840. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die Medien servieren uns tagtäglich Massenproteste da und dort, rund um den Globus. Die Bilder gleichen sich, doch die Anlässe sind alles andere als gleich. Während es in Belarus, in den USA und Russland sowie in Hongkong um die Grundrechte des Menschen geht, genau wie in vielen südamerikanischen, afrikanischen und anderen asiatischen Staaten, ähneln die Massenproteste in den Freizeitgesellschaften Deutschlands, Frankreichs und Britanniens oft mehr den Narrenfesten, wie sie im Mittelalter üblich waren: Einfach mal lospoltern, weil es Spaß macht, und keinerlei Verbote akzeptieren.

                                                                              

Unsere Achtundsechziger hatten noch geglaubt, die wahre Volksherrschaft herstellen zu können, indem sie vermieden, dass es Unterlegene gibt, wie bei Mehrheitsentscheidungen unvermeidbar. Das Rezept dazu boten ihnen zwei große Vorbilder, die Einstimmigkeit verlangten, nämlich die Papstwahl und einige europäische Institutionen. Doch die Ernüchterung, weil die römische Kirche nicht als Ausstellungsstück der Demokratie taugte, war genauso unausweichlich, wie die Aufweichung des Einstimmigkeitsprinzips in Brüssel. Macht nichts, konnten sich viele Altachtundsechziger sagen. Waren sie doch beim Marsch durch die Institutionen inzwischen pensionsberechtigt geworden.

 

Die neuseeländische Ministerpräsidentin hat die Höchststrafe für den Massenmörder von Christchurch, der 51 Menschen ermordete und das per Helmkamera ins Internet übertrug, noch erhöht. Sie hat öffentlich empfohlen, dass der Name des Täters nie wieder genannt werde. Eine kluge Frau, die verstanden hat, worum es bei derart – eigentlich sinnlosen – Verbrechen geht, nämlich um das Ich des Täters. Vgl. Herostrat in Laufenbergs Läster-Lexikon (www.netzine.de/category/h/page/3/).            

 

Nicht nur Künstler und Forscher, Sportler, Politiker und Verbrecher, nein, jeder hat das Ziel, sich einen Namen zu machen. Und dieser Name ist in den westlichen Gesellschaften der Familienname, weil der nicht ganz so häufig vorkommt wie der Vorname. Doch moderne Flachdenker propagieren eifrig das Du mit dem Vornamen statt des Sie mit dem Nachnamen. Dieses vertraulich tuende Gerede mit Anna und Fritz, Maria und Horst, ist im Endeffekt die perfekte Methode der Anonymisierung. Denn was nach besonderem Entgegenkommen aussieht, das verdeckt das totale Desinteresse an dem Gegenüber, den man ja allein mit der Kenntnis seines Vornamens nie mehr kontaktieren kann.

 

Ich frage mich: Ist es ein gutes Zeichen oder ein schlechtes, dass in der Öffentlichkeit das Wort korrupt öfter gebraucht wird als das Wort korrekt? Bringt die Verwendung des Begriffs Korruption, wie in Laufenbergs Läster-Lexikon nachzulesen ist, doch verheerende Nebenwirkungen (www.netzine.de/category/k/page/5/). 

 

Gut 7 Milliarden Menschen leben neben mir auf der Erde, die meisten leider ganz und gar vergebens, wie ich in der mir angeborenen extremen Bescheidenheit feststellen muss. Weil ihre Lebensumstände ihnen nicht die Gelegenheit geben, wenigstens einmal im Leben ein Buch von mir zu lesen.

 

Die Meere sind zugemüllt mit Plastik, das langsam und unaufhaltsam zerrieben wird und als Mikroplastik in die Nahrungskette gelangt. Auch wir Menschen nehmen permanent Mikroplastik in unseren Organismus auf. Ich habe gelernt, dass ich zu etwa zwei Dritteln aus Wasser bestehe. Doch weiß ich nicht, zu wie viel Prozent das übrige Drittel meines Körpers jetzt schon aus Plastik besteht. Jedenfalls wird das Jahr für Jahr mehr. Deshalb kann ich davon ausgehen, dass irgendwann in naher Zukunft unsere Nachkommen die ersten Plastiken sein werden, die belebt sind und herumlaufen. Schöne neue Welt.

 

Zum aktuellen Thema Homeoffice ein Blick in unsere jüngere Geschichte: In der Zeit der Industrialisierung haben die beiden traditionellen Hauptsysteme des Produzierens eine gegensätzliche Entwicklung durchgemacht. Dem Manufaktursystem (alle arbeiten unter einem Dach) ging bei der rasanten Vergrößerung der Aufträge bald die Luft aus. Dagegen konnte sich das Verlagssystem (Heimarbeiter und Kleinproduzenten arbeiten für ein Vertriebsunternehmen) den wachsenden Aufträgen problemlos anpassen. Nun sieht es so aus, als ob sich diese Entwicklung und damit die im Bereich Produktion gemachte positive Erfahrung im Bereich Verwaltung wiederholte. Unternehmen und öffentliche Institutionen sind plötzlich mit den Vorteilen und Vorlieben der Arbeit im Homeoffice konfrontiert. Nur Mut!

 

Die geplante Feier zum Erscheinen des neuen Buches „Zwei vor Zwölf“ musste ich wegen Corona leider absagen. Da tut ein Blick zurück gut, nämlich auf das Fest 2010 zum Erscheinen des Buches „Favoritin zweier Herren“, das die ersten 800 Jahre Geschichte der Johanniter und Malteser zum Erlebnis werden lässt. Mehr als siebzig Freundinnen und Freunde feierten mit uns in der Malteserstadt Heitersheim. Und als besonderer Gast hatte sich der Schauspieler Peter Brownbill eingefunden, in dem eigens dafür und für die Produktion des  Viertelstundenfilms „Perkeos Rückkehr“ (www.youtube.com/watch?v=6sm-bnmNFDo) vom Heidelberger Theaterschneider gefertigten Originalkostüm des Hofnarren Perkeo auf dem Heidelberger Schloss.

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.