873. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Dass die Kinder von heute trotz Schulpflicht nach Lust und Laune die Schule schwänzen, gab es in ihrer Elterngeneration noch selten, in der Großelterngeneration war das sogar undenkbar. Deshalb ist die Reaktion darauf totale Ratlosigkeit. Und die Kinder werden sogar noch bestätigt in ihrem Bildungsverzicht durch immer mehr Beispiele von ganz großer Karriere in der Politik ohne die viele lästige Lernerei und ohne Bildungsabschlüsse. Dass diese Spitzenjobtypen immerhin andere Talente und viel Energie und Disziplin einsetzen, sehen die Kinder ja nicht. Vor der Jahrtausendwende war der Turnschuh-Minister noch eine einmalige Besonderheit, inzwischen sind die Negativ-Vorbilder schon Normalfälle.

 

Die Weltgesundheitsorganisation meldete, dass der Tabakverbrauch global sinkt. Offenbar der Erfolg einer ungewöhnlicher Entwöhnungskur: Hatten vor zwanzig Jahren die Mädchen und jungen Frauen, wo immer sie gingen, standen, saßen, eine Zigarette in der Hand, so fingern sie heute stattdessen stets an einem Smartphone herum. Und das hilft.

 

Der Krampf, den die Genderbewegten uns bieten, wird schon fast verständlich, wenn man sich einmal vor Augen führt, wie gern Wörter ihr Geschlecht wechseln. Ein passendes Beispiel bietet das Wort Gift, das ursprünglich für eine Gabe stand, egal ob gut oder schlecht, und feminin war, also die Gift hieß, was heute noch in dem Wort Mitgift nachhallt. Anfang des 15. Jahrhunderts war Gift nur noch eine schlechte Gabe und maskulin, da war der Gift gefährlich. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts ist es zwar immer noch etwas Schlechtes, aber jetzt das Gift, also ein Neutrum.

 

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden hat festgestellt, dass Deutschland (in den gegenwärtigen Grenzen gesehen) vor 200 Jahren, also zur Goethezeit,  rund 20 Millionen Einwohner hatte. Seitdem haben wir uns mehr als vervierfacht auf rund 83 Millionen. Kein Wunder, dass wir nicht mehr die Gartenlauben-Gemütlichkeit der Biedermeierzeit genießen können. Und die neue Bundesregierung hat schon angekündigt, dass es noch viel ungemütlicher wird.

 

Viele Europäer sehen die EU als bürgerfernes Gebilde, weil in den EU-Institutionen die englische Sprache dominiert. Nur knapp ein Prozent der Europäer sind englische Muttersprachler, trotzdem wurden im Jahr 2018 rund 95 Prozent aller Dokumente im EU-Rat auf Englisch verfasst. Eine Absurdität. Jetzt appellierte deshalb eine unabhängige französische Kommission, gestützt auf den Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag, an die französische und deutsche Regierung, die Sprachenvielfalt zu fördern. Dadurch könne die Sinnhaftigkeit der europäischen Institutionen gestärkt werden. Denn die Dominanz des Englischen führe zu einem Niedergang der französischen und deutschen Sprache. Auch die neue deutsche Bundesregierung solle sich hierfür einsetzen. Vermutlich nur ein weiterer Appell ohne Wirkung, weil sämtliche Politiker großtun wollen mit ihrem mühsam hochgestelzten Schulenglisch.

 

Die polnische Regierung verweist hartnäckig darauf, die einzelnen Staaten der EU gäben zu viel auf, wenn sie es hinnehmen, dass Brüssel sich immer mehr zur Hauptstadt Europas entwickelt und die EU-Institutionen allmählich zu Organen einer Europa-Regierung werden. Der allerneueste Fehlgriff ist gerade noch verhindert – oder nur verschoben – worden: Die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die EU-Gleichstellungskommissarin gestoppt. Die wollte uns doch tatsächlich in einem Leitfaden vorschreiben, dass wir Begriffe wie Weihnachten und den Namen Maria und die Anrede Damen und Herren nicht mehr benutzen dürfen. Die Kommissarin musste ihren Entwurf zurückziehen. Noch mal gut gegangen, möchte man da sagen.

 

Viele behaupten, gern Bücher zu lesen. Aber was lesen sie? Sachbücher sind was für Wissbegierige, zumindest solange sie noch nicht bemerkt haben, dass man die interessanten Einzelheiten genauso schnell vergisst, wie man sie aufgenommen hat. Unterhaltungsliteratur, wie die großen Publikumsverlage sie bieten, hat natürlich ihre Existenzberechtigung; hilft sie doch über so manche Alltagsschwierigkeit hinweg. Denselben positiven Effekt hat auch die anspruchsvollere Belletristik, die aber voraussetzt, dass die Leser eine Antenne für kunstvolle sprachliche Formulierung haben. Mit ihren Voraussetzungen noch eine Stufe höher stehen philosophische Bücher, die nur etwas für die Zeitgenossen sind, die noch fragen woher, warum, wozu und wieso. Aber man kann stattdessen auch einfach nur die Bild-Zeitung lesen.

 

Zigtausende sind in den verschiedenen Organisationen der Malteser eingeschrieben, genau wie Zigtausende in den Johanniter-Organisationen. Für sie alle habe ich quasi als ihr Chronist den Tatsachenroman „Favoritin zweier Herren“ geschrieben. Über die ersten 800 Jahre ihrer Organisation. Hochinformativ und trotzdem spannend. Doch jetzt hörte ich, dass immer noch nicht alle Johanniter und Malteser dieses Buch besitzen. Vielleicht findet sich ja jemand, der es ihnen schenkt. Passt doch terminlich. Ist ja in allen Buchhandlungen und bei allen Buchversendern zu bekommen. Informationen zu diesem einmaligen Werk sowie Leserurteile und der Anfang als Leseprobe unter https://www.netzine.de/library/walter-laufenberg/favoritin-zweier-herren/

 

 

 

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