698. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

Probleme über Probleme. Das Schnellfeuergewehr G36, mit dem unsere Soldaten ausgerüstet sind, taugt nicht für den Einsatz in klimatischen Extremzonen. Aber das lässt sich ändern. Doch der Mann, der damit kämpfen soll, ist ebenfalls für manche fremden Klimata nicht geschaffen. Und das lässt sich nicht ändern. Möglich, dass deshalb jetzt ein generelles Infragestellen der Einsatzpläne kommt. Dabei könnte eine Rückbesinnung auf den Begriff Bundeswehr hilfreich sein.

Im Jahr 356 vor unserer Zeitrechnung hat der griechische Viehhirte Herostratos den berühmten Artemistempel zu Ephesos, eines der sieben Weltwunder der Antike, in Brand gesteckt, um eine Berühmtheit zu werden und seinem Namen Ewigkeit zu verleihen. Was ihm gelungen ist. Denn noch heute, also nach fast zweieinhalb Jahrtausenden, wird ein Täter, der aus Geltungssucht ein ungeheuerliches Verbrechen begeht, Herostrat genannt. Falls es stimmt, dass der Germanwings-Copilot zu seiner Freundin gesagt hat: „Eines Tages werden alle meinen Namen kennen“, ist er der Herostrat des Tages. Doch heute wird man nicht nur leichter eine Berühmtheit, heute wird man auch schneller abgehakt und vergessen. Pech für den … wie hieß er noch gerade?

Fremde Federn: Der Mensch als eine Spezies der Zoologie gesehen, das war das Heureka des amerikanischen Zoologieprofessors und Fruchtfliegenfachmanns Alfred Kinsey. Er hat im Jahr 1939 den prüden Amerikanern den Blick geöffnet für das Selbstverständlichste von der Welt, nämlich den Sex. Das war eine Sensation. Ebenfalls eine Sensation war die Erkenntnis, die der amerikanische Biologieprofessor und Ameisenfachmann Edward Osborne Wilson im Jahr 1978 aussprach, nämlich dass der Egoismus des Gruppenwesens Mensch die Triebkraft der Kultur ist. Die fundamentale Erkenntnis des Zoologen mit der ebenso fundamentalen des Biologen kombiniert, gibt uns die Chance, uns als Menschen weiter über das Tierreich hinaus zu heben.

Die Deutsche Post, vom Gesetzgeber gezwungen, das Kulturgut Buch bevorzugt zu behandeln, also für geringeres Porto zu transportieren, realisiert die Bevorzugung so: Braucht ein normaler Brief für einen Weg innerhalb Deutschlands einen Tag, so nimmt die Post sich für eine Büchersendung oft fünf Tage Zeit. Bücher sind ja unverderbliche Ware, lassen sich also problemlos zwischenlagern.

Ein neues Schlagwort hat Konjunktur: Die sexuelle Evolution. Damit ist gemeint: Wenn die Neugier endlich eingeschlafen ist, hat die Liebe ihre Chance; doch ist das leider kein Automatismus.

Was waren das für glückliche Zeiten, als man sein Toilettenhäuschen ohne langes Suchen fand, weil es entweder für Männer oder für Frauen war. Heute dagegen ist die korrekte Toiletten-Großanlage unterteilt nach männlich, weiblich, gendervariabel, intersexuell, transgender, transsexuell, hermaphroditisch, transvestitisch, zweigeschlechtlich oder geschlechtslos. Wer da nicht beim Herumsuchen in die Hose macht.

Was haben Friseure und Schriftsteller (m/w) gemeinsam? – Sie machen aus dem oberen Ende des menschlichen Körpers einen Kopf. Doch sind die Ergebnisse ihrer Bemühungen sehr unterschiedlich.

Die deutschen Schriftsteller, die unsere Gymnasiasten im Unterricht kennenlernen müssen, tragen Namen wie Goethe, Schiller, Büchner, Kleist, Fontane und Kafka. Der allermodernste Autor ist Bert Brecht, allerdings schon vor 59 Jahren entschlafen. Also krasser Retro-Look, aber so schreiben es die Rahmenlehrpläne der Kultusminister vor. Weil danach nichts literarisch Wertvolles mehr geschrieben wurde? Oder weil die Kultur-Funktionären zu früh aufgehört haben mit Bücherlesen?

Eine gute Freundin auf der griechischen Insel Rhodos, die Irmgard, hat mir die Freundschaft aufgekündigt, weil ich kritisch über die Griechen geschrieben habe. Schade, sie hat übersehen, dass ich nicht Kreti und Pleti für das wirtschaftliche Desaster Griechenlands verantwortlich gemacht habe, sondern die griechischen Politiker und die europäischen Politiker, die seit eh und je auf deren Betrügereien hereinfallen.