891. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Russlands Eroberungskrieg in der Ukraine ist nicht zuletzt auch der persönliche Wettkampf zweier Meister ihres Fachs, die gegensätzlicher kaum sein könnten, repräsentieren sie doch die beiden wichtigsten Strategiefelder: Putin, der Magier der Geheimdienstarbeit, gegen Selenskyj, den Artisten der Öffentlichkeitsarbeit.

 

Die Schule entwickelt sich bei uns von einer Lehr-Institution zur Leer-Institution, weil immer weniger Menschen bereit sind, als Lehrer zu arbeiten, und immer mehr Kinder der Schule einfach fernbleiben. Dabei wächst der Berg der mehr oder weniger wissenschaftlichen Pädagogik-Literatur so, wie die Kultur-Bürokratie in Bund und Ländern wächst. Und kein Mensch kommt auf die Idee, die alten „Erfolgsrezepte“ Antiautoritär und Laissez-faire endlich in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken.

 

Die beiden mächtigen Institutionen der Manipulation des Massenbewusstseins, Kirche und Fernsehen, sind sich ähnlicher als gedacht. War es vor wenigen Jahren der Bischof von Limburg, so war es jetzt die Intendantin von Radio Berlin-Brandenburg, die sich viel zu wichtig nahm, weil von den Bürgern bzw. Opfern zu gut bezahlt und dabei nicht einmal von einer Wahl abhängig.

 

Schon absurd: Als die ersten Maschinen aufkamen, die menschliche Tätigkeiten viel schneller und gleichmäßiger ausführten, gab es Ängste und Aufstände, weil man befürchtete, die Maschinen würden die Arbeiter ganz überflüssig machen. Dagegen half nur der Hinweis, dass man doch viele Arbeiter brauche, um diese Maschinen herzustellen. Jetzt suchen die deutschen Maschinenbauer verzweifelt nach Arbeitern, ohne die sie ihre weltweit begehrten Maschinen nicht bauen und ausführen können. 

 

So sieht Leseförderung in Deutschland aus. Beispielsweise die bayerischen Gymnasiasten müssen in den letzten beiden Schuljahren fünf Bücher lesen, die von ihren Lehrern aus einer Liste mit 170 Titeln ausgewählt wurden. Das ist erschreckend wenig literarische Bildung, aber weil es ein Muss ist, garantiert erfolgreich darin, den Schülern für ihr weiteres Leben das Bücherlesen abzugewöhnen.

 

Welche Bedeutung hat das Buch in den Großstädten Deutschlands? Klar, dass man zuerst an Mainz und Gutenberg denkt, genau wie an Leipzig und Frankfurt am Main, die beiden Standorte der Deutschen Nationalbibliothek sowie der beiden großen Buchmessen. Mit Buchverlagen am reichsten bestückt sind in dieser Reihenfolge Berlin, München und Hamburg, doch schon auf Platz 7 folgt Leipzig. Das Spezialfach Buchwissenschaft bieten Universitäten an in Mainz, Münster, Erlangen, München und Leipzig. Doch in Leipzig soll dieser klassische Lehrstuhl jetzt nicht mehr mit einem Buchwissenschaftler besetzt werden. Kaum zu glauben, aber wahr: Leipzig verabschiedet sich vom Medium Buch zugunsten des heute modischen mediokren Medien-Allerleis.

 

Ich bin eingeladen, mein neues Buch „Goethe und Tschechow – Kühler Kopf und warmes Herz“ in der Hauptstadt vorzustellen, und zwar in der ältesten Buchhandlung Berlins, der Nicolaischen Buchhandlung. Das wird auch ein Video werden. Wer dabei sein möchte, ich freue mich auf Euch. Öffentliche Lesung, Eintritt frei, am Mittwoch, dem 7. 9. 2022, pünktlich 19.30 Uhr, Rheinstraße 65, direkt am Breslauer Platz. In einem kleinen 10-Minuten-Film habe ich über dieses Buch im Interview gesagt: https://www.velbrueck.de/Video-Podcast/ oder
https://www.youtube.com/watch?v=rO1_IiqInX0

 

 

 

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