Passiertes! – Passierte es?
In Alabama, USA, ist jetzt ein 83 Jahre alter Mörder mit der Giftspritze hingerichtet worden, nachdem er schon mehr als zwanzig Jahre im Todestrakt des Gefängnisses gesessen hatte. Der Mann, ein ehemaliger Jurastudent, ist ein echter Verlust für das Rechtswesen der Vereinigten Staaten. Denn er hätte den staatlichen US-Henkern erklären können, was schon im Alten Griechenland zu Zeiten des Demosthenes (um 300 v.u.Z.) und dann im Alten Rom als Rechtsgrundsatz galt und heute in allen Kulturstaaten selbstverständlich ist: „Ne bis in idem“, nicht zweifach für ein und dieselbe Tat bestrafen!
Der Skandal um den Echo-Preis hat es wieder gezeigt: Der schlimmste Fehler im gesamten Kulturbetrieb der westlichen Welt, gleich ob es um Musik oder Literatur geht, ist die Annahme, man könne Qualität an der Menge der Konsumenten ablesen. Das ist der schlimmste Fehler, weil es die dümmste aller Dummheiten ist, Quantität und Qualität zu verwechseln.
Nun wird der Seufzer wieder in der Öffentlichkeit hochgespielt, Privatversicherte seien bei Krankheit viel besser dran als Sozialversicherte. Dabei gilt weitgehend das genaue Gegenteil. Denn Privatversicherte sind für die Ärzte die Ernährer, von denen sie leben. Die sie deshalb verständlicherweise zu halten bemüht sein müssen. Wenn mir einer meiner Bekannten vorstöhnt, jetzt schon die dritte Operation erlitten zu haben, kann ich nur fragen: „Privatpatient?“ Und auf sein „Ja“ habe ich dann nur ein „Aha.“
Was es nicht alles gibt, sagte mein Vater, wenn er etwas zum Staunen fand. Ich kann heute ebenso erstaunt sagen: Was es alles nicht mehr gibt: Eisblumen am Fenster, Fettaugen auf der Suppe und Fliegenschiss auf dem Buch. Heißt das, dass alles besser geworden ist?
Ein Hoch auf die Nachbarn! Die Niederländer feiern schon seit 2012 den „Tag der deutschen Sprache“. Das war in diesem Jahr der 17. April. Damit wird die Bedeutung der deutschen Sprache für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes betont und gleichzeitig dem Trend entgegengearbeitet, dass immer weniger Niederländer auch Deutschsprecher sind. Was die Niederländer sich selbst eingehandelt haben, und zwar mit einer Bildungsreform, die ausschließlich Englisch als verpflichtende Fremdsprache vorsah. Unsere Nachbarn haben also genauso ihre Probleme mit unbelehrbar ignoranten Kulturmanipulierern in der Politik wie wir.
Der Präsident der EU-Kommission, Jean Claude Juncker, hat kürzlich in Florenz in einer auf Französisch gehaltenen Rede gesagt, das Englische verliere durch den Brexit allmählich an Bedeutung in der EU, weil nur noch die Staaten Irland und Malta englischsprachig sind. Deshalb habe er seine Entscheidung getroffen: Französisch als die erste Sprache. Erstaunlich, dass ein Mann in so hoher Position, sich noch nicht klargemacht hat, dass der Zweite Weltkrieg nicht nur ein Kampf zwischen Ideologien und Wirtschaftsblöcken war, sondern auch ein Sprachenkrieg, den das Angelsächsische gewonnen hat. Da hilft uns Deutschen alles Stöhnen über die Vergewaltigung durch ein simples Oberkellner-Englisch so wenig, wie es den Franzosen und Spaniern hilft. Die sogar noch schlechter dran sind als wir, weil sich mit dem Angelsächsischen eine germanische Sprache gegen romanische Sprachen durchgesetzt hat.
Wir Maschinenmenschen. Ich habe noch zehnfingerblind schreiben gelernt. Die Kinder und Jugendlichen von heute schreiben zweidaumenstarrend. Und während ich noch bemüht war, möglichst wenig mit Tipp-Ex korrigieren zu müssen, tippt man heute alles ein, „wies Grade komt.“
Das riesenformatige Aprilheft des Frankfurter Allgemeine Magazins bringt zwar „nur“ 400 Gramm auf die Waage, ist dennoch eine Pfundssache. Weil es angeblich wichtige Fratzen zeigt, die schön fotogen und nichtssagend sind, und lauter teuren Klimbim empfiehlt, den man nicht braucht. Als Kontrast dazu dann aber ganz hinten eine Zehn-Seiten-Reportage, handschriftlich und gemalt, über die katastrophalen Zustände in dem total überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Getreu dem alten Prinzip der Genießer: Reichtum bietet doppelten Genuss, wenn man sich einmal anschaut, was Armut ist.
Bisher habe ich alle zwei Wochen mit meinem Rundschreiben an mehr als anderthalb Tausend von Euch, meine Leserinnen und Leser, daran erinnert, dass die neueste Ausgabe meines Internet-Magazins NETZINE im Netz steht. Und dafür ist mir immer wieder von allen Seiten gedankt worden. Ab dem 25. Mai dieses Jahres darf so ein Service nur noch denjenigen geboten werden, die ihn nachweisbar bestellt haben. Bestellungen per eMail (Laufenberg-Mannheim at t-online.de) werden jetzt schon angenommen. So gehorche ich der neuesten Kommunikationsbremse der EU, die in der Datenschutzgrundverordnung steht, in Deutschland Gesetz ist und sogar für ein nicht kommerzielles, privates Informationsmedium wie das NETZINE gelten soll. Das zeigt wieder: Was unter dem Vorwand Datenschutz läuft, ist grandiose Volksverdummung. Denn die Großkonzerne können weiterhin ungehindert jede Menge Daten über uns sammeln, genau wie die Behörden, doch der Kontakt der Leute untereinander soll erschwert oder sogar unmöglich gemacht werden. Weil der Bürger sich erlaubt hat, den Mund aufzumachen, was durch die neuen Medien weit über belangloses Thekengeschwätz hinausging – und störte.