821. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Wenn so ungewöhnlich auftretende Politiker wie Donald Trump und Boris Johnson bei Wahlen gewinnen, ist das eigentlich keine Überraschung. Es zeigt nur den hohen Grad an Unterhaltungswert, den Politiker in den westlichen Freizeitgesellschaften von heute haben müssen, wenn sie gut ankommen wollen. Wir sollten also nicht auf die Kuriosität der Gewählten schauen, sondern uns für die Kuriosität des Wahlvolks interessieren. Vielleicht lässt sich da noch was retten.

Alle Regierungen und auch alle Parteien geben permanent viel Geld – unser Geld – für die Ergebnisse der Meinungsforscher aus, weil sie gerade das als ihre Ziele präsentieren wollen, was unserer Meinung entspricht. Dieses Verhalten aller Politiker nennt man Populismus. Es gehört zur Demokratie wie die Socke zum Fuß. Wenn die Politiker sich gegenseitig als Populisten beschimpfen, stehen sie sämtlich barfuß da.

Mich verwirren die vielen unterschiedlichen Aufzählungen der menschlichen Grundbedürfnisse, die man lesen kann. Essen, Getränk, Sex, Wohnung, Kleidung, Bildung usw., wobei der Spielfilm stets fehlt. Dabei ist doch klar: Das im Film gezeigte Leben ist mal der notwendige Ersatz des fehlenden eigenen lebenswerten Lebens, mal Anregung zu einem ganz anderen Leben, falls es nicht nur Aufregung ist – wie beim Krimi – oder eine andere Art von bloßer Ablenkung.

Erst wundert es einen, dass an einer Kneipe nach der anderen ein Sky-Schild über der Tür erscheint. Da werden also intensive Fußball-Gemeinschaftserlebnisse versprochen. Dann wundert es einen, dass Sky leer ausgeht bei dem Kauf der Übertragungsrechte an Live-Spielen, weil die an potentere Internet-Unternehmen gehen. Demnächst also alles Hoffen und Bangen und Jubeln daheim im Alleingang. Da darf man sich nicht darüber wundern, dass wir durch die modernen Kommunikationssysteme immer weiter vereinsamen. 

Als Schriftsteller freut man sich über die sprachliche Bereicherung, die uns die Zoologie geschenkt hat: Mit der Scheidung werden die bisherigen Eheleute „ausgewildert“.

Man weiß, Männer geben sich gern dem Missbrauch von Frauen hin, was man Hurerei nennt. Frauen aber scheinen sich nicht ebenso gern dem Missbrauch von Männern hinzugeben, jedenfalls kenne ich kein gendergehorsames Pendant zu dem Wort Hurerei.

Vor meinem Fenster der Rhein, schön, aber der lässt mich total orientierungslos werden. Weil die Schiffe, die den Rhein hinunterfahren, auf meiner großen Wandkarte hinauf fahren; und wenn ich wieder hinausschaue, habe ich den Süden links, den Norden rechts. Also ist rechts oben, und der Rhein fließt den Berg hinauf. Dabei fahren die Schiffe nach rechts schneller als nach links. Verrückt, nur gut, dass das Wasser des Rheins noch nicht die Orientierung verloren hat.

Der Computer gilt als ein wichtiges Mittel zum Bildungserwerb. Weil die Programme von superklugen Leuten gebastelt wurden. Nur ein Beispiel: Wenn ich meinen Computer ausschalten will, muss ich mit dem Cursor auf das kleine Fenster links unten in der Ecke gehen, wo dann sofort ein Wort erscheint, nämlich Start. Und schon habe ich von den superklugen Programmbastlern gelernt: Allem Ende wohnt ein Anfang inne.

Immer wieder werde ich von Lesern meiner Bücher gefragt: „Ist das wahr?“ Bei Romanen kann ich sagen: „Eine erfundene Geschichte hat, wenn gut erzählt, ihre eigene Wahrheit.“ Oft fußt der Roman jedoch auf wahren Begebenheiten, dann muss ich zugeben: „Teils, teils.“ Dagegen kann ich bei dem Reiseleiterroman „Hohe Zeit“ viel konkreter antworten: „So unwahrscheinlich die Abenteuer in diesem Buch klingen, bis auf die letzte Seite ist alles die ungeschminkte Wahrheit.“ Der Verleger hat mich, bevor er bereit war, das Manuskript zu publizieren, wegen meines recht unordentlichen Vorlebens einer kritischen Befragung unterzogen. Und zu seiner Rechtfertigung hat er dieses Interview dann sogar als Anhang mit ins Buch aufgenommen. So kann ich meinen Lesern und Leserinnen also doppelt viel Spaß bieten. Auf 501 Seiten, für nur 23,50 € überall im Buchhandel oder bestellung@Salonliteraturverlag.de

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