708. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Fußball, Fußball über alles. Schüsse auf einen Mannschaftsbus, Wurfverletzung eines Schiris, Prügeleien der Fans, und Spitzenfußballer werden schon in panzerglasgeschützten Autos herumgefahren. Sich über diese Entwicklung aufzuregen, ist scheinheilig. Wenn die Medien das Fußballspielen so irrsinnig hochjubeln, die Vereine mit viel zu viel Millionen Euro um sich werfen können und öffentlichkeitsgeile Politiker den Lokalstolz sowie den Nationalismus zusätzlich anheizen, darf man sich nicht wundern, dass auch Otto Normalverbraucher verrückt spielt.

 

Da wirft mir meine Tageszeitung ein Riesenmagazin in feinstem Kunstdruck auf den Tisch. Und was wird mir darin geboten? Nur Autos und Armbanduhren. Alles angeblich noch toller als gehabt. Nun ja, die Autos werden wenigstens immer schneller. Aber die Uhren?

 

Kein Volk ist vom Atomzeitalter schlimmer betroffen als das japanische: Hiroshima – Nagasaki – Fukushima.  Und doch hat Japan, diese Ansammlung von Inseln, die ständig von Erd- und Seebeben bedroht sind, seine von den Amerikanern gelernte Energieverschwendung auf fünfzig Atommeiler gestützt. Die wurden nach der Fukushima-Katastrophe sämtlich abgeschaltet. Doch jetzt werden die Atomkraftwerke, ohne die es jahrelang ging, eines nach dem anderen wieder angeschaltet. Das bestätigt die Lebensregel: Man kann seinen Mitmenschen nur vor den Kopf gucken, nicht hinein.

 

Die USA haben mit einem Besuch von Außenminister Kerry in feierlicher Form die diplomatischen Beziehungen zu Kuba wieder aufgenommen, die sie 1961    abgebrochen hatten. Dass es ihnen in erster Linie darum gehe, ihre Abhörtätigkeit zu intensivieren, hat Kerry nicht gesagt. Wohl aber hat er zur Einhaltung der Menschenrechte aufgefordert. Mutig, das auf Kuba zu sagen, wo die USA sich mit dem Gefangenenlager Guantanamo einen rechtsfreien Raum für die Missachtung der Menschenrechte im King-Size-Format offen halten.

 

In Österreich wird Deutsch als Wissenschaftssprache zurückgedrängt. Der allmächtige Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) akzeptiert Anträge auf Forschungsgelder nur noch, wenn sie auf Englisch gestellt werden. Dafür gibt er die kuriosesten Begründungen, u. a. die, Deutsch sei moralisch als Wissenschaftssprache entwertet. Eine Wiener Klinik für Schönheitschirurgie reagiert nun schon mit dem Angebot eines operativen Austauschs der durch Deutsch vermasselten Zunge gegen eine britische aus Oxford.

 

Jetzt leben schon wieder 400 Wölfe in Deutschlands Wäldern. Und das bei der Angst, die wir vor diesen wilden Vorfahren der Hunde haben. Die Bundeszentrale für Politische Bildung versucht, uns die Angst zu nehmen mit einer Anzeigen-Kampagne, in der sie darauf hinweist: Nichts Gefährliches. Macht doch auch jeder Mann die Entwicklung vom Wolf zum Hund durch. Als was für ein Hund er das überlebt – Schoßhündchen oder Wachhund oder armer Hund –, das hängt von den Frauen ab, denen er in die Hände fällt.

 

Die 3D-Drucker machen Druck. Sie nehmen uns immer mehr lästige Arbeit ab. Jetzt produzieren sie schon Bauteile für Militärflugzeuge. Die Amerikaner wollen sogar Hochhäuser drucken. Zum Glück kann mich als Schriftsteller das nicht erschrecken. Im Gegenteil. Das wird helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Bücher werden ja schon seit Jahrhunderten gedruckt, den Inhalt aber muss ein Autor sich mühsam abpressen. Es sei denn, man gibt sich mit automatisiertem Geschreibsel zufrieden. Das aber ist für Kenner leicht als ein Nichts zu erkennen, genau wie die scheinbar echten Orientteppiche, die maschinengewebt sind, wobei man sogar ein paar Fehlerchen ins Programm aufgenommen hat, um Handarbeit vorzutäuschen.

 

Die sogenannten Volksparteien CDU und SPD beklagen seit Jahren ihren rasanten Mitgliederschwund. Dabei ist der nicht verwunderlich. In Zeiten der totalen Kommunikation ist nicht zu vermeiden, dass es vielen Bundesbürgern auffällt, wie deutlich unsere Politiker sich selbst disqualifiziert haben. Durch Aufgabe von zuviel staatlicher Souveränität zugunsten Washingtons und Brüssels, durch Förderung statt Einschränkung von religiösen Aktivitäten aller Art, durch Einführung des Euro vor der Schaffung einer europäischen Fiskaleinigung, durch fehlende Weitsicht und Vorbereitung auf die zu erwartenden großen Migrationswellen und dann auch noch durch den peinlichen Reinfall auf Griechenland.

 

Ich glaube, Sportreporter haben was gegen Intellektuelle und wollen diese unangenehmen Zeitgenossen aufs Kreuz legen. Da jubeln sie mir was vor über den Beckenschwimmer Marco Koch, dabei weiß doch jedes Kind, dass er Brust schwimmt.

 

 

 

 

 

 

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