749. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Das ist Berlin – breiter als sein Hemd. So lauten Beschwerden von Leuten, die sich darüber ärgern, dass man in Berlin in vielen Gaststätten nur noch auf Englisch bedient wird. Was ja zu dem Anspruch Berlins passt, die einzige Weltstadt zwischen Moskau und Paris zu sein. Die Sprachen dieser beiden Weltstädte sind allerdings zu schwierig, weshalb man lieber auf ein simples Barkeeper-Englisch setzt.

 

Bei Wissenschaftlern hat sich der fatale Glaube festgesetzt, es genüge, alles Wissenschaftliche in englischsprachigen Zeitschriften und Büchern zu veröffentlichen. Dabei führt das zu folgenschwerer Einseitigkeit, weil die Erkenntnisse all der neben der angelsächsischen Forschung tätigen Spezialisten und Institutionen fehlen. Die in anderen Sprachen tätigen Forscher werden einfach übersehen oder gezwungen, alle Jahresberichte und Förderanträge in ihrem schlechten Englisch abzufassen, mit entsprechend verminderten Chancen auf Akzeptanz. Ihnen bleibt ein schwacher Trost: Sobald demnächst das Englische in den Wissenschaften vom chinesischen Mandarin verdrängt wird, bekommen die bisher übersehenen Arbeiten in anderen Sprachen neue Bedeutung.

 

Beinahe weltweit ist für den gut gekleideten Mann die Krawatte die dämlichste Selbstverständlichkeit, die man sich denken kann. Wenn man es schaffen würde, für den gut entkleideten Mann beim Geschlechtsverkehr ein Kondom als Überzieher genauso selbstverständlich zu machen, hätte die Welt weit weniger Probleme.

 

Die Spitzengewerkschaftler und Spitzensportler, die sich als Polizeibeamte oder als Luxuskader der Bundeswehr durchmogeln, bestätigen nur, was mein Vater mir immer – vergebens – geraten hatte: Es geht nichts über ein festes Gehalt vom Vater Staat, wenn deine Ideale glänzen sollen!

 

In der Werbung sehen Treppenlifte immer aus wie besonders elegante Toiletten. Muss das sein? Da muss man ja gleich.

 

Ich kannte eine fanatische Veganerin, die von Beruf Biologin war und den Ehrgeiz hatte, sich in der Wissenschaft einen Namen zu machen, indem sie Fleischfressenden Pflanzen (sogenannten Karnivoren) das Fleischfressen abgewöhnte. Sie fütterte ihre Versuchspflanzen, den Sonnentau, die Venusfliegenfalle und das Gemeine Fettkraut mit imitierten Insekten aus Soja und Mais, Kartoffeln und Reis. Das überlebten die Pflanzen nicht lange. Aus Wut aß die Forscherin die eingegangenen Pflanzen auf. Doch schmeckten sie ihr nicht. Als sie zum Vergleich auch mit Insekten ernährte Fleischfressende Pflanzen aß, die ihr viel besser schmeckten, hatte sie ihr großes Erweckungserlebnis: Plötzlich hatte die Welt eine Veganerin weniger.

 

Jetzt wurde mir klar: der Begriff herrlich ist genauso eine Übertreibung, wie der Begriff dämlich eine Unter… oh, pardon.

 

Besucher der Leipziger Buchmesse sollten sich bitte notieren: Am Freitag, den 24. März, stelle ich im Literaturcafé der Halle 4, Stand B600, in einer Lesung von 13.30-14.00 Uhr mein neues Buch vor: „Hohe Zeit – Der Roman eines Reiseleiters“. Anschließend sind signierte Exemplare zu erwerben. Keine Voranmeldung nötig, keine Eintrittsgebühr, nur pünktlich sollte man sein, weil die Lesezeiten auf der Messe so kurz sind und Schlag auf Schlag folgen.

 

Immer wieder werde ich gefragt, welche fünf von meinen Büchern ich für die wichtigsten halte. Nach einigem Überlegen kann ich – in der Reihenfolge ihres Erscheinens – die folgenden Titel nennen, von denen etliche längst vergriffen, aber im Antiquariatshandel noch zu ergattern sind: „Axel Andexer oder Der Geschmack von Freiheit und so fort“ (Roman, Hamburg 1985), „Ratgeber für Egoisten“ (Satire, Hamburg 1987), „So schön war die Insel“ (Roman, Berlin 1999), „Der Hund von Treblinka“ (Roman, München 2008) und „Hohe Zeit“ (Roman, München 2017). Leichter zu beantworten ist die ebenso oft gestellte Frage nach meinem Lieblingsbuch. Das ist immer das neueste Buch, weil ich damit Tag und Nacht beschäftigt bin. Wer mir auf einem Foto zeigt, dass er die oben genannten  fünf wichtigsten Bücher hat, bekommt das allerneueste Lieblingsbuch „Karibik ohne Kannibalen“, das der Verlag gerade in den Handel bringt, sofort als Geschenk zugesandt.

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