890. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der neueste Trend: Den Tieren, und nicht nur denen, sondern auch der Natur allgemein soll endlich eine eigene Rechtspersönlichkeit zugesprochen werden, die von der Verfassung geschützt wird. Was so ungewöhnlich gar nicht sei, heißt es, haben doch auch Konzerne und Stiftungen eine eigene Rechtspersönlichkeit, so dass sie klagen und sich vor Gericht verteidigen können. Das klingt nach social fiction, dabei ist es kein Blick in die Zukunft, eher ein Blick zurück in unsere Vergangenheit. Gab es doch noch vor wenigen hundert Jahren Strafprozesse gegen Tiere. Die Kuh, von deren Horn der Bauer einen tödlichen Stoß erhalten hatte, weil er nicht aufgepasst hatte, wurde damals ganz selbstverständlich als Täterin gesehen, die für ihre strafwürdige Tat zum Tode verurteilt wurde.

 

Erst Anfang August 2022 konnte die Presse melden, dass die zuletzt schwer demente Trude Unruh, ehemals Mitgründerin des Seniorenschutzbundes „Graue Panther“ und sehr aktive Bundestagsabgeordnete, Ende November des Jahres 2021 im Alter von 96 Jahren gestorben ist. Mit dieser fast unglaublichen Verspätung der Meldung gibt die engagierte Seniorenvertreterin quasi aus dem Jenseits einen Hinweis darauf, dass bei uns in Sachen Lebensabend wesentliche gesetzliche Regelungen und die dazu passenden Einrichtungen fehlen. Denn ein alter Mensch ist mehr als bloß ein maroder Körper, der bis zuletzt mit dem Nötigsten versorgt und dann schnell entsorgt werden muss.

 

Überraschung? Zum ersten Mal, so lese ich, haben in England mehr nichtweiße Schulabgänger einen Studienplatz an einer der Elitehochschulen bekommen als weiße. Die Spitze bildeten dabei die Chinesen. Das hört sich gut an, doch spielt dabei eine Hauptrolle, dass die altehrwürdigen Institutionen vor allem viel Geld brauchen und mehr nichtweiße Familien bereit und in der Lage sind, pro Jahr zwischen 28.000 und 39.000 Pfund an Studiengebühr zu zahlen als weiße. Zudem ist diese Hochschätzung von Bildung schon ein typisches Hinterherhängen, ist höhere Bildung doch längst nicht mehr der Königsweg zu einem erfolgreichen Leben, wie jeder Blick auf die heute in den Medien gefeierte Prominenz zeigt. 

 

Wenn wir Deutschen gefragt werden, welches Unheil wir am meisten fürchten, nennen wir Krieg, Geldentwertung, Vertreibung, Krankheit, Altersarmut und dergleichen. Kein Mensch kommt darauf, dass uns die größte Gefahr von der Künstlichen Intelligenz (KI) droht. Denn wir denken nur an Industrieroboter – weltweit inzwischen rund drei Millionen – und an Haushaltshilfen – rund 30 Millionen weltweit bereits im Einsatz. Und wir erwarten eine Verbesserung der Verkehrssicherheit durch das autonom fahrende Auto, weil es uns von den vielen menschlichen Versagern befreit. Dabei übersehen wir aber, dass die KI ganz anders arbeitet als unsere menschliche Intelligenz. Und weil die KI in der Lage ist, sich selbst immer mehr beizubringen, ist der Roboter uns Menschen schnell überlegen. Dann herrscht eine Intelligenz ohne all die traditionelle Rücksicht auf Sitte, Moral und Recht, weil solche Abwägungen für jeden Zweifelsfall nicht ins Programm aufgenommen werden konnten. Und wir Menschen werden zu Quasi-Maschinen, total gleichgemacht, indem uns jede persönliche Eigenart ausgetrieben wurde. In einigen Staaten wird daran schon erfolgreich gearbeitet. Das ist die „schöne neue Welt“, die uns erwartet. 

 

Die dämliche Genderei bringt uns zurück zur Sprachlosigkeit. In der Bauordnung NRW soll eine gegenderte Formulierung stehen, die den Gender-Unsinn besonders verdeutlicht: „Treten bei einem Bauvorhaben mehrere Personen als Bauherrin oder als Bauherr auf, so kann die Bauaufsichtsbehörde verlangen, dass ihr gegenüber eine Vertreterin oder ein Vertreter bestellt wird, der oder die die der Bauherrin oder dem Bauherrn nach den öffentlich-rechtlichen Vorschriften obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen hat.“ Da hilft wohl nur noch eine Handvoll Emojis.

 

Unübertrefflich überzeugend, wie die Universität Oldenburg ihr dringendes Fachkraft-Defizit präsentiert hat. Auf Twitter schrieb sie: „Unsere Germanistik sucht eine(n) neue(n) Kolleg*in! Professur für Grammatik der deutschen Sprache. Wer kommt unsere Sprachwissenschaft in Oldenburg verstärken?“ Ich habe mich nicht gemeldet, weil ich nicht als überqualifiziert abgetan werden mag, bin also nicht der neue Kolleg geworden.

 

China ist brandaktuell. Jetzt schrieb mir eine Leserin aus Liechtenstein zu meinem China-Buch „Odysseus’ Dilemma“, das es auch als ebook mit dem Titel „Mensch in Menschenmassen“ gibt: „Ich habe noch nicht herausgefunden, was des Odysseus’ Dilemma ist, bin ja erst beim 2. Drittel des Buches angelangt. Ich muss aber gestehen: Niemals hätte ich erwartet, dass dieses Buch mich derart begeistert.“ https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/odysseus-dilemma-mensch-in-menschenmassen/

 

 

 

 

 

 

 

 

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