811. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Der neue Präsident der Ukraine, der Schauspieler Wolodymyr Selenskyj, war in seiner Fernsehserien-Lieblingsrolle als guter Lehrer, der überraschend Präsident spielt, seinem Volk bekannt. Er war als Chef der Bildschirmpartei „Diener des Volkes“ so beliebt, dass er anschließend in der Wirklichkeit als der Kandidat einer gleichnamigen Partei alle Konkurrenten überholen konnte. Das ist weit mehr, als dass ein Schauspieler zum Staatsführer wird, wie in den USA schon vorgemacht wurde. Selenskyj ließ Illusion Wirklichkeit werden. Das ist der nächste Schritt der Vermischung von Realität und Vorstellung. Nur konsequent, wenn man bedenkt, dass die Masse der Wähler heute geistig vor allem serienernährt ist, das heißt unterernährt.

Sport, der mit Steuergeldern gefördert, von der Industrie hochgepeitscht und von viel Presseaufmerksamkeit belohnt sich zu Meisterschaften hinreißen lässt, wird damit zu einem Unterstützer der Ärzte und Kliniken. Weil er statt die Fitness zu fördern die Gesundheit ruiniert. Der Tennisarm ist dafür schon ein fachsprachlicher Beleg. Und dass der Golf-Champion Tiger Woods bereits vier Rückenoperationen erleiden musste, sagt ja wohl alles über diesen Verdrehsport. Da lobe ich mir meinen simplen Frühsport.

Auf Gozo, der grünen Nebeninsel von Malta, kommen Tag für Tag Touristen in Scharen in die Bischofskirche der Hauptstadt Victoria, die Sankt-Georgs-Basilika. Mit weit aufgerissenen Augen stehen sie unter der prächtigen Kuppel, den Kopf in den Nacken geworfen, seufzen „umwerfend“ und halten sich aneinander fest, weil ihnen schwindelig wird. Manche legen sich sogar rücklings auf den gefliesten, angenehm kühlen Boden, um Halt zu finden bei dem Bemühen, die üppige Ausmalung der riesigen Kuppel zu fotografieren. Alles vergebens. Denn da ist überhaupt keine Kuppel. Alles nur als kunstvolle Augentäuschung, Trompe-l’œil genannt, unter das Flachdach der Kirche gemalt. Also zweidimensional, was wir dreidimensional sehen. Und die Kamera kann es auch bloß zweidimensional wiedergeben, was nur der halbe Genuss ist. Weil dieses vor dreihundert Jahren gemalte, wahrhaft umwerfende Kunstwerk des sizilianischen Malers Antonio Manuele für unsere beiden Augen geschaffen wurde, nicht für das eine Auge der Kamera. Die ideale Übung im spontanen Genießen des Augenblicks statt der wilden Knipserei für eine spätere Betrachtung.  

Schon immer bewundern wir Brüsseler Spitzen. Die neueste heißt Ursula von der Leyen.  Und wir können nur hoffen, dass diese Frau die Fehlentwicklung der EU stoppt. Vom genormten Traktorsitz und der falschen Gurkenkrümmung über die verbotene Glühbirne bis zur empfohlenen Frauenquote in Aufsichtsräten und vieles mehr hat Zweifel an der EU bestärkt, weil es dem System der Zentralverwaltungswirtschaft entspricht, das den Ostblock zugrunde gerichtet hat. Viele Europa-Politiker sehen in diesem System von vorgestern das Heil und bemühen sich, es Schritt für Schritt in der Europäischen Union zu verwirklichen. Das schon angerichtete Desaster einer irregeleiteten Landwirtschaft mit kostspieliger Überproduktion an falschen Gütern und gewaltiger Umweltschädigung ist offenbar nicht abschreckend genug. Der weltweite Verlierer Sozialismus ist dabei, sich mit Brüssel klammheimlich eine neue Hauptstadt zu schaffen.

So selbstverständlich, wie uns die Begeisterung von Publikum und Presse für Schauspieler ist, es wird dabei total übersehen, dass es Schriftsteller sind, die sich die schönen Filmstoffe aus den Fingern saugen und die den Akteuren die tollen Sprüche in den Mund legen, die sie zu Lieblingen des Publikums machen. Deshalb wird es nur als kurze Notiz gemeldet, dass sich die ARD jetzt dazu herabgelassen hat, den Drehbuchautoren eine kleine Verbesserung zu bieten. Sie sollen demnächst bei Wiederholungen und bei Bereitstellung der Filme in Mediatheken nicht mehr beinahe leer ausgehen. Also beinahe leer plus.

Der renommierte Sprachwissenschaftler und Grimme-Preis-Träger Peter Eisenberg hat darauf hingewiesen, dass Behörden und Universitäten, die sich mit eigenen verpflichtenden Leitfäden zur Genderschreibweise über die geltenden Rechtschreibregeln hinwegsetzen, damit Dienstpflichtverletzungen begehen. Das betrifft beispielsweise die Hannoversche Regierungszentrale und die Berliner Humboldt-Universität. Und wie reagieren die? – Überhaupt nicht. Dabei muss man doch so ein obrigkeitliches Sichhinwegsetzen über geltendes Recht als Faschismus bezeichnen. Mal gespannt, wann der Ruf erschallt: Wehret den Anfängen! 

In Rumänien und einigen anderen Ländern, wo viele Halter ihren Hunden die Freiheit geschenkt haben, zeigen sich die Auswirkungen der Befreiung: Ungeregelte Vermehrung, Rang- und Revierkämpfe, Verletzungen und Krankheiten, Hunger und Kälte lassen die Tiere gegenüber Menschen aggressiv werden, verelenden und verenden. Es sei denn, sie haben Glück und werden noch rechtzeitig nach Deutschland verfrachtet, wo sie dringend nötig sind, nämlich als nachdenklich machende Lehrbeispiele für den Traumbegriff Freiheit.

Ein Brief, aufgegeben als Priority-Sendung, also Luftpost, hat von Liechtenstein nach Mannheim eine Woche gebraucht. Das ist alarmierend, zeigt es doch, dass jetzt auch schon auf den überfüllten Flugbahnen der Transportflugzeuge mit Staus zu rechnen ist.

Mein Läster-Lexikon mit – hier im Netzine – inzwischen rund 1100 Stichwörtern und etwa 200 Illustrationen bietet mit all seinen Verlinkungen so viele Erkenntniswege an, dass ich es bloß mit Mühe geschafft habe, mit 6 Klicks vom Stichwort Satiriker zu mir selbst mit verrutschtem Heiligenschein zu finden. Wer schafft das mit nur 4 Klicks?

 

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