789. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Immerhin ist Maaßen der Chef eines Geheimdienstes, und wir braven Bürger können uns sogar nach etlichen 007-Filmen kaum vorstellen, was Geheimdienste alles an versteckter Aktivität und Methoden der Täuschung, Vorspiegelung und Kaschierung einzusetzen pflegen. Wird doch in allen Staaten von Geheimdiensten im Untergrund Regierungsarbeit geleistet, von der die Bürger nichts erfahren. Der „Fehltritt“ des Geheimdienstchefs war, einmal zuzugeben, dass deshalb Bild- und Filmmaterial längst keine glaubwürdigen Beweismittel mehr sind. Damit hat er im Interesse der Bürger Aufklärung geboten. Ihn dafür zu bestrafen, war aber für die Regierung zu gefährlich. Wer weiß, was er dann noch alles ausgeplaudert hätte. Deshalb behalf man sich mit der alten Regel: Wenn du einen Gegner nicht besiegen kannst, musst du ihn umarmen. So kam es zu dem Vorschlag der Beförderung zum Staatssekretär. Was ihm aber viele neideten. Undank ist der Welt Lohn. 

 

Manchmal wundert man sich darüber, dass etwas als Neuerung vorgeschlagen wird, das einem längst selbstverständlich ist. So jetzt die Forderung der CDU-Politikerin Elisabeth Motschmann, die deutschen Vertreter beim Eurovision-Schlager-Wettbewerb nur noch deutschsprachige Lieder vortragen zu lassen. 

 

Auffallend: Bei Äußerungen in Facebook, die sich gegen die Willkommenskultur und gegen die Islamisierung wenden, findet man, obwohl dazu die Meinung in der Bevölkerung bekanntlich alles andere als einheitlich ist, meistens überhaupt keine Likes, und sie werden auch nicht geteilt. Wenn das nicht ein klares Urteil über den Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland ist.  

 

Die gute Konjunktur mit Vollbeschäftigung und etlichen Lohnerhöhungen bringt nicht nur Bund, Ländern und Gemeinden einen reichen Steuersegen. Auch die Kirchen in Deutschland schwimmen im Geld, wie ich jetzt so nebenbei hörte. Dabei wird die staatliche Förderung der Kirchen noch stark angehoben. Man könnte glatt neidisch werden auf die Priestercliquen, die bei ungehemmt sexueller Freizügigkeit und hohem Einkommen von einem pleitesicheren Arbeitgeber immer noch ein besonderes Prestige genießen und gleichzeitig immer weniger Mühe mit ihren Schäfchen haben, weil die durch massenhaften Austritt immer weniger werden.  

 

Ein kleines Regal, in dem Bücher stehen, die man als Geschenk mitnehmen oder gegen mitgebrachte Bücher eintauschen kann. Sowas gab es zunächst im Zentrum von ein paar Städten, die was auf sich hielten, dann auch in Hochschulen. Jetzt fand ich das sogar in der Gaststätte eines Kleingartenvereins. Neben Utta Danella und dergleichen auch Patricia Highsmith, Gertrud von le Fort, Thomas Mann und moderne Autoren wie Carlos Ruiz Zafón. Jetzt verstehe ich: Aus den Kleingärten werden immer mehr schlichte Rasenflächen, weil aus den Kleingärtnern anspruchsvolle Leser wurden.

 

Der Deutsche Lehrerverband fordert ein bundesweites Verbot der Lehrmethode Schreiben-nach-Gehör, weil die Kinder, die so ohne Regeln zu schreiben begonnen haben, später noch viel mehr Fehler machen als die anderen, wie man in aufwendigen Tests festgestellt hat. Hätte man vorher unter dem Stichwort Gewöhnung in ein Lexikon geschaut, hätte man sich diesen neuen Riesenmisserfolg der Pädagogik und in NRW eine besondere Untersuchung mit 3000 Kindern sparen können.

 

In Österreich wurden von 1951 – 1983 Tonproben der Dialekte des Landes aufgenommen. So entstand eine riesige Tonbandsammlung, die jetzt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Tu felix Austria audi!

 

In den Ländern Subsahara-Afrikas, in denen rund 2000 Regionalsprachen verwendet werden, findet der Unterricht in den Schulen in den Sprachen der ehemaligen Kolonialherren statt, also in Englisch, Französisch oder Portugiesisch. Unvermeidlich, obwohl die Kinder vorher diese Sprachen nie gehört oder gar gesprochen haben, sie auch nicht mit den Eltern üben können und sogar die meisten Lehrer diese Fremdsprachen nur unvollkommen beherrschen. So überlebt der Kolonialismus.

 

Herostratos, der Grieche, der im Jahre 356 v.u.Z. den Tempel der Artemis in Ephesos angezündet hat, nach eigener Aussage, um seinen Namen unsterblich zu machen, hat von seinem Nachruhm nicht mehr lange was gehabt. Man hat ihn schnell verurteilt und hingerichtet. Da ist sein Nachfolger Mark Chapman besser dran. Der Amerikaner, der im Jahre 1980 in Manhattan den ehemaligen Beatlessänger John Lennon erschossen hat, nach eigener Aussage ebenfalls, um berühmt zu werden, kann seinen Ruhm noch lange genießen. Denn auch sein in diesem Jahr zum zehnten Mal aus dem Gefängnis eingereichter Entlassungsantrag blieb ohne Erfolg. Den nächsten Antrag an die Bewährungskommission kann er erst im Jahre 2020 stellen, und auch darüber wird die Presse dann wieder brav berichten.

 

Mehr als zwanzig Jahre habe ich mich mit Pieter Bruegel dem Älteren beschäftigt, habe alles gelesen, was ich über diesen Maler finden konnte, und seinen Lebensweg soweit bekannt abgeschritten, ehe ich das Buch über ihn geschrieben habe. Eine reine Biografie war unmöglich, weil es über sein Leben nicht einmal zwei Hände voll belegter Daten gibt. Deshalb habe ich den Maler in der Romanbiografie „Die Frauen des Malers“ auch von seinen Bildern her gedeutet. Außerdem mit Blick auf die besonderen Zeitumstände in den damals von den Spaniern besetzten Vereinigten Niederlanden, in denen die Scheiterhaufen brannten. Als jedes unvorsichtige Wort das Leben kosten konnte. Da wurden die Bilder des oft als drolligen Kerl missverstandenen Malers zu geheimen Dossiers eines Kämpfers gegen Staatswillkür und Religionsterror. Über diesen immer noch unbekannten Maler allseits bekannter Bilder gibt es jetzt die weltweit erste große monographische Ausstellung. Vom 2. Oktober 2018 – 13. Januar 2019 im Kunsthistorischen Museum Wien (www.bruegel2018.at). Das bietet uns das passende Bildmaterial zu dem Pieter-Bruegel-Buch, das in jeder Buchhandlung und bei allen Buchversendern zu haben ist.

      

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