863. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Es gibt Leute, die allen Ernstes den Begriff schwarz sogar bei so neutralen Ausdrücken wie Schwarzfahren oder Schwarz-Weiß-Zeichnung tilgen wollen, weil sie ihn als rassistisch bewerten, Diese Verrückten werden dafür sorgen, dass wir wirtschaftlich bald keine schwarzen Zahlen mehr schreiben. Für unsere Zukunft sehe ich sch – nein, grün.

 

Weil die Lufthansa die bisher übliche Begrüßungsformel mit „Damen und Herren“ abschafft, um für sämtliche geschlechtliche Varianten Platz in ihren Maschinen zu schaffen, bekommt sie jetzt von vielen Seiten Hilfestellung. Da werden Vorschläge gemacht wie „Tach“ oder „Moin“. Ich glaube, dass wir uns demnächst immer mehr mit Formulierungen behelfen werden, die so abgeschliffen sind, wie es im Englischen üblich ist. Beispielsweise: „Guten Morgen, Gästs!“ oder „Verehrte Kunds!“ würde alle umfassen und auch von allen verstanden.

 

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern verschwinden die Bücher. Überall werden Sendungen zur Literatur gekürzt oder ganz eingestellt. Eigentlich erstaunlich – aber auch ein Glück, dass Funk und Fernsehen erst so spät entdecken, dass sie mit Buchtipps und Literaturdiskussionen ihre Konkurrenz unterstützt haben. Damit wird deutlich: Wir Bücherleser kommen in unserer Zeit des allgemeinen Gequassels und der Bildchenguckerei sowie des rhythmischen Gewackels wieder zurück zu dem besonderen Adel, von dem es vor 900 Jahren geheißen hatte: „Ein Ritter so gelehret was, dass er in den Buochen las.“

 

Nachdem der Europäische Gerichtshof festgestellt hat, dass Arbeitszeitverordnungen auch für die Soldaten der europäischen Staaten gelten, einschließlich der Arbeitszeiterfassung und der Höchstgrenze von 48 Stunden in der Woche, machen Armeen von totalitären Staaten ihre Soldaten in speziellen Sprachkursen fit für das Verständnis neuer Unterwerfungsformeln. Beispielsweise: Wenn aus  der stärksten europäischen Armee, der französischen, der Ruf zu hören ist „Fin du travail!“, ist zur Schonung der eigenen Kräfte und Ressourcen der Angriff sofort einzustellen, bei der zweitstärksten Armee, der deutschen, sobald dort „Feierabend!“ gerufen wird.

 

Schon kurios. Beim öffentlichen Geschreibsel und Gerede prägt der Status der Journalisten die Sprache. Freie Autoren, die nach Zeilen beziehungsweise Sendeminuten bezahlt werden, nehmen gerne die neue Möglichkeit wahr, in einem Bericht litaneimäßig ein Dutzend mal Bürger und Bürgerinnen, Wähler und Wählerinnen oder Helfer und Helferinnen zu erwähnen. Das füllt. Die in festem Gehalt stehenden Journalisten dagegen können auf diese Mätzchen verzichten und sich mit Gendersternchen und ähnlichem Schnickschnack behelfen, wenn sie sich als die besseren Menschen darstellen wollen. Mit Geschlechtergerechtigkeit hat die eine wie die andere dumme Mode natürlich überhaupt nicht zu tun.

 

Die Erwärmung der Meere bringt mehr und schwerere Regenwolken über die Länder, so erfahre ich von Klimaforschern. Wenn ich dann meinen Globus anschaue, packt mich Entsetzen. Kann ich ihn doch so drehen, dass ich plötzlich fast nur noch Meer sehe, mit ein paar lächerlichen Inselchen und Fetzchen Land da und dort am Rand meines Sichtfeldes. Das heißt, wir Landlebewesen haben verdammt schlechte Karten, und das offensichtlich schon von Natur aus.

 

Anfang August letzten Jahres habe ich für den deutsch-französischen Fernsehsender arte einen Vormittag lang im Heidelberger Schloss den Hofnarren Perkeo wiederaufleben lassen. Daraus ist eine Sendung über Heidelberg und den Zwerg von Heidelberg – und mich – geworden, die am 11. Dezember 2020 ausgestrahlt wurde. Wenn Ihr sie verpasst habt, kein Problem. Der Kurzfilm mit dem Titel „Der trinkfeste Hofnarr von Heidelberg“ ist bei arte noch bis gegen Ende nächsten Jahres zu sehen, und zwar in der Reihe „Stadt Land Kunst“, und jetzt auch hier: https://www.arte.tv/de/videos/101124-004-A/der-trinkfeste-hofnarr-von-heidelberg/ 

 

 

 

 

 

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