der Planet Jupiter eine Masse von 2 Quettagramm, und der Durchmesser des gesamten beobachtbaren Universums ist 1 Ronnameter. – Jetzt komme ich doch gleich viel besser zurecht im Weltall.

 

Das Vereinswesen, für uns Deutsche angeblich der Lebensinhalt, hat durch die Corona-Einschränkungen starke Einbußen erlitten. Die Zurückhaltung der Leute bei näheren Kontakten führt überall – vom Gesangsverein über Herrenvereinigungen bis zu den Kirchen –zu krassem Mitgliederschwund. Und das Gegenmittel, das großzügige Küren von Ehrenmitgliedern, kann den Niedergang nicht wirklich aufhalten. Eine der Folgen ist, dass Ehepartner mehr miteinander zu tun haben. Die gerade veröffentlichte neue Kriminalstatistik über die Zunahme von Gewalt in deutschen Familien zeigt, wie das aussieht. 

 

Bin Goethes Anregung gefolgt: „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten.“ Habe auch in dem schwierigen Jahr 2022 zwei neue Bücher herausgebracht. Lektüre zum hellen Vergnügen und gleichzeitig auch noch hochinformativ, wie mir von allen Seiten gesagt wird: https://www.netzine.de/library/

 

 

 

 

 

 

 

 

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