Passiertes! – Passierte es?
In den Medien viel Gerede über den Scheidungskrieg eines Schauspielerpaares, bei dem es um viel zu viel Geld geht. Was dabei unterschlagen wird: Schauspieler brauchen häufigeren Partnerwechsel, weil sie sich nach Schönheit und Bekanntheitsgrad zusammentun und nie wissen, wie viel Liebe ihnen vorgespielt wird. Denn gelernt ist gelernt.
Die Arroganz der Macht. Wirtschaftsführer verfallen ihr, wie die neuesten Beispiele Deutsche Bank und Volkswagen zeigen, genauso wie Staatsführer, beispielsweise Putin, Erdogan, Assad und so weiter. Leidtragender ist stets der Kleine Mann, und das nur, weil er immer noch nicht verstanden hat, dass er sich mit seiner Bewunderung für die Großen ins eigene Fleisch schneidet.
Das mit Recht hoch geschätzte demokratische Prinzip eiert, und das nicht nur in afrikanischen und asiatischen Staaten, denen das aufgedrängte Demokratiegehabe noch fremd ist. In Berlin schauen die Wähler dumm drein, denn bei der Abgeordnetenwahl haben die linksgestrickten Parteien SPD und Grüne massiv Stimmen verloren und die eher rechtsgestrickten Parteien AfD und FDP massiv zugewonnen; dennoch sind alle Rechten nun raus aus der Regierung, und die Linken können noch linker regieren als bisher. In Moskau haben Duma-Wahlen stattgefunden, bei denen auch Oppositionelle kandidieren durften. Die dienten jedoch nur dazu, mit ihrem Scheitern dem Alleinherrscher Putin den Demokratiepelz umzuhängen. In der Europäischen Gemeinschaft gibt es ein Parlament mit gewählten Abgeordneten, die kaum jemand kennt und die nicht verhindern können, dass in der EU nur geschieht, was die Brüsseler Bürokratie will. Fazit: Das demokratische Prinzip läuft Gefahr, Absurdität zur Normalität werden zu lassen.
Wenn wir unser Europa völlig zugrunde gewirtschaftet haben, können wir immer noch versuchen, auf den Jupitermond umzuziehen, der bereits den Namen Europa trägt. Haben ihn Wissenschaftler doch gerade als für Lebewesen geeignet erklärt, weil er Wasser hat.
Der 26. September war der Europäische Tag der Sprachen, und prompt habe ich an diesem Tag in einer Zeitung ein neues Wort gefunden: unfall- und umfallfrei. Das stand komischerweise nicht im politischen Teil, auch nicht in der Partnerschaftsbörse, sondern in einer Kleinanzeige für eine Honda von 1986.
Seit Jahrhunderten zwingt uns die Industrie dazu, in falscher Haltung auf der Toilette zu sitzen und uns damit selbst zu blockieren. Genau so lang versteckt sie das Schlüsselloch unter der Türklinke, damit wir uns vor der Tür verbeugen müssen, statt es darüber anzubringen. Und am Waschbecken müssen wir den Hebel hochstellen und uns damit gefährden, wenn wir das Gesicht zum Waschen tief über das Becken neigen. Kein Gedanke ans Andersherum. Das Denken in Alternativen, in den Wissenschaften üblich, in der Politik mittlerweile verpönt, ist in der Praxis offenbar unbekannt.
In Mannheim wird eine Fußgängerunterführung zugeschüttet. Und nicht nur dort. Als man unsere Städte autogerecht gemacht hat, wurden überall teure Unterführungen für Fußgänger gebaut. Mit Rolltreppen und Läden und Lokalen. Doch entwickelte sich die schöne Unterwelt schon bald zu einem Anziehungspunkt für Kriminelle und zum Schmutzloch. Deshalb wurde sie von den Bürgern gemieden und verwahrloste. Die Überlegung, es umgekehrt zu machen, den Autoverkehr unterirdisch und die Fußgänger oben, war den Stadtvätern nicht gekommen. Das beweist wieder einmal: Das Wort Verwaltung trägt mit Recht die abwertende Vorsilbe ver.
Herbstanfang. Im Spinnenmonat September fehlen die Spinnen, wie die Mücken im Sommer gefehlt haben, wenn sie auch nicht vermisst wurden. Bloß das Vogelzwitschern im Frühling hat uns gefehlt. Ob es da Zusammenhänge gibt?
Was in Frankreich immer wieder im NETZINE angeklickt wird: Mein im Jahre 1993 in Paris über die Wehrmachtsauskunftstelle in Berlin veröffentlichter Artikel La Wehrmacht est vivante (www.netzine.de/la-wehrmacht-est-vivante/). Auf Deutsch ursprünglich für Heft 8/1983 der Kult-Zeitschrift „TransAtlantik“ geschrieben und dann in meinem Buch „Die Stadt bin ich“ (Berlin 1985) veröffentlicht. Ein Bericht über den allerletzten traurigen Rest der großdeutschen Wehrmacht, für den einige hundert Berliner auf dem Gelände der ehemaligen Mauser-Schießeisen-Fabrik vor sich hin werkeln. Das kam mir jetzt wieder in den Sinn, als ich las, dass Frankreich sein gesamtes Militär mit Sturmgewehren des deutschen Schießeisen-Herstellers Heckler & Koch ausrüsten wird. Ein erstaunlicher Erfolg der Bemühungen um die deutsch-französische Freundschaft. Das lässt hoffen, dass auch andere Brudervölker irgendwann von Aggression auf Kooperation umschalten, beispielsweise Inder und Pakistani oder Israelis und Palästinenser.