Passiertes! – Passierte es?
Weihnachten ist gut gelaufen. Der Deutsche Handelsverband hat sich mit Zufriedenheit über das Weihnachtsgeschäft geäußert. Neben allen Geschenken wurden auch fast 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, das waren 200 000 mehr als im Jahr zuvor. Jetzt fehlt nur noch der stolze Hinweis der Bundesregierung, damit habe sich die Tür-auf-Politik des Vorjahres als richtig erwiesen.
Die Rekordjahre jagen sich: 2015 hat unsere Regierung einige Hunderttausend Menschen aus fernen Kulturen ohne jede Kontrolle und ohne Registrierung – deshalb ist die genaue Zahl unbekannt – ins Land gelassen, in einem Akt der Großzügigkeit, der kein Vorbild hatte. 2016 melden Tresorverkäufer und Sicherheitsfirmen sowie die Hersteller von Überwachungskameras, Gaspistolen und Pfefferspray Umsätze wie noch nie. Wenn das nicht nur ein verspäteter Silvesterscherz ist, gilt wohl die alte Volksweisheit: Alles ist doch für irgendetwas gut.
Weil es Leute gibt, die an dem von der Kölner Polizei benutzten neutralen und praktikablen Kürzel (Schupo und Kripo sind ja auch Kürzel) Nafri für Nordafrikaner aus Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen was Negatives finden wollen, schlage ich vor, stattdessen den ebenfalls neutralen Begriff Maghrebinier und das Kürzel Maghri zu benutzen, als Sammelbegriff für die Bewohner des Maghreb, wie die arabisch-muslimischen Länder westlich von Ägypten seit jeher heißen. Aber bitte nicht verwechseln mit dem imaginären Land Maghrebinien, das der Schriftsteller Gregor von Rezzori mit seinem Buch „Maghrebinische Geschichten“ in die Literatur gebracht hat. Denn sein erfundenes Land Maghrebinien ist auf dem Balkan angesiedelt – und viel lustiger.
Vorsicht, Fälscher am Werk! Mir wurde in einer Buchhandlung ein Roman über Geld verkauft, der mit dem Namen des renommierten Essayisten H. M. Enzensberger auftritt und vorgibt, aus dem Premium-Verlag Suhrkamp zu kommen. Erst daheim stellte ich fest, dass es sich um ein Blabla-Kinderbuch eines unbekannten Autors handelt, in dem deshalb auch kein Verlagsort angegeben ist. Mein Versuch, das Machwerk in der Buchhandlung zurückzugeben, misslang leider, weil ich die Namen der Fälscher nicht nennen konnte. Pech.
Ich lese in der Zeitung, gegenwärtig seien 29 Vulkane aktiv. Und ich weiß, dass neben diesen Feuer speienden Monstern jederzeit und beinahe überall Erd- und Seebeben auftreten können. Da frage ich mich, ob dieser Erdball für mich überhaupt noch der richtige Aufenthalt ist. Aber Freunde, die mich gern auf den Mond schießen würden, sind noch nicht soweit mit den Vorbereitungen.
Bei Fernseh-Dokumentationen immer dieser Ärger, dass der Tonmeister die Hintergrundmusik für wichtiger hält als das Wort und alles zudröhnt. Fast immer. Die immer ungewöhnlich gemachten Beiträge unter dem Titel „Tiere vor der Kamera“ der beiden freien Tierfilmer Hans Schweiger und Ernst Arendt sind da rühmliche Ausnahmen. Sie kommen ganz ohne Musiklärm aus. Wie wohltuend. Doch jetzt hat der Bayerische Rundfunk die beiden Tierfreunde vor die Tür gesetzt, weil man keine Aufträge an Leute über 65 vergebe. In München hat man von dem seit August 2006 geltenden Gesetz, das eine Diskriminierung aus Altersgründen verbietet, offenbar noch nichts gehört. Hoffentlich klagen die beiden Tierfilmer.
Goethes Ausspruch: „Amerika, du hast es besser“, gilt längst nicht mehr. Seine Vorstellung, dass ein Leben ohne verfallende alte Schlösser leichter sei, ist von der neuen digitalen Wirklichkeit überholt. Auch in Amerika wird alles immer komplizierter. Beispielsweise müssen sich Facebook-Mitglieder im amerikanisch-englischen Sprachraum entscheiden, welche von fünfzig Geschlechtsbezeichnungen für sie gilt. Statt einfach männlich oder weiblich vielleicht transgender? Oder eher bi-gender? Eventuell gender fluid? Oder eine der übrigen 45 Varianten? Und welches Pronomen bevorzugt man für sich: Er, sie oder es oder was? – Goethe, du hattest es besser, mit deiner beschränkten Auswahl: Mann, Frau, Kind oder Kastrat? Da wusste man noch, wer man war.
Ein Glück, das wenigstens die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sich einmal deutlich gegen die krasse Mode der Leichten Sprache ausspricht. Denn was eigentlich als Hilfe für Lernbehinderte gedacht war, erobert sich in den Medien und Verlagen immer breiteren Raum: Die Primitiv-Sprache in kurzen Sätzchen ohne Fremdwörter, Passiv-, Konjunktiv- und Genitiv-Konstruktionen, auch ohne Zahlen, Metaphern, Negationen und Ironie. Mit der Verbreitung dieses simplen Kindergartenidioms sorgen unsere Kulturträger dafür, dass zu den offiziell angegebenen 7,5 Millionen Analphabeten in unserem Land bald viele weitere Millionen kommen. Dann ist mein „Extra-Service für Schreibende“, den ich seit Jahren hier im Netzine unter Vermischtes bringe, endgültig für die Katz. (Dasselbe nach den Regeln der leichten Sprache: Eine große Zeitung hat was über das Sprechen geschrieben. Sie will ganz anders sprechen als wir. Aber es gibt ja so viele andere Blätter und Bücher. Die können wir lesen. Dadurch werden wir immer mehr. Und der Laufenberg ist bloß ein blöder Besserwisser. Der kann uns mal.)
Am 3. Januar 2017 wird das NETZINE 21 Jahre jung. Früher war das der Geburtstag, an dem man volljährig war, das heißt endlich für voll genommen wurde. Der Termin wurde inzwischen nach vorn verlegt. Auch die Leser des NETZINE nehmen dieses ungewöhnliche Periodikum schon seit Jahren für voll. Das zeigt die ständig wachsende Leserschaft in weit über hundert Ländern. Ich werde mich auch weiterhin bemühen, diesem Vertrauen zu entsprechen. – Versprochen!