820. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

In der Zeitung die Überschrift gefunden: 32 800 gemeldete Prostituierte. Oho, ist die offizielle Berufsbezeichnung nicht Sexarbeiter? Aber weil dabei für die Genderverrückten die Sexarbeiterinnen und gut zwei Dutzend weitere bezahlsextätige Varianten fehlen würden, hat die Zeitung sich für den kurzen und neutralen Begriff Prostituierte entschieden. Verständlich. Ich erfuhr dann noch, dass nur knapp ein Fünftel von ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und dass bloß knapp die Hälfte aller Prostituierten eine Erlaubnis nach dem Prostituiertenschutzgesetz hat. Alles etwas zu knapp bemerkt. 

 

Beruhigend? Da, wo die Buchhandlung war, in der ich viele Bücher gekauft habe, ist heute ein Friseurladen. Man kann halt so und anders was für den Kopf tun.

 

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat jetzt „Tipps für Gottesdienste in einer zeitgemäßen Sprache“ erarbeitet. Dabei ist sie den Genderpropagandisten auf den Leim gegangen. Sie schreibt nun den Schöpfer mit Sternchen und einem angehängten In, ebenso den Ewigen und so weiter. Dabei haben die Kirchenoberen nicht bemerkt, dass sie mit der Doppelausgabe Gottes in männlicher und weiblicher Form von der Einzigartigkeit ihres Gottes abgerückt sind. Ein Leugnen des Monotheismus, wenn auch wohl aus Versehen. Aber danach müssten sie eigentlich einpacken und verschwinden. Vermutlich wird man sich jedoch dafür entschuldigen mit: „War doch nicht so gemeint.“

 

Nichts gegen die New York Public Library, diese Mammut-Bibliothek, die auch elf meiner Bücher im Regal hat. Sie gibt jetzt kurze Textauszüge aus Büchern als Appetitanreger ins Internet und erreicht damit überraschend viele Menschen, die merken, wie lustvoll das Bücherlesen ist, und anschließend das ganze Buch lesen. Aber was sie jetzt als große Neuerung unternimmt, das habe ich schon vor vielen Jahren vorgemacht. Die New Yorker Bibliothek präsentiert ihre Häppchen bei Instagram, ich präsentiere sie im NETZINE in der Rubrik Bücher, und das mit nachprüfbaren Leserurteilen. 

 

Professor Walter Krämer, der Gründer und Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache (VDS), mokierte sich über die Sportlertrikots bei der letzten Leichtathletik-Weltmeisterschaft. An den Sportlern aus europäischen Nachbarländern war korrekt zu lesen: Nederland, Polska, Italia und España, doch die deutschen Sportler kamen aus Germany. Dazu zitiert Krämer den kürzlich verstorbenen Mainzer Karnevalisten Herbert Bonewitz: „Kolonialvölker pflegen im Lauf der Zeit die Sprache ihres Herrenvolkes anzunehmen.“

 

In England kämpft man gegen die neue Unsitte an, aus Bequemlichkeit den Apostroph wegzulassen. Dort wird auf Straßenschildern aus „King’s Place“ die Bezeichnung „Kings Place“. Kein Wunder, nachdem der Apostroph massenweise nach Deutschland exportiert wurde. Wo er aus Unterwürfigkeit so willkommen ist, dass er uns auf die Nerven geht, wenn aus dem „Königsplatz“ auf einmal „König’s Platz“ wird. Oder wenn wir lesen: Alle „Auto’s“ und „Job’s“…

 

Deutsche Unternehmensführer, so hieß es in den Wirtschaftsnachrichten, sehen mit Sorge, wie sich die Streitigkeiten zwischen den USA und China aufblähen, und befürchten, sich demnächst zwischen den Streitenden entscheiden zu müssen, wenn sie nicht untergehen wollen. Das betrifft nicht nur die Großunternehmen, das betrifft auch mein NETZINE, in dem seit einiger Zeit die Chinesen und die Amerikaner die meisten Zugriffe tätigen, beide als Leser mir gleich lieb und wert.

 

Bei jedem Frachtschiff, das ich durch die Nacht schwimmen sehe, dasselbe: Ich springe als blinder Passagier auf und schaue dem Kapitän in seiner dunklen Glasbox über die Schulter, wie er, beide Hände am Steuerrad, unerschütterlich auf den hellen Radarschirm starrt, ohne Unterlass, Stunde um Stunde. Manchmal schleiche ich mich in den Salon zu seiner Frau, um ihr beim Fernsehen Gesellschaft zu leisten oder beim Lösen eines Kreuzworträtsels zu helfen, wenn ich nicht gleich mit ihr in der Kammer nebenan verschwinde – Schifffahrt tut Not, und ihr Mann kann uns ja nicht stören.

 

„Ans Immitsch denken – Bücher schenken!“ Da passt nichts besser zur Weihnachtszeit als mein Roman „Jesus Online“. Eine pränatale Biografie des jüdischen Dissidenten Jesus mit allem, was hinterher kam. Keine Erbauungslektüre, aber auch kein Witzbuch. In jahrelanger ernsthafter Recherchearbeit ist das Bild der Verhältnisse entstanden, die vor 2000 Jahren im von den Römern besetzten Palästina den Wanderprediger Jesus geprägt haben und den frühen Antisemitismus entstehen ließen. Womit der ungewöhnliche Mensch Jesus endlich lebendig wird, aber auch seine Abhängigkeit von einer die Wandertruppe finanzierenden Frau deutlich wird sowie das Vorhandensein einer Ehefrau. Dargestellt in der literarischen Form einer E-Mail-Korrespondenz, die hochinformativ, spannend und amüsant zugleich ist. 380 Seiten, 15,50 €, bei allen Buchversendern, in allen Buchhandlungen und direkt beim Verlag (bestellung@salonliteraturverlag.de) zu bekommen.

 

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