704. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Nix Plastikgeld und nix PayPal und nix Payback und dergleichen! Gibt es doch immer wieder neue Meldungen über Hackerangriffe, die uns zeigen, wie gefährlich die totale Vernetzung ist. Da mutet es schon als tollkühn an, die versteckten Wünsche der Regierenden, der Banken und Geschäftsleute gutzuheißen, die das Barzahlen abschaffen wollen. Dabei ist das Bargeld der einzige universal einsetzbare Wert, den wir Bürger noch in der Hand haben und über den wir frei und risikolos verfügen können, ohne uns der totalen Kontrolle auszuliefern.

 

Geständnis: Ich bin erst durch Facebook dahintergekommen, dass Katzen und Hunde unsere nächsten Verwandten sind. Eia – weia.

 

Hat da ein Knabe – die um die Welt gegangenen Fotos rechtfertigen diese Bezeichnung – in seinem spätpubertären Drang nach Anerkennung in South Carolina neun schwarze Mitbürger in einer Kirche erschossen. Dass er nicht, wie für Kinder in zivilisierten Ländern üblich, bloß mit einer Spielzeugpistole herumfuchteln konnte, ist sein Pech – und die Schuld seiner Eltern. Dafür wird der Knabe demnächst von seinen Anwälten als noch kindlicher und noch unterentwickelter hingestellt, als er tatsächlich ist. Eine harteStrafeaber der einzige Weg, ihn vor der Hinrichtung zu bewahren.

 

Die Postler werden von den Gewerkschaftlern für dumm verkauft. Zeigt der Poststreik den Bürgern doch nur, dass es notfalls auch ohne die Postler geht. Ohnehin kommen seit langem fast nur noch Reklamesendungen und Bettelbriefe in die Hausbriefkästen. Alles andere geht über E-Mail, SMS und Telefon. Und wenn Rechnungen und Pakete jetzt verspätet ankommen, dann wird das von manchem als ein erfreulicher Zahlungsaufschub empfunden.

 

Ich überlege, ob ich die Zeitung abbestelle und den Fernseher verschenke. Weil ich es nicht länger ertragen kann, von morgens bis abends mitzuerleben, wie unsere europäischen Spitzenpolitiker von ein paar überlegen grinsenden griechischen Hanseln an der Nase herumgeführt werden. Sind diese Levantiner unseren Politikern an Schlitzohrigkeit doch so haushoch überlegen, dass jedes Verhandeln mit ihnen ein Witz ist. Zumal unsere Kanzlerin sich auch noch die grenzenlose Dummheit geleistet hat, ihren letzten Trumpf schon aus der Hand zu geben, indem sie den Verzicht auf Griechenland ganz ausgeschlossen hat.

 

Die Krimiflut genügt nicht mehr, trotz tollster Grausamkeiten. Da muss noch mehr Sex her. Der deutsche Buchhandel jammert darüber, dass er nicht so richtig Umsatz machen kann, weil im Moment ein neuer Bestseller wie der über die grauen Schatten fehlt. Und diese Klage wird sogar von der seriösen Presse weitergegeben. Das heißt, wir Autoren sind aufgerufen, Pornografie zu liefern, damit Verlage und Buchhandlungen gut leben können. Eine Meldung, die zu der neuen Alltags-Floskel gehört: Die westlichen Werte hochhalten.

 

Wie die Zeiten sich ändern, erkennt man an den jeweils aktuellen Lieblingsbegriffen der Medien, die ja fleißig von einander abschreiben: Jetzt ist der Bestseller in, und out ist das gute Buch. Das heißt der Blick auf das Medium Buch hat sich radikal verändert

.

Noch haben wir das Desaster Eurozone nicht einmal halbwegs verdaut, da mutet uns die EU den nächsten Nonsens zu: Die Ein-Personen-Gesellschaft, abgekürzt SUP, was für die lateinische Bezeichnung Societas Unius Personae steht. Aber wozu diese Umschreibungen? Der Begriff Ein-Personen-Gesellschaft sagt für Leute, die noch lesen können, schon alles. Ist das doch sowas wie das eineckige Quadrat oder wie die Lebensgemeinschaft eines Toten. Ich gratuliere den Brüsseler Bürokraten!

 

Was für eine Freude! Jetzt bekam ich von einer Leserin den Hinweis, dass das Killy Literaturlexikon, in dem ich seit 1990 aufgeführt bin, von einem anderen Verlag neu herausgegeben worden ist, nämlich vom Verlag Walter de Gruyter, Berlin und Boston. Und in dieser zweiten Auflage des jetzt dreizehnbändigen Lexikons, das die Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes versammelt, ist der Bericht über mich (Band 7, Seite 263 f.) gegenüber der Erstausgabe ausführlicher und noch informativer geworden. Das lässt mich gleich ganz anders über die Tastatur herfallen.

 

 

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.