803. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

In der Schule war es ein gängiger Witz, die Floskel Made in Germany plumpdeutsch auszusprechen, so dass Deutschland voller Maden war. Inzwischen haben die übertrieben hoch bezahlten Spitzenmanager von Konzernen wie Volkswagen und Daimler und Bayer mit unglaublich dämlichen Entscheidungen – Dieselmanipulationen sowie Umstieg auf das problematische Elektroauto bzw. Monsantokauf – dafür gesorgt, dass in unserer Wirtschaft tatsächlich der Wurm steckt. Bei solchen Wirtschaftsführern bleibt uns nur noch, auf die künstliche Intelligenz zu hoffen.

Inzwischen wird in Deutschland der Boden knapp. Wir haben nicht mehr genug Äcker für all die Jauche, die wir mit unserer Massentierhaltung produzieren. Es soll schon besorgte Bürger geben, die sich nur noch auf eine chemische Toilette setzen, um damit den Bauern in ihrer Not zu helfen. Diese Gutmenschen verwechseln die Menschen mit Schweinen. Recht so.

Wenn ich Fotos oder Videoschnipsel von den Kämpfern in Libyen oder Syrien und vielen anderen Ländern sehe, wird mir klar, welche Anziehungskraft das Posieren mit Kriegsgerät in Wildwestkostümierung für junge Europäer hat. Wird ihnen damit doch Gelegenheit geboten, die Heldenrollen aus Hollywoodfilmen nachzuspielen. Schon schleicht sich eine Portion Verständnis bei mir ein. Dabei müsste ich sie anschreien: Hört auf damit! Ihr macht es den Kriegsinteressenten zu leicht, den Ölbonzen und Religionsführern und Waffenherstellern! Für die seid ihr doch nur nützliche Idioten.

Was in früheren Jahren gewaltige Unruhe erzeugt hätte, ist heute nur noch eine kleine Meldung auf einer der hinteren Seiten der Zeitung: Die Getreideernte deckt den Bedarf nicht. Man hat berechnet, wie viel Getreide weltweit im Agrarjahr 2018/19 geerntet wurde und wie viel Getreide gleichzeitig verbraucht wurde. Da klafft eine Lücke, die vor allem auf die Dürre des vergangenen Jahres zurückgeführt wird. Doch kommt sofort die Beruhigungspille: Es drohen keine Hungersnöte, weil die Speicher weltweit gut gefüllt sind. Mit einem angehängten Hinweis darauf, dass Getreide auch als Tierfutter und Biokraftstoff verbraucht wird. Also wissen wir, was wir zu tun haben.

Der Blödsinn, Mann und Frau als völlig gleich zu sehen, hat jetzt im Weltall einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Zwei Astronautinnen, die im ISS unterwegs waren, konnten ihren geplanten Außeneinsatz nicht durchführen, weil für die Frauen keine passenden Raumfahrtanzüge zur Verfügung waren. Was nicht passte und wo es klemmte, wurde leider nicht mitgeteilt. Jedenfalls sollen die vorhandenen Raumfahrtanzüge von den Frauen nicht abgelehnt worden sein, weil die Klamotten schon vierzig Jahre alt waren. Was eigentlich naheliegend wäre. Auch in Modefragen soll es ja einen wesentlichen Unterschied zwischen Frau und Mann geben.

Da hat sich jemand an einem meiner Texte gestoßen, weshalb ich klarstellen muss: Nicht, dass es mir schwerfallen würde, der sogenannten reformierten Schreibweise zu folgen, ich lehne bloß entstellende Trennungen ab, die Sprachgouvernanten mir beibringen wollen, und schreibe so, wie man spricht. Außerdem sind für mich Begriffe wie Ausländer, Neger und Zigeuner nach wie vor wertneutrale Bezeichnungen, auch weil sie von den betreffenden Menschen selbst verwendet werden. Und dabei sind selbstverständlich die Ausländerinnen, Negerinnen, Zigeunerinnen und ihre Kinder mitgemeint. Denn nicht die sie benutzen, diese Bezeichnungen, sind Übeltäter, sondern die, die sie schlechtmachen.

Die den Text entstellende Genderei ist nach wie vor heftig umstritten. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) hat mit seinem Aufruf „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ viel Zustimmung geerntet, aber auch Kritik. Am peinlichsten wirkt die Bemerkung der Illustrierten Stern: „Die selbsternannten Sprachfreunde sorgen sich um die …“. Vom VDS gekontert mit den Fragen: Wer wäre befugt, jemand zum Sprachfreund zu ernennen, wenn nicht jeder selbst? Gibt es ein dafür zuständiges Amt?

Die bei mir als Geschenk eingewanderte Orchidee im Topf, die den zweiten Schreibtisch erobert hat, scheint sich bei mir wohlzufühlen. Unten ein enger Fächer von schmalen tiefgrünen Blättern, doch oben alles voller Violett. Und so samtweich, dass ich dauernd drüber streicheln möchte. Eine Knospe nach der anderen ist aufgegangen, und immer dreister streckt die Schöne gegen mich die Zunge heraus. Schon ist alles voller Zungen, und – genau besehen – ist eine jede am feinen Ende gespalten und nach oben gebogen. Was gäbe ich darum, einmal diesen Kitzler zu fühlen, wie er mich verwöhnt, wenn ich als Insekt auf der Zunge lande. Apropos Insekt. Der ganze Liebreiz der Orchidee ist doch für die Katz, weil ich keine Insekten in mein Arbeitszimmer kommen lasse. Wofür blühst du überhaupt, schöne Orchidee?

Mein neues Buch „Die Triangel“, Mitte März erschienen und von mir mit einer Lesung auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt, war durch die vielen Vorbestellungen ruck-zuck vergriffen. Und Druckerei und Buchbinder schafften es nicht, so schnell nachzuliefern wie gewünscht. Dadurch konnte der Verlag nicht einmal allen Buchhändlern die übliche Grundausstattung liefern. Ich habe zwei Exemplare bekommen und gehöre damit zu den wenigen Glücklichen, die den aktuellen Zeitroman schon in Händen haben. Dabei war es bei mir am wenigsten dringend, ich kenne das Buch doch schon. Aber jetzt ist „Die Triangel“ überall zu kriegen, schrieb mir der Verleger.  

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