734. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Ich frage mich: Darf ein ehrlicher Mensch sich überhaupt noch über das Dopingunwesen im Sport aufregen? Wie sollen die Athleten uns ihre ans Wunderbare grenzenden Superleistungen denn ohne die Hilfe der Pharmaindustrie servieren? Schaffen wir selbst doch kaum die Normalanforderungen des Alltags ohne die Hilfe der Drogen Alkohol, Nikotin und Coffein und und und.

 

Alles relativ. Wo alle Frauen in knappsten Bikinis beinahe völlig nackt sind, im Schwimmbad, da wird die einzige Angezogene, die Muslima, die in ihrer schwarzen Verhüllung ins Wasser geht, zur Attraktion. Das lässt uns das Phänomen Bekleidung, mit dem wir uns über die Tierwelt erheben, ganz neu verstehen.

 

Auf den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages kommt ein Antrag zu, der es in sich hat. Im Moment werden dafür noch die 50.000 notwendigen Unterschriften gesammelt. Es geht darum, dass mehr als 90 Prozent aller Kartoffelsorten weibliche Namen wie Agnes oder Bettina tragen. Der Petitionsausschuss soll, obwohl es im Deutschen die Kartoffel heißt, dazu verhelfen, eine ausgeglichene Mischung von weiblichen und männlichen Kartoffelbezeichnungen zu schaffen. Damit zeigt uns die  Kartoffel, die vor vierhundert Jahren aus den Anden als Nahrungsmittel zu uns kam, dass ein Migrationshintergrund auch nach Jahrhunderten noch schwerwiegende Probleme machen kann.

 

Immer wieder der Ärger der Leute wegen unserer viel zu milde urteilenden Strafrichter. Statt dass man sich einmal in die Situation eines Richters versetzt, der natürlich Angst haben muss, es würden die Scheiben an seinem Reihenhäuschen eingeworfen, an seinem Audi vor der Tür die Reifen zerstochen oder seine Kinder auf dem Schulhof verprügelt. Ein Richten anonym und mit Maske ist ja bei uns nicht zulässig.

 

Die Aufklärung, die vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts währte, war die große Zeit des Verstandes. Leider längst vorbei und kaum noch wirksam. Die Religionen und allerlei sonstiger Okkultismus haben die Macht über die Köpfe unserer Zeitgenossen ergriffen. Im 21. Jahrhundert, kaum zu glauben aber wahr, ist die Werbung für Haarwuchsmittel so erfolgreich wie die für Penisverlängerung und Diäten. Die Dummheit grassiert – und kein Schutzengel kommt, um sie von uns abzuwehren.

 

Ich wurde gefragt: „Würden Sie einen Geist erkennen?“ Da habe ich geantwortet: „Ja, aber nur negativ. Ich erkenne, wo Geist fehlt, wenn ich Sie so vor mir stehen sehe.“

 

Die vor zwanzig Jahren gestartete Rechtschreibreform ist gescheitert. Darüber ist man sich inzwischen in wissenschaftlichen Studien klar geworden. Heute herrscht mehr Verwirrung als vor der Reform. Diese drei Komplexe sind besonders fehlerträchtig: Getrennt-/Zusammenschreibung, Groß-/Kleinschreibung sowie die s-Schreibung. Viele helfen sich damit, nur noch Bilder oder Filmchen von sich zu geben statt etwas zu schreiben.

 

In den letzten zwanzig Jahren habe ich im NETZINE unter der Rubrik Aktuell rund 7.000 Texte veröffentlicht. Neben all den anderen Texten in diesem Magazin, die länger als sechs Wochen stehen bleiben. Alles ohne einen Pfennig oder Cent Honorar. Nun schreibt die Verwertungsgesellschaft Wort, mir stünden dafür Honorare zu. Doch macht sie die Auszahlung von einem äußerst komplizierten und arbeitsaufwendigen Verfahren abhängig, das man nur als prohibitiv bezeichnen kann. Deshalb bekomme ich nach wie vor kein Honorar. So sparsam arbeitet eine Institution, die viel Geld einnimmt und gesetzlich verpflichtet ist, es an die Kreativen weiterzugeben.

 

Jeder von uns kennt Bilder des großen niederländischen Malers Pieter Bruegel der Ältere. Ob es „Der Bauerntanz“ ist oder „Die Bauernhochzeit“, „Der Turmbau zu Babel“, „Die Jäger im Schnee“, „Der Sturz des Ikarus“ oder „Kinderspiele“ usw., aber über den Maler selbst ist äußerst wenig bekannt. Denn lange Zeit gab es in der erzählenden Literatur nur zwei Bruegel-Biografien. Die eine stammt von Felix Timmermans, die andere von Gerhard W. Menzel, beide in Leipzig erschienen, 1928 und 1969. Aber seit dem Jahr 2007 ist meine Romanbiografie auf dem Markt, unter dem Titel „Die Frauen des Malers“, Salon Literatur Verlag München. Das Buch, das sich erstmalig auch intensiv mit dem Entstehen und der Ausdeutung der berühmtesten Bilder Pieter Bruegels befasst. Es war an der Zeit, dieses Malergenie endlich zeitnah zu betrachten.

 

 

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