868. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Nun haben wir im Deutschen Bundestag 735 Abgeordnete mit jeweils mehr als 10.000 Euro Einkommen im Monat, großzügiger Altersversorgung und vielen weiteren Vorteilen. Damit haben wir jetzt das nach China größte Parlament der Welt. Aber keine Sorge, die Chinesen, die schaffen wir auch noch. Versprochen!

 

Die Pandemieleugner, die hinter Corona eine Steuerung durch die Regierung vermuten und deshalb sogar von einer Plandemie sprechen, werden inzwischen eindeutig widerlegt durch die Tatsache, dass in den Jahren 2020 und 2021 jeder Einzelne von uns viel weniger Geld ausgegeben hat als vorher. Dass wir so sparsam leben, das hat ganz sicher kein Planer uns antun wollen.

 

Jetzt erfahren wir aus der Zeitung, wie unterschiedlich der Hass in den sozialen Medien sich vor der Wahl über die drei Kanzlerkandidaten ergossen hat: 27.500 Beleidigungen für Armin Laschet, 6.700 für Olaf Scholz und 5.500 für Annalena Baerbock. Das heißt, je weiter links ein Kandidat steht, umso weniger wird er beleidigt. Bemerkenswert. Dass Armin Laschet es jetzt trotz dieser Aufdeckung der herrschenden Tendenz in den sozialen Medien wagt, öffentlich gegen die neue Mode der Sprachverbote anzukämpfen, zeigt, wie mutig der Mann mit dem dicken Fell ist.

 

In dem Werberummel für den Deutschen Buchpreis ist den hochgeschätzten Literaturkritikern leider ein Fehlerchen unterlaufen. Bei den Beurteilungen des Romans „Zandschower Klinken“ war immer wieder von „Zandschower Kliniken“ die Rede, so dass Amazon das sogar übernommen hatte. Dabei ging es überhaupt nicht um Krankenhäuser. Das erinnert mich an den Doktoranden, der eine Dissertation über den Königsberger Philosophen Immanuel Kaut eingereicht hatte und damit scheiterte. Was soll’s? Kann doch jedem passieren, dass er mal was überliest.

 

An der Universität Bonn gibt es „Informationen und Anregungen zum Umgang mit Inhaltshinweisen in der Lehre“. Ein vom Gleichstellungsbüro mit Uni-Logo verschickter Leitfaden, der die Studenten davor bewahren soll, durch wissenschaftliche Erkenntnisse verwirt zu werden. Negative Emotionen und Stress soll es im Studium nicht geben. Man soll sich nicht von der Konfrontation mit Themen wie Rassenhass und Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Klassenkampf oder Pornografie ärgern lassen. Man kann solche Vorlesungen oder Seminare ja meiden. So wird das Studium ein Besuch im Paradies. Fragt sich nur, wie derart liebevoll gepamperte Akademiker im späteren Leben bestehen sollen.

 

Aus einem jetzt veröffentlichten Bericht zur Lage der deutschen Sprache an den Schulen geht hervor, dass die schon immer bestehende Kluft in der Sprachbeherrschung zwischen Kindern aus bildungsfernen und bildungsnahen Familien größer geworden ist. Und auch die Schere zwischen Gymnasial- und Gesamtschülern hat sich noch weiter geöffnet. Die Fehlerquote nahm allgemein zu. Die Unsicherheit in der Groß- und Kleinschreibung ist sogar um das Dreifache gestiegen. Was in dem Bericht nicht gesagt wird: Die sogenannte Rechtschreibreform, die das Schreiben leichter machen sollte, hat das Gegenteil bewirkt: Das Schreiben ist schwieriger und fehlerhafter geworden, damit auch das Lesen des vermasselten Geschriebenen, wie man ja täglich bei Facebook erleben kann.

 

Meine kleine Balkonspinne hat mir vorgeführt, was Perfektion ist. Ein exakt kreisförmiges Netz mit 26 cm Durchmesser, bestehend aus 18 konzentrischen hauchfeinen Kreisen hat sie gebaut. Und das kann ich noch drei Tage später als vollkommenes Gebilde bewundern. Die Spinne, die ihre Kräfte und Säfte für das vergeudet hat, was mir als Kunstwerk erscheint, sie wusste ja nicht, dass es so gut wie keine Insekten mehr gibt. Auch keine Sozialleistungen, keine Notversorgung und keine Katastrophenhilfe. Wenn ich nur wüsste, wie ich meiner Spinne helfen kann. Soll ich etwa selbst auf Insektenjagd gehen?

 

Jetzt ist der Gossen-Preis 2021, die höchste Auszeichnung der deutschsprachigen Wirtschaftswissenschaften, an den jungen Wirtschaftswissenschaftler Florian Scheuer verliehen worden. Gratulation! Aber wie immer hat die Presse Schwierigkeiten mit dem Namensgeber dieses Preises. Der aus Düren stammende große Entdecker Hermann Heinrich Gossen, der leider nur von 1810-1858 gelebt hat, wird als Anwalt und Ökonom bezeichnet, was er beides nicht war. Das lässt mein Buch „Die Berechnung des Glücks – Das Leben des Hermann Heinrich Gossen“, in dem sein höchst unordentliches Leben in aller Intimität nachgezeichnet wird, permanent aktuell bleiben. Und eins ist sicher: Wer diese Biografie gelesen hat, lebt anschließend genussbetonter. Gossen sei Dank! Siehe https://www.netzine.de/library/

 

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