842. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Es gibt Länder, in denen am Staatsfeiertag alles in vollem Flaggenschmuck ist. Deutlich anders Deutschland am 3. Oktober. Hier war davon nichts zu sehen. Die Siegermächte haben uns Deutschen nach dem Krieg bei der Umerziehung neben dem Nationalsozialismus allen Nationalstolz und das Talent zum Sich-Freuen gleich mit ausgetrieben. Dabei dürften wir doch mit recht stolz sein auf die friedlich vollzogene Wiedervereinigung und auf so manches Andere in Kultur und Wirtschaft.

 

Meine Tageszeitung berichtet: Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung besaßen 2019 rund 84 % des gesamten Vermögens der Welt. Aber schon seit der Jahrhundertwende ist der Vermögensanteil der reichsten 10 Prozent im Sinken, während der Anteil des einen Prozents, das am allerreichsten ist, steigt. Nun ja, – ich bitte um Pardon, dass mir diese Verschiebung der Gewichte nicht den Schlaf raubt. Ich kann mich doch nicht um alle kümmern.

 

Was bleibt einem als Satiriker noch, wenn Möchtegern-Politiker die Satire schon auf die Spitze treiben? Der rot-blutrot-grüne Berliner Senat hat einen Leitfaden zur „diversitäts-gerechten Sprache“ herausgegeben. Er verlangt allen Ernstes, die Landesbediensteten sollten statt „Ausländer“ schreiben: „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“. Und sogar die „Menschen mit Migrationshintergrund“ wissen die Berliner noch weiter zu veralbern als „Menschen mit internationaler Geschichte“. Da hat man doch gleich wieder das Lied im Kopf: „Du bist verrückt, mein Kind, du musst nach Berlin …“

 

Ein älteres Ehepaar beim Müsli-Frühstück belauscht. Sie: „Aber wir sind uns doch einig, wir müssen alles für unsere Gesundheit tun.“ Er: „Ja – aber was haben wir von der Gesundheit?“ Sie: „Dass wir länger so leben können, wie wir leben.“ Er: „Also länger alles für unsere Gesundheit tun müssen.“

 

Ich wurde gefragt: Was ist der Unterschied zwischen Genealogie und Genialität? – Mit viel Mühe verschaffen wir uns einen Überblick über zwei bis drei Generationen nach uns und zwei bis drei Generationen vor uns. Genealogie ist also eine Sache von gerade nur etwa sechs Generationen, nur selten ein paar mehr. Genialität dagegen ist, etwas als Unsinn zu entlarven, was sechstausend Generationen von ihren Eltern gelernt haben, nämlich die Erde sei der Mittelpunkt des Alls, um den sich Sonne, Mond und Sterne drehen. 

 

Jetzt wagt die Verkäuferin aus Corona-Vorsicht es nicht mehr, den vom Kunden mitgebrachten Behälter anzufassen, und packt die Ware lieber in Wegwerfplastik; und der Kunde ist mit seinem alten Ford in die Innenstadt gefahren, weil ihm die Luft in der Straßenbahn zu gefährlich war. In der Konkurrenz von Gesundheitsschutz und Umweltschutz ist die Umwelt die Verliererin. Dabei wäre es – objektiv gesehen – besser, die Präferenzen zu tauschen, weil mehr Tote durch vernachlässigten Gesundheitsschutz der Umwelt zugute kämen. Gibt es doch keinen schlimmeren Umweltschädling als den Menschen.

 

Wenn man sich klar macht, dass wir in den letzten hundertfünfzig Jahren unsere Luft so bedenkenlos vergiftet haben wie den Boden und die Meere, und dass wir nicht wissen, wohin mit all dem noch Jahrhunderte lebensgefährlich bleibenden Atommüll, sich auch klar macht, dass wir unvermeidlich immer mehr Mikroplastik essen und dass wir jetzt schon kein Trinkwasser mehr haben, das frei ist von den Giften durch die Überdüngung der Äcker und von schädlichen Hormonen aus den Wässerchen der Frauen, wenn man das alles sich eingesteht, dann hat man fast schon Verständnis für die Leute, die immer lascher mit dem winzigen und unsichtbaren Corona-Virus umgehen, von dem man doch noch gar nichts spürt. Weil es immer die anderen trifft. – Noch.

 

Der amerikanische Student Stephen C. Merrick hat damit angefangen. Er hatte sich als Thema für seine Master-Arbeit mein Buch „Ratgeber für Egoisten“ vorgenommen. Das Ergebnis „Walter Laufenberg’s Laufenberg Instinct“ steht  schon lange als Buch in der Fachbibliothek der Arizona State University, Phoenix, USA. Inzwischen nehmen Studierende es gerne wahr, dass ich im NETZINE als Autor für Historisches, für Reisen, für Krimis, für Biografien und so weiter aufgeführt bin (www.netzine.de/autor/). Diese Aufteilung in einzelne Literatursparten macht es natürlich leichter, sich mit dem Werk eines modernen Autors zu beschäftigen.

 

Wer im Moment keine Reisen machen will, dem bietet sich eine elegante Ausweichmöglichkeit: Er kann sich noch viel mehr Genuss verschaffen durch das Lesen über Reisen. Mach ich so. Zum Beispiel mit dem Buch „Hohe Zeit“. Hat mir jetzt viel gegeben,  ̶  obwohl mir auffiel: Das kenne ich doch schon. 

 

 

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