865. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet. Gibt es doch bei jeder Wahl zwei Monate lang so ein scheußliches Großflächenplakat, das rücksichtslos in die schöne Landschaft und mir in den Blick vom Schreibtisch aus gesetzt wird. Jetzt steht es da, und ich habe es erst einen Tag später bemerkt. Weil es ganz in Grün mit kaum lesbarer weißer Schrift so daherkommt, dass es sich auf dem grünen Rasen unter den Bäumen überhaupt nicht von seiner Umgebung abhebt. Für diese Zurückhaltung muss ich den Grünen wirklich dankbar sein.

 

Meldung der Tagesschau am 23. 8. 2021 im 1. Programm des Fernsehens zur Situation am Flughafen Kabul: „Es gab einen Schusswechsel mit einem Toten.“ (Sic!)

 

Wozu noch Deutsch lernen? Besonders in Berlin, München und Frankfurt/Main zu beobachten: Inzwischen wird schon jede siebte Stellenausschreibung nur auf Englisch publiziert, weil man deutsche Sprachkenntnisse für den angebotenen Job nicht mehr für erforderlich hält. Was im IT-Bereich noch verständlich ist, aber in vielen anderen Bereichen, etwa der Mode oder der Werbung, nur als affig zu bezeichnen ist.

 

Gerade erst ist es modern geworden, auf den weißen Mann zu schimpfen, da zeigt der neue Volkszählungsbericht der USA, dass dort die Spanischstämmigen einen starken Zuwachs hatten. Jetzt stellen sie schon etwa 20 % der Bevölkerung. Auch die Asiatischstämmigen haben ihren Anteil an der Bevölkerung erhöht, nämlich auf ca. 6 %. Beide Gruppen haben damit ihren Anteil in den vergangenen dreißig Jahren verdoppelt. Nicht so die Weißen. Die stellen zwar immer noch etwa 60 % der Bevölkerung, doch leben jetzt 400.000 Weiße weniger dort als im Jahre 2010, und keiner weiß so recht, warum. Dagegen ist die Tatsache, dass der Anteil der Schwarzen mit rund 12,5 % unverändert geblieben ist, vermutlich damit zu erklären, dass in den USA traditionell unverhältnismäßig viele Schwarze in Gefängnissen festgehalten werden. Auch eine Methode der Empfängnisverhütung.  

 

Jetzt werden die beschimpft, die den Truppenabzug aus Afghanistan befohlen haben. Die verteidigen sich damit, sie wollten nur korrigieren, was ihre Vorgänger falsch gemacht haben. Der Versuch, allen Völkern, egal in welchem Stadium der Entwicklung sie sich befinden, Demokratie und freie Wirtschaft zu schenken, war doch mehr als naiv. Und als Konzession an die heimische Rüstungsindustrie, die zum Testen und als Absatzförderung immer Kriege braucht, sind Befehle zu solchen Auslandseinsätzen schon als verbrecherisch einzuordnen. Sie lassen die litaneiartig betonten Verweise auf unsere westlichen Werte hohl klingen.

 

Wenn ich Fernsehfilme anschaue, fällt mir auf, dass mir in beinahe jedem Film Leute beim Zähneputzen vorgeführt werden. Woraus ich folgere: dahinter muss ein Interessenverband stehen, der die Filme mitfinanziert. Aber welcher? Ein Verband der Zahnärzte, überlege ich, kann es nicht sein, würde der sich doch mit der Propagierung des besonderen Schutzes der Zähne einer Geschäftsschädigung seiner Mitglieder schuldig machen. Oder ist diese kunstborstige und cremeschäumende Zähneputzerei – immerhin eine total unnatürliche intensive Beeinflussung der körperlichen Vorgänge – vielleicht gar nicht so gesund? Mund zu und alle Fragen offen.

 

Ich zitiere aus einem Gutachten des Wissenschaftlers Andreas Urban, der in der Literaturzeitschrift literaturkritik.de über mein neuestes Buch „Der Dritte“ geschrieben hat:
Laufenberg kam in den 1930er Jahren als drittes Kind einer rheinländischen Familie auf die Welt. Und schon seine Zeugung war – so schildert er es am Anfang seines Buches – nichts für schwache Nerven. Besser gesagt: nichts für ordnungsliebende Gemüter. Denn der Vollzug der ehelichen Pflicht hatte in den Augen der Beteiligten bitte ordentlich über die Bühne zu gehen. Also mit Verhütung und ohne erneute Schwangerschaft. Doch das ging gründlich daneben und Walter Laufenberg erblickte das Licht der Welt. Als Dilemma seiner Familie macht Laufenberg in Der Dritte den kleinbürgerlichen Sinn für Ordnung aus, der zum Leitmotiv des Buches wird. Eine Ordnung, die sich in der Familie allzu häufig aufgrund von äußeren Nöten ins Gegenteil verkehrte. Mit dem Leitspruch dieses Buches, dass „nur die Unordnung […] genuin menschlich“ sei, gibt sich Laufenberg als deutlich entspannterer Zeitgenosse zu erkennen.

 

 

 

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