Passiertes! – Passierte es?
Was soll ich davon halten, dass mein Bundeskanzler den gehorsam versammelten Mikrofonen versichert, niemand werde in diesen schwierigen Zeiten alleingelassen? Und das, damit es jedes seiner Landeskinder versteht, auch noch in englischer Sprache: „You’ll never walk alone.“ Nun ja, das hat auch schon Frank Sinatra gesungen, und der war ein schlimmerer Finger, beruhige ich mich. Aber dann lese ich in Wikipedia, das sei eine Fußballhymne, sogar die berühmteste Hymne der Fußballgeschichte. Das heißt, ich muss Fußballer werden, natürlich nur passiver.
Freiheit, die ich meine: Aus Bad Wildbad wird gemeldet, dass in den dortigen Bädern für Nacktbadende nun zeitweise das Tragen von Badebekleidung erlaubt ist. In Freiburg im Breisgau hat man jetzt beschlossen, die Diskriminierung des weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmals, des Busens, zu beenden und das Baden oben ohne für alle Geschlechter in allen Frei- und Hallenbädern der Stadt zuzulassen.
Wie zurechtkommen mit der Hitzewelle? Der eine rät: Von 10 bis 10 alle Türen und Fenster geschlossen halten! Der andere rät: Von 10 bis 10 alle Türen und Fenster aufreißen! Recht haben sie – beide. Ich habe es ausprobiert.
Russland macht Eroberungen, zuerst die Krim, jetzt die Südost-Ukraine. Und man weiß nicht, ob man das als Erfolge bezeichnen kann. Jetzt erfährt man, dass seit Ausbruch des Ukrainekrieges die Zahl der Juden, die aus Russland nach Israel auswandern, dramatisch gewachsen ist, und fragt sich, ob es da Zusammenhänge gibt.
Heute überziehen uns Kriege nicht mehr bloß mit konventionellen und immer weiter entwickelten technischen Waffensystemen; daneben tobt heute der Cyberkrieg, eine Folge der totalen internationalen elektronischen Vernetzung. Kriege sind aber in erster Linie Wirtschaftskriege. Ihre Schlachtfelder sind internationale Vereinbarungen, ihre Erfolge und Katastrophen zeigen sich in Börsenkursen und Statistiken. Aber schon bei den Kriegen der alten Römer gegen die Griechen ging es auch um die kulturelle Vormachtstellung, und die wurde vor allem deutlich im Kampf um die Sprache. Das hat sich bis zum Zweiten Weltkrieg fortgesetzt, der ein Kampf um die Vorherrschaft des Englischen war, dessen Erfolge wir heute im Anglizismen- und Gender-Wahnsinn zu ertragen haben. Der neueste Sprachenkrieg findet gleich nebenan statt: Die Ukraine hat seit 2019 ein Sprachgesetz zur Stärkung des Ukrainischen, das in öffentlichen Einrichtungen als einzige Sprache verwendet werden soll; in Film, TV und Hörfunk soll es eine bestimmte Ukrainisch-Quote geben. Seit Mitte 2022 werden Verstöße geahndet. Allerdings haben manche der Amtspersonen, die für die Meldung und Verfolgung von Verstößen gegen das Sprachgesetz zuständig sind, Schwierigkeiten mit der Meldung in ukrainischer Sprache, weil sie nur Russisch gewohnt sind.
Der 17. Juli war der Internationale Emoji-Tag, an dem festgestellt wurde, welche Emojis auf Internet-Platformen am häufigsten erscheinen. Die weltweit beliebtesten von diesen Bildchen, die das sagen sollen, was die Leute sprachlich nicht ausdrücken können, sind aktuell das „Gesicht hält Tränen zurück“ neben „Herzhände“ und „Schmelzendes Gesicht“, so lese ich etwas irritiert. Ich glaube, da bleibe ich doch lieber bei meiner Mutter-pardon-Vater-Sprache Deutsch.
In der Zeitung sehe ich: Malta hat eine große Werbekampagne gestartet. Mit Recht. Hat der kleinste EU-Staat doch viel mehr zu bieten als Strandleben und Englisch-Unterricht. Da wird man leicht zum Malta-Fan, wie ich, und kommt immer wieder. Zuletzt habe ich sogar mein Weihnachtsessen im Gartenrestaurant einnehmen können, die leichte Jacke über die Stuhllehne gehängt. Aus meinen wiederholten Malta-Erkundungen sind meine drei Malta-Romane entstanden: Lese-Erlebnisse, die jeden Reiseführer ergänzen, von bleibender Aktualität:
https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/favoritin-zweier-herren/
https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/sarkophag/
https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/hypogaeum-triumph-der-venus-von-malta/