720. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Lächerlich, wie hilflos die Politiker sich zeigen. Natürlich lässt Europa sich nicht so leicht absperren, wie die USA sich gegen Mexiko schützen. Und die schrecklichen Verhältnisse in den Ländern, aus denen die Flüchtlinge kommen, lassen sich allenfalls in jahrelanger Bemühung abstellen. Deshalb bleibt uns nur, die Einstellung der Menschen in diesen Ländern zu ändern, damit sie zu Hause bleiben. Das würde eine große international arbeitende Public-Relations-Agentur in wenigen Wochen schaffen. Ich kann nur hoffen, dass die Bundesregierung schon klammheimlich einen entsprechenden Großauftrag erteilt hat.

 

Weil der Migrationsforscher Ruud Koopmans unser üppig ausgebautes Sozialsystem für das größte Integrationshindernis hält, da einfach zu verführerisch, rät er zu einem System der Belohnung statt zu Kürzungen: Nur wer nach drei Jahren Arbeit hat und straffrei ist, darf bleiben. Ein Vorschlag, der bisher ungehört verhallt ist.

 

Die Autoindustrie werkelt weiterhin nur mit halber Kraft an der von ihr verlangten Entwicklung von Elektroautos, weil sie sich über die drei wichtigsten Gegenargumente im Klaren ist: Erstens kaufen die Verbraucher nicht ohne eine staatliche Kaufprämie. Zweitens ist der Umstieg auf Strom sinnlos, weil die Stromerzeugung der größte Klimakiller ist, und das sogar mit steigender Tendenz. Drittens hat sich die bessere Alternative zum Verbrennungsmotor schon in vielen Praxistests bewährt, nämlich der Wasserstoffmotor, dem zweifellos die Zukunft gehört.

 

Wieder wurde die Diskussion um das Bargeld neu angefacht. Es gibt viele Interessengruppen, die uns nur noch mit Karten hantieren sehen möchten, um uns unter Kontrolle zu halten. Vom Banker und Arbeitgeber über Ehepartner, die Regierung sowie die Werbung treibende Wirtschaft und die Internetdienste bis zur Journaille, dem Bundeskriminalamt und den Geheimdiensten, sie alle wollen jederzeit sehen können, wann und wo und wofür Du wieviel Geld ausgegeben hast. Zum Glück gibt es aber immer noch viele Zeitgenossen, die sich nicht zur Zahlung mit Karte überreden lassen, sondern sagen: Ihr könnt mich mal. Das Geld in der Hand ist mein letztes Stückchen Freiheit, und das lass ich mir nicht auch noch wegnehmen.

 

In allen Demokratien hatte sich schnell herausgebildet, dass die führenden Politiker, weil ihr oberstes Interesse ist, wiedergewählt zu werden, nur das zu sagen und zu tun wagen, was in den Zeitungen, in Radio und Fernsehen als herrschende Meinung gebracht wurde. Das hat sich neuerdings geändert. In den sozialen Medien und vielen Foren bestimmt der Kleine Mann ungefiltert jetzt, was den Politikern spontan zu sagen und zu tun einfallen muss. Womit die Journalisten in eine Zwickmühle geraten, weil sie einerseits die Politiker abschirmen wollen, um nicht bei Einladungen zu Pressekonferenzen, bei Auslandsflügen und dergleichen übergangen zu werden, weil sie andererseits aber auch das Volk befriedigen müssen, um nicht noch mehr an Auflage oder Quote zu verlieren.

 

Unbedingt lesenswert! Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat am 21. Januar unter dem Titel „Das Ende der alten Ordnung“ einen großen Artikel des Historikers Prof. Dr. Alexander Demandt gebracht, den die Konrad-Adenauer-Stiftung in Auftrag gegeben hatte, dann aber nicht zu veröffentlichen wagte. Darin geht es um die Überflutung des römischen Reichs durch fremde Völker, die schließlich zum Untergang des Römerreichs geführt hat. Aufzurufen unter www.faz.net, dann als Suchbegriff eingeben: Demandt.

 

Oft entsteht aus Wirklichkeit Literatur. Das ist die gewöhnliche Reihenfolge. Dass dagegen aus Literatur Wirklichkeit wird, ist sehr ungewöhnlich. Spontan fällt mir dazu nur die Burg Lichtenstein ein, die entsprechend der Schilderung in dem 1826 erschienenen Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff gebaut wurde. Jetzt gibt es ein neues Beispiel: Der Zukunftsroman „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq wurde in Rom Wirklichkeit. In den Kapitolinischen Museen sind die nackten Götterstatuen aus Respekt vor religiösen Gefühlen, wie es hieß, beim Besuch des iranischen Staatspräsidenten verhüllt worden. Während die Burg Lichtensein bloß Kitsch ist, ist die unnötige Unterwerfung ein Skandal.

 

Mal eine gute Meldung: Viel mehr Asylbewerber als erwartet haben sich für Deutschkurse angemeldet, überwiegend Männer. Fast Dreiviertel von ihnen stammen aus Syrien, so Der Spiegel.  Dabei hat die Bundeskanzlerin gerade bekannt gegeben, dass die Asylbewerber sich nach wenigen Jahren wieder auf den Heimweg machen sollen statt sich in Deutschland zu integrieren.

 

Das Auswärtige Amt hat bekannt gemacht, wie hoch unsere Sprache im befreundeten Ausland geschätzt wird. Gerade nur 400.000 Italiener lernen Deutsch, in Frankreich lernt eine Million Deutsch, in England sind es sogar anderthalb Millionen. Am stärksten interessiert zeigen sich die Polen, die mit 2,3 Millionen Deutsch-Lernenden weltweit an der Spitze stehen.

 

In den letzten beiden NETZINE-Ausgaben habe ich die Fragen beantwortet, welche meiner Bücher ich für die drei wichtigsten halte und welche die drei erfolgreichsten waren. Damit nicht genug, wurde ich jetzt mit der Frage in Verlegenheit gebracht, welche drei meiner Bücher ich am liebsten noch einmal lesen würde. Erst nach längerer Überlegung, ist einem doch immer das am liebsten, was gerade in Arbeit ist, konnte ich mich dazu durchringen zu sagen: Das Amerikabuch „Orakelfahrt“, das Chinabuch „Odysseus’ Dilemma“ und das Islandbuch „Der gemalte Tod“. Bin halt gerade in Reisestimmung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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