787. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Inzwischen sind alle sieben Weltmeere voll von Plastikabfällen, die allmählich zu immer kleineren Teilchen zerrieben werden, zu Mikroplastik. So ist die Mikrowelle bereits zu einem nautischen Begriff geworden. Immer mehr Mikroplastik ist auch in unserer Nahrungskette, wogegen wir uns nicht wehren können. Selbst die affigsten Sterne- und Fernsehköche bemühen sich vergebens, uns diese Kost besonders appetitlich werden zu lassen. Wir sind bereits Figuren eines gigantischen Science-Fiction-Films und müssen uns damit trösten: Je mehr wir uns von Mikroplastik ernähren und so allmählich selbst zu Plastikwesen entwickeln, umso mehr erhöht sich unsere Lebenserwartung. Erhalten sich die meisten Plastik-Arten doch viele Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte.

 

 

 

Amazon macht kräftig Werbung für seine Auskunftsdame Alexa. Ganz sicher nicht nur, um seine Echo-Lautsprecher an den Mann zu bringen. Mit Alexa reagiert Amazon auf die unübersehbar wachsende Schwierigkeit des Publikums mit dem Schreiben und dem Lesen. Man baut für die buchstabenallergischen Auskunftsuchenden eine rein akustische Konkurrenz zu Google und Wikipedia auf. Und das bei der ebenfalls wachsenden Schwerhörigkeit der Leute. Das heißt: Die Zukunft wird sehr laut.  

 

 

 

Zum Thema Fair trade: Beim Aufwachen kein Vogelgezwitscher mehr wie früher. Und die Spinne auf dem Balkon immer noch in ihrem leeren Netz. Weil es kaum noch Insekten gibt. Dabei lese ich, dass seit Anfang des Jahres in der EU Insekten als Lebensmittel zugelassen sind. Und die neuen proteinreichen Leckerbissen sind schon in den Supermärkten zu kaufen, fettarm und beinahe frei von Kohlehydraten und Cholesterin, dabei reich an Vitaminen. Man rät uns, in naher Zukunft unsere Essgewohnheiten total umzustellen. Denn 80 % eines Insekts sind essbar, gegenüber nur 50 % beim Rind. Und für 1 kg Rindfleisch wurden 10 kg Futter verbraucht, während für 1 kg Insekten nur 1,2 kg Futter nötig waren. Alles überzeugend, aber wenn rundum schon die Vögel und Spinnen verhungern, weil sie keine Insekten mehr finden, halte ich es für extrem unfair, wenn auch ich ihnen noch das Futter stehle. 

 

 

 

Habe jetzt gelesen, Sand ist nach Wasser der weltweit am meisten verbrauchte Rohstoff. Und der wird immer knapper, weil er in fast allen Produkten steckt. Der Verbrauch übersteigt inzwischen bei Weitem das, was durch Verwitterung von Gestein nachkommt. Und der viele Wüstensand ist kein Ersatz, denn der ist als Baumaterial nicht zu gebrauchen, weil er vom Dauerwind viel zu fein abgeschliffen ist. Es gibt schon eine weltweit operierende Sand-Mafia, die ungeheure Umsätze macht. Jetzt gehe ich viel sorgsamer mit dem um, was mir das Sandmännchen Nacht für Nacht liefert.

 

 

 

Immer wieder kriege ich von Freunden und Bekannten zu hören, sie könnten bei Vollmond nicht schlafen. Klar ist, dass mehr Helligkeit im Schlafzimmer auf uns wirkt, weil sie die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin behindert. Da muss man sich nur aus dem Internet den Tipp holen, dass man die Fenster mit Vorhängen verdunkeln kann. Dagegen ist selbst der Vollmond machtlos.

 

 

 

Um nicht ernst gemeinte schriftliche Beiträge von ernst gemeinten unterscheidbar zu machen, was man in weniger abgeschliffenen Sprachen als dem Englischen durch ein geschicktes Formulieren schafft, hat 1982 der amerikanische Informatik-Professor Scott E. Fahlman vorgeschlagen, ein Bildzeichen zum Text zu setzen. So wurde das erste Emoji :-) kreiert. Inzwischen gibt es viele Tausende solcher Emojis, die aber in verschiedenen Ländern manchmal unterschiedliche Bedeutung haben. Deshalb entwickelten sich schon Emoji-Wörterbücher, und es gibt bereits Emoji-Dolmetscher. Doch eine Ersatz- oder Welthilfssprache stellen die Emojis damit nicht dar, weil sie kaum einen Wortschatz und keine Grammatik haben. Auch haben sie natürlich keine einheitliche Aussprache. Und eine hochentwickelte und formenreiche Kultursprache wie das Deutsche braucht sie eigentlich überhaupt nicht.

 

 

 

Der Onlinehandel füllt die Straßen mit Lieferfahrzeugen voller Pakete. Und da die Leute per Klick unkritisch kaufen und das Gekaufte, wenn es ihnen nicht gefällt oder nicht passt, bequem und kostenlos zurückschicken können, füllen sich bei den Onlinehändlern die Destroy-Paletten mit brandneuen Produkten, die geschreddert werden sollen. Weil es vielfach billiger ist, die neue Ware zu vernichten, als sie zu überprüfen, zu reinigen, neu zu verpacken und zu etikettieren. So hat sich ein neuer Beruf entwickelt: Kaputtmacher. Was ein Kaputtmacher pro Tag an Wert vernichtet, so hörte ich, ist mehr als er im Jahr verdient. Also ein wichtiger Beruf, ideal für Ungelernte.

 

 

 

Der Pharmakonzern Fresenius hatte gegen die Verwendung von Stoffen aus seiner Produktion zur Exekution eines verurteilten Mörders in Nebraska, USA, geklagt und in zwei Instanzen verloren. Der Mörder ist mit Fresenius-Produkten hingerichtet worden. Längst pflegen sich auch andere Pharmahersteller dagegen zu sperren, dass ihre Produkte statt zum Heilen zum staatlichen Töten missbraucht werden. Dabei ist ihr Hauptargument, das führe zur Rufschädigung des Unternehmens. Ein schönes Beispiel dafür, wie egoistische Motive zu altruistischem Handeln führen können. Denn dass Staaten sich das Recht nehmen, ihre Bürger zu töten, ist generell und im Interesse aller Menschen abzulehnen. 

 

 

 

Im Fernsehen, dieser Volkshilfsschule, wird den Leuten eingeredet, es sei persönlicher, sich zu duzen als zu siezen. Dass es beim Du mit Vorname in Wahrheit um eine Form der Anonymisierung geht, die das fehlende Interesse an dem anderen zeigt, merkt man ja erst, wenn man später den Duzfreund noch einmal kontaktieren möchte. Nicht möglich, weil man seinen Namen nicht weiß. Da hilft kein Telefonbuch, auch kein Google. Und man versteht: Man wäre besser beim Sie mit Nachname geblieben. Was alle Genderinnen ohnehin begeistern müsste, ist das Anrede-Sie doch formgleich mit dem klein geschriebenen sie in er–sie–es, was ein Übergewicht weiblicher Formen in unsere Sprache gebracht hat.

 

 

 

Noch kein anderes meiner Bücher hat so heftige und gegensätzliche Reaktionen bei den Lesern ausgelöst wie mein rücksichtslos autobiografischer Reiseleiterroman „Hohe Zeit“. Der wahre Abenteuer-Roman. Damit habe ich neue Freunde/Freundinnen gewonnen und alte Freunde/Freundinnen verloren. Dabei komme ich darin selbst nicht gut weg. Aber Hauptsache ist: Niemand hat sich beklagt, das Buch sei langweilig. Leseprobe hier im NETZINE unter „Bücher“.

                            

 

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