741. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Tausendundeine Umnachtung. Was für den Sonntag, den Tag des Herrn, Jahrhunderte lang die Heilige Messe oder der Gottesdienst war, das ist heute der Tatort-Krimi. Damit ist unübersehbar: Wir haben uns weiterentwickelt. Bleibt nur die Frage: Hinauf oder hinab?

Berufsberater, herhören! Erfolgsmenschen wie Berlusconi und Trump haben uns vorgeführt, was der Königsweg des Lebens ist: Immobilien und Medien kaufen, verkaufen, kaufen, verkaufen, kaufen. Denn durch alle Studiererei und alles Ackern wird man doch leicht nur zu einem nützlichen Idioten.

Die Trump-Wahl hat gezeigt, dass die Amerikaner ihr Wahlsystem ändern müssen. Denn mehr Stimmen der Wähler für Clinton und dennoch Trump als Sieger, das ist absurd. Ergebnis des umständlichen Wahlsystems mit Wahlmännern, das eindeutig mehr Nachteile als Vorteile hat. Es hat die USA-Regierung zu viele Monate lang beinahe handlungsunfähig werden lassen, es spaltet die Gesellschaft zu tief durch die zu lange Tolerierung von Gehässigkeit und Lügen, es bindet die Wahlmänner nicht an die Entscheidung der Wähler, sondern lässt ihnen die Freiheit, sich anders zu entscheiden, und es bringt einen neuen Präsidenten auf den Stuhl, den weniger als die Hälfte der Wähler gewählt haben. Weil dieses Wahlmännersystem kein Plus an Gerechtigkeit bietet, sondern bloß auf der Achtung vor dem historisch Gewachsenen basiert, kann ich nur raten: Amerikaner, schaut Euch einfach bei uns ab, wie man’s macht! Ihr habt uns doch auch sonst immer und überall im Blick.

Was die Trump-Wahl noch aufgedeckt hat: Die Wirkungskräfte der Presse wie der Meinungsforscher sind deutlich geringer geworden. Das heißt: Die traditionellen Herrscher über unsere Köpfe sind weitgehend entmachtet worden, was gut ist. Allerdings sind sie verdrängt worden durch die Flut von Meinungsäußerungen in den sozialen Medien und sonstigen Foren, was ganz sicher nicht nur positiv ist.

Die Brillenindustrie wie auch ihre Zuarbeiter, die Augenärzte und Augenoptiker, sehen sich inzwischen einem gesättigten Markt gegenüber. Sind doch rund 75 % der Einwohner Deutschlands mit jeweils ein bis drei Brillen versorgt. Da kommt ein Hilferuf aus dem Urwald wie gerufen. Die im Kongo beheimateten Bonobos, also die Schimpansen, die uns Menschen am ähnlichsten sind, leiden im Alter an Fehlsichtigkeit. Alte Bonobos können deshalb bei der üblichen wechselseitigen Fellpflege nicht mehr mitmachen und geraten damit in eine für sie verhängnisvolle Isoliertheit. Heureka, da tut sich für die eifrigen Förderer der Gesichtsverglasung ein neuer Markt auf.

Fort Bildung. Nachdem die Lehrer gelernt haben, dass sie den Schülern selbst bei unerträglicher Renitenz nicht einmal mehr eine Ohrfeige oder Kopfnuss geben dürfen, müssen sie jetzt lernen, sich gegen Karateschläge, Messer und Pistolen zu wehren. Deshalb lösen nun Selbstverteidigungskurse für Lehrer andere Angebote der Lehrerfortbildung ab.

Und die Sprachen, sie sterben vor sich hin. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung spricht 25 der geschätzt 7000 Sprachen, die es noch gibt. Zu diesen 25 größten Sprachen gehören – hier in alphabetischer Reihenfolge – Deutsch, Englisch, Mandarin und Spanisch.

Ich blicke aus meinem Arbeitszimmer durch den Streifen Auwald auf den Rhein: Still und schwarz steht der Wald in der Nacht. Da kommt von rechts ein Licht durchs Dunkel geschlichen. Eine kleine Helle nur, versteckt im dichten Laub der Bäume. Doch tanzt sie verspielt auf den Wellen des Rheins. Weswegen das kräftige Rotlicht sich ihr an die Fersen heftet. Genauso schnell wie die Tänzerin. Nicht abzuschütteln. Zwei helle Fenster kommen und lassen mich danach gieren, Menschen zu sehen. Vergeblich. Dann verschimmert links eine letzte Lampe im Wald. Und das eilige Gelichter ist verschwunden. Dieses kleine Erlebnis kann ich auch in einem Wort mit vier F zusammenfassen: Frachtschiffsfahrt.

Als ein Geschenk an meine Leser habe ich jetzt das so beliebte Online-Buch „Laufenbergs Läster-Lexikon“ um fünfzig neue Stichwörter erweitert. Damit sind es schon fast 1000. Im NETZINE jederzeit und überall und für alle kostenlos zu genießen. Ich wünsche viel Spaß und viele gute Anregungen statt Aufregungen!

Und wer auch selbst einmal ein Buch verschenken will – damit sieht man bekanntlich immer gut aus –, dem kann ich den Sonderprospekt empfehlen, den der Salon Literatur Verlag in München, bei dem die meisten meiner Bücher erschienen sind, jetzt produziert hat. Aufzurufen unter www.netzine.de/wp-content/uploads/WL-Alle-Buecher-2016.pdf
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