812. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Voller Erfolg: Nun geht es im Wettbewerb der Kreuzfahrtschiffe nicht mehr um inklusive Getränke und um immer noch aufwendigere Spielastik an Bord. Die Kritik an der Umweltschädlichkeit der riesigen Schweröl- oder Marinediesel-Motoren hat dazu geführt, dass jetzt das erste Kreuzfahrtschiff von der Bundesregierung das Umweltsiegel „Blauer Engel“ verliehen bekam: die „Aidanova“. Sie fährt nämlich mit umweltschonendem Flüssiggas (LNG). Und weitere Kreuzfahrtschiffe mit diesem Antrieb sind ihr auf den Fersen, das heißt im Bau.

Halber Erfolg: Weil sie sich umweltfreundlich zeigen müssen, schmücken sich viele Unternehmen für den Einsatz von Ersatzprodukten statt umweltschädlicher Dinge mit dem Wischiwaschi-Orden „Nachhaltigkeit“. Doch der Blick auf das Nachher lässt zu oft den Blick auf das Vorher vermissen, nämlich auf den besonderen Energieaufwand und die unvermeidlichen Umweltschädigungen bei der Herstellung von Ersatzprodukten wie Hochleistungsbatterien, Papiertüten oder Baumwollbeutel.

Das Wort launisch ist mir als ein Musterbeispiel für krassen Bedeutungswandel aufgefallen. Innerhalb von nur 250 Jahren ist der Begriff von gut gelaunt in sein Gegenteil schlecht gelaunt umgekehrt worden. In dem berühmten Gedicht „Die Forelle“ von Christian Friedrich Daniel Schubart heißt es noch: „In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil’ die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil.“ Wobei launisch für gut gelaunt stand. Heute dagegen heißt launisch schlecht gelaunt. Manchmal erleben Wörter genauso überraschende Änderungen ihrer Bedeutung, wie sich unsere Launen ändern.

Für das „Besondere elektronische Anwaltspostfach“ (BeA) hat man eine eigene Software entwickelt, die mehr sonderbar als besonders ist, weil sie kein Deutsch kann. Sie kennt keine Umlaute und verbietet Sonderzeichen. Das führte bereits zu kostspieligen monatelangen Verzögerungen von Prozessen, weil Schriftsätze von Anwälten, die dieses Software-Manko nicht beachtet hatten, zwar als zugestellt bestätigt wurden, in Wirklichkeit jedoch nicht zugestellt, sondern in einem besonderen Ordner für kaputte Texte abgelegt waren, ohne dass der Anwalt davon erfuhr. 

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat ermittelt, dass 78,3 % der Mütter mit Kindern zwischen 10 und 14 Jahren im Jahre 2017 neben ihrem Haushalt berufstätig waren; im Jahre 2008 waren es nur 70,4 %. Durchaus verständlich, dass man gerade die Altersgruppe ausgesucht hat, in der die Erziehung der Kinder besonders schwierig ist. Das ist aber auch vielsagend. 

Jetzt wurde das Wappen der königlichen Familie in Belgien neu gestaltet. Das Motto „L’union fait la force“, das bisher nur auf Französisch auf dem Wappen stand, erscheint nun auch auf Niederländisch („Eendracht maakt macht“) und Deutsch („Einigkeit macht stark“). Ein besonderer Ausdruck der Wertschätzung für die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien. Gratulation!

Die Frankfurter Allgemeine schrieb am 2. August: „Zum Wiederholten Mal ist in diesem Jahr in Mexiko ein Journalist getötet worden.“ Ach, wie viele Leben hat denn einer, der schreibt?

Vor der Jahrtausendwende war die große Technikfrage: Wie werden unsere Alltagsgeräte Telefon, Uhr, Computer, Musikkassette und Kamera zu Kombinationen zusammenfinden, und was wird schließlich das Gerät sein, das übrig bleibt? Dann trat das Handy seinen großen Siegeszug an, und im Smartphone war endlich alles und noch viel mehr vereinigt. Aber was ist nun? Der Verkauf geht seit einigen Jahren zurück, weil wir unsere Handys immer länger benutzen. Da stellt sich die Technikfrage erneut. Womit wird man uns morgen als Käufer auf Trab bringen?

Jetzt habe ich noch einmal in meinem Buch „Die Berechnung des Glücks“ gelesen, in dieser immer noch einmaligen und intensiv recherchierten Lebensgeschichte des berühmten Forschers Hermann Heinrich Gossen, der von Fachleuten mit Kopernikus gleichgesetzt wird. Ich war begeistert, als ich dem alten Bekannten wieder begegnete. Diese Biedermeier-Romanbiografie, die alles andere als bieder ist, war einigen Lesern zu wüst. Aber das ist Literatur, die das Lebensgefühl der Leser steigert. Und kostet dabei weniger als ein Abendessen. Überall im Buchhandel. 

 

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