845. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

In der Weltpresse die erstaunte Frage: Warum begeistern sich so viele Amerikaner nach wie vor für Donald Trump, der sich so unmöglich aufführt? Meine Antwort: Donald Trump ist die Verkörperung des uramerikanischen Prinzips „I do it my way“. Was aber für die Masse der einfachen Menschen ein Wunsch ist, der mangels Möglichkeiten immer Wunsch bleibt. Da bietet sich die Begeisterung für Trump als Ersatzbefriedigung an.

 

Ein von besonders polyglotten – oder besonders witzigen –  Bildungsfunktionären erarbeitetes neues Lernportal macht in Schleswig-Holstein großen Spaß. Das neue Lernsystem mit dem überaus geistreichen Namen „its learning“ trägt im Internet das dort übliche Landeskürzel Sh vorneweg und liest sich deshalb als „Shits learning“.

 

Das Goethe-Institut, ein eingetragener Verein mit insgesamt 157 Instituten im In- und Ausland, ist die wichtigste Einrichtung zur weltweiten Verbreitung der deutschen Kultur. Aber in diesem Jahr war das Goethe-Institut beinahe zahlungsunfähig. Denn wegen der Corona-Beschränkungen fielen die Gebühren für Deutsch-Sprachkurse weg, die normalerweise etwa ein Drittel des Gesamtetats ausmachen. Das Auswärtige Amt half mit Überbrückungsgeldern. Zweifellos eine notwendige Maßnahme. Kultur ausnahmsweise einmal als systemisch erforderlich gesehen. Wird doch der internationale Wettbewerb der Kulturen immer härter, und das nicht nur durch private Sprachschulen und Online-Kurse. Kulturpolitik bringt zwar in der Presse weniger große Schlagzeilen als andere Politikfelder, doch wissen die Staatsführer, um was es geht. Russland unterhält inzwischen in 80 Ländern insgesamt 97 Kulturniederlassungen, Puschkin-Institute genannt. Und China hat es sogar schon weltweit auf 541 Kulturniederlassungen gebracht, die Konfuzius-Institut heißen. 

 

Einen jährlichen Buchpreis für in deutscher Sprache geschriebene Literatur gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und in der Schweiz. Immer Aufmerksamkeit erregend und den Umsatz anregend. Dabei bleiben die kleinen Unterschiede dieser drei Preise im Allgemeinen ungenannt: Den Deutschen Buchpreis können auch Deutsche bekommen, den Österreichischen Buchpreis bekommen meistens Österreicher, und den Schweizer Buchpreis gibt es nur für Schweizer.

 

Bartträger werden zu Opfern der Corona-Pandemie. Weil die für viele Situationen mit Strafandrohung vorgeschriebene Mund-Nasen-Maske bei Vollbart, Backenbart und weit ausschwingendem Schnauzbart nicht passgerecht angelegt werden kann, sehen Bartträger sich zur Selbstbeschneidung gezwungen. Wollen wir hoffen, dass diese Reduzierung des Gesichtsschmucks nicht gleich als Tortur empfunden wird und als Restbart nur noch ein kleines Bartquadrat mitten unter der Nase übrig bleiben lässt. 

 

Das Leibniz-Institut für deutsche Sprache in Mannheim macht darauf aufmerksam, dass die englischen Wörter Lockdown und Shutdown für die bei uns geltenden aktuellen Einschränkungen beide nicht passen. Was die Frage aufwirft, wie man die Einschränkungen stattdessen nennen müsste. Eine Frage, auf die wohl nur wir Deutschen kommen können. Meine Antwort: Einschränkungen.

 

Man sagt, gesammelt werde alles. Aber stimmt das? – Um sich als eine echte Sammlerpersönlichkeit aufzubauen, lässt mancher sich echt Verrücktes einfallen. Ein besonders drastisches Beispiel: Einer meiner Bekannten hat jetzt einen aufgegebenen Gutshof gekauft, um endlich genügend Platz zu haben für seine Sammlung alter Telefonkabinen. Wohlgemerkt, alle ohne Anschluss, aber in vielen Farben und mit tollen Verzierungen. Für Psychologen sind alle Sammler mit demselben Tick geschlagen, also in krassem Unterschied zu ihren formen- und farbenreichen Sammlungen sehr einheitlich. Vermutlich gibt es deshalb keine Sammler von Sammlern.

 

Die Linguisten haben die richtigen Trostworte parat für alle, die meinen, die Frauen müssten in unserer Sprache durch irgendwelchen Genus-Unfug gleichbehandelt werden. In dem Ausdruck „sieben Tage lang“ sind ohne besonderen Hinweis auch die Nächte eingeschlossen. Ebenso in „alle vierzehn Tage“. Kein Mensch käme auf die Idee, die Nächte würden unterschlagen. Und Wendungen wie „wer“, „irgendwer“, „jemand“ und „niemand“ werden immer nur in dieser scheinbar männlichen Form benutzt, weil es überhaupt nicht möglich ist, sie zu beugen.  

 

Irgendwann werden wir wieder so herumreisen können, als gehörte uns die ganze Welt. Bis dahin bietet es sich an, bequem im Lesesessel in fremde Länder zu fliegen. Dafür hier drei Bücher, die unbedingt empfehlenswert sind, zum Verschenken wie zum Genießen: Israel und New York in „Die Triangel“, vom Kreuzfahrtschiff aus die „Karibik ohne Kannibalen“ sowie das geheimnisvolle Island in „Der gemalte Tod“. Zu diesen Büchern alle Informationen unter www.netzine.de/library/.

 

 

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