735. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Das Olympia-Resultat der deutschen Sportförderung sieht beim Vergleich der Vorgaben mit den Erfolgen recht bescheiden aus. Wenn wir jetzt für Tokio 2020 auf die britische Methode umschalten und nur noch die wenigen Sportarten stark fördern, die sich als zu uns passend erwiesen haben, werden wir mit allerlei Kampfsport wie Boxen, Ringen und Schießen sehr martialisch aussehen. Das müssen wir dann mit den harmoniebetonten Mannschaftssportarten Fußball, Handball und Hockey auszugleichen suchen, müssen mit Turnern, Reitern und Ruderern glänzen und dürfen bei Tennis und Tischtennis auch mal Überlegenheit zeigen, weil wir beim Wasserspringen und Beachvolleyball zum schönen Spiel zurückkehren.

Die Bundeswehr propagiert in Anzeigenserien einen neuen Begriff, und den gleich doppelt: Sportsoldatinnen und Sportsoldaten. Bisher kannten wir nur Zinnsoldaten und Praliné-Soldaten. Die waren natürlich keine geeigneten Werbeträger für die Bundeswehr, die damit renommiert, fast die Hälfte aller deutschen Medaillen bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen zu haben. Womit sie das Aus für die Mär von den fröhlichen Spielen der Amateurathleten verkündet. Es geht bald nur noch um Wettkämpfe von Profisportlern.

Forscher der Yale-Universität in den USA haben festgestellt, dass eifrige Bücherleser fast zwei Jahre länger leben als Büchermuffel. Ob diese höhere Lebenserwartung auch für die Leser von eBooks gilt, wurde nicht untersucht. Bleiben wir also beim guten alten Papierbuch, – es muss ja nicht gerade das Ausmalbüchlein oder das Tapetenbuch sein.

In dem großen Papiercontainer hinterm Haus fand ich Uwe Johnsons „Mutmaßungen über Jakob“ und Friederike Mayröckers „Brütt“. Gebundene Bücher, beide wie neu. Da fragte ich mich: Wie kann eine Nachbarin oder ein Nachbar diese von den Literaturkritikern hoch geschätzte Literatur in den Müll werfen? Und ich las und las und las und verstand: Manche Bücher werden nur für die Kritiker geschrieben, so gewollt kurios im Schriftbild wie in der Ausdrucksweise.

Auf der Speisekarte des Wellnesshotels im Schwarzwald entdeckte ich den Begriff: Mittags-Snack-Buffet. Toll, in drei Sprachen zu essen, deutsch-englisch-französisch, das ist der perfekte Genuss der Vielsprachigkeit, auf die wir in der Europäischen Union so stolz sind. Es muss ja nicht alles nur noch in diesem primitiven Werbeheini-Englisch ausgedrückt werden, das heute propagiert wird.

Frankreich hat ein neues Scheinproblem, den Burkini. Vor hundert Jahren ging der Streit um zu wenig Bekleidung, jetzt um zuviel Bekleidung. Hauptsache Streit und schöne Bilder für die Medien. Dabei ist es doch allein meine Sache, wie viel ich ausziehe, ehe ich mich ins Wasser stürze, solange ich nur das Gesicht nicht verhülle, damit man mich nicht mit einem Hai verwechselt.

Die Neue Zürcher Zeitung, immer etwas nachdenklicher und überlegener, schreibt, der jetzt entdeckte Planet in unserer Nähe könne durchaus Leben tragen. Doch sei es unmöglich, ihn jemals zu besuchen, weil selbst die relativ geringe Entfernung von nur 4,2 Lichtjahren für uns Menschen mit der kurzen Lebenszeit von lediglich einigen Jahrzehnten auch mit schnellsten Transportern nicht zu überwinden sein wird. Da frage ich mich: Wie ist es aber mit einem zu erwartenden Gegenbesuch? Vielleicht sind ja die Lebewesen auf dem Nachbarplaneten mit viel höherer Lebenserwartung gesegnet. Für die Natur kein Kunststück. Gibt es doch sogar auf unserer Erde Lebewesen, die mehrere hundert Jahre alt werden.

Das am Steuer sowie am Motorrad- und Fahrradlenker geltende Handyverbot soll nach Plänen des Bundesverkehrsministers künftig auf Tablets ausgeweitet gelten. Im Moment wird in der Koalition sogar diskutiert, ob das Verbot auch für Stickrahmen und Malerpaletten und fürs Pfeifestopfen gelten soll. Weil man höheren Orts der Meinung ist, dass die den Leuten so wichtige Selbstverwirklichung kein höherer Wert ist als die sichere Mobilität.

Die Flucht über das Mittelmeer wird immer mehr Afrikanern zur Todesfalle. Und die Politiker Europas zeigen sich nach wie vor ratlos. Dabei habe ich dieses Problem schon zum Thema meines 2013 erschienenen Kulturthrillers „Hypogäum“ gemacht, sogar mit dem Hinweis auf eine unbekannte Methode zur Verhinderung des Verdurstens von Schiffbrüchigen, die ich im Berchtesgadener Salzbergwerk entdeckt hatte.

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