825. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Ich wurde gefragt, ob ich nichts zu sagen hätte zu den Parteik(r)ämpfen in Erfurt. – Meine Antwort: Nein, denn diese MP-Rochade ist typisches Politgeschacher, zu dem ich in „Laufenbergs Läster-Lexikon“ (hier im Netzine) schon alles gesagt habe, vor allem in den Stichwörtern Demokratie, Politiker und Volksverdummung.

 

Man erinnert sich noch gern an den Werbespruch der Deutschen Bahn aus den Sechzigern: „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Das war Überlegenheit. Heute werden einzelne Strecken oder sogar das ganze Bahnnetz stillgelegt, sobald von schlechtem Wetter die Rede ist. Das ist Fortschritt.

 

Da liest man, dass Jahr für Jahr ganze Wälder abgeholzt werden für all die vielen Bücher, die nichts als Krimis sind. Das ist ja kriminell. Jetzt verstehe ich endlich die harsche Aufforderung: Geld oder Leben!

 

Ein neues Phänomen der Touristik: Tausende packten voller Vorfreude auf den gebuchten Urlaub in einer Art Schlaraffenland ihre Koffer und gingen auf einem der Luxus-Kreuzfahrtschiffe an Bord. Doch weil ein Virus eingeschleppt wurde, sind sie plötzlich in ihrer Kabine in Isolationshaft – für weiß der Himmel wie lange. Den Betroffenen sei hiermit ein Extra-Gruß voller Mitgefühl in die Kabine geschickt!

 

Geldkarte, Girocard und Kreditkarte, zahlen mit der Unterschrift und mit oder ohne Berührung. Immer bequemere Arten zu zahlen werden erfunden und prompt in der Presse gefeiert, als neue Vorteile für den Kunden. Damit wir uns nur ja nicht klarmachen, dass die einzig diskrete und vernünftige Zahlungsart die bare ist. Weil wir uns sonst der totalen Kontrolle unserer Lebensweise unterwerfen, zudem mit dem Plastikkärtchen nur um unser Geld gebracht werden. Denn je leichter das Zahlen, umso leichtfertiger das Geldausgeben. Wer ist schon so ehrlich zuzugeben, dass er so leicht verführt werden kann. Wirklich im Interesse der Kunden ist nur die unbequemste Art zu zahlen, weil er dann weniger Geld ausgibt. Immerhin wussten schon unsere Vorfahren, wie man das Geld zusammenhält: Jede Münze zweimal umdrehen, ehe man sie weggibt!

 

Der französische Kulturminister Franck Riester will die Pauperisierung der Autoren bekämpfen. Er will das prozentuale Autorenhonorar erhöhen und genau wie den Mindestlohn gesetzlich festschreiben. Außerdem soll für die in ein Buch investierte Arbeitszeit eine monatliche Entschädigung gezahlt werden, und für Auftritte auf Buchmessen und Literaturfestivals soll es feste Tagespauschalen geben. Das ist ja traumhaft. Damit läuft das Land der Protestierer und Genießer dem Land der Dichter und Denker mal wieder davon.

 

Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg wurden die Gewinner des diesjährigen „Toy Award“ geehrt. Für jede der beim Baby beginnenden fünf Altersklassen von Spielern gab es einen Preis, alle fünf in Englisch. Im Kölschen hat man für so was Aufgegeiltes den passenden Ausdruck: Die dun sich nen Deu aan.

 

England ist draußen. War ja auch immer nur widerstrebend drinnen. Europa war nie seine Familie. Was den Briten sowas wie Familie war, verriet der Titel des vierbändigen Werks von Winston Churchill, geschrieben seit 1937, veröffentlicht 1956-58: „Die Geschichte der englischsprachigen Völker“. Um diese Sprachfamilie brauchen die Briten sich auch nach dem nun vollzogenen Brexit nicht zu ängstigen. Ihre Sprache hat im Zweiten Weltkrieg den Sieg davongetragen, und sie eilt in Europa und darüber hinaus weiterhin von Sieg zu Sieg, Tag für Tag, wenn unsere Politiker genauso wie ihre Wähler ihr unterwürfiges Englisch stammeln.

 

Einer der Väter der Volkswirtschaftslehre war Hermann Heinrich Gossen. Er hat die Grenznutzenlehre kreiert. So haben alle Wirtschaftler es gelernt. Und deshalb wurde er bei Wikipedia als ein berühmter Volkwirtschaftler bezeichnet. Doch ich habe mir erlaubt, an diesem Eintrag etwas zu ändern. Gossen war kein Volkswirtschaftler, er war Jurist im preußischen Staatsdienst – aber arbeitsunlustig und todunglücklich. Deshalb konnte ich nicht anders, als sein Leben in einer Romanbiografie beschreiben. Das Leben eines Menschenfreundes in der Biedermeierzeit, der an seinen Zeitgenossen verzweifelte und zerbrach. Wer das Buch gelesen hat, lebt danach anders, nämlich bewusster. Versprochen.

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