696. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Es gehört zur repräsentativen Demokratie, dass die Politiker sich auf einer anderen Wolke bewegen als das Volk, das sie gewählt hat. Meist kaum noch in Sichtweite, obwohl beide Wolken voll abhängig von einander bleiben. Soweit die Politiker mehr an Kenntnissen und Talenten mitbringen, ist das berechtigt. Wenn sich die Politiker jedoch als unfähig erweisen, indem sie für Leute, die ihnen an Schlitzohrigkeit weit überlegen sind, ein Rettungspaket nach dem anderen schnüren, driftet das Volk auf seiner Wolke ab, weil es sich zu Recht fragt: Sind die noch zu retten?

 

Die Fälle Wulff und Edathy haben das Vertrauen in die Politiker nicht beschädigen können, weil es das nicht gibt. Aber sie haben das Vertrauen in unsere Justiz ins Wanken gebracht, weil bananenrepublikanisch durchgezogen.

 

Mit Streik drohen, den Streik vorläufig absagen, erneut damit drohen. Immer wieder diese Turbulenzen bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa. Die Eigenart dieser Streiks bei den Hauptverkehrsmitteln ist, dass sie die Allgemeinheit mehr schädigen als den bekämpften Arbeitgeber. Deshalb mehren sich die Stimmen, die eine völlige Neuordnung des Streikrechts fordern. Die ist notwendig geworden, weil in der Vergangenheit die falschen Funktionsträger verbeamtet bzw. angestellt wurden. Auch der Europäische Gerichtshof fordert eine neue aufgabenbezogene Unterscheidung für Streikverbote. Maßgeblicher Anknüpfungspunkt soll dabei die massive Betroffenheit Dritter durch die Kampfmaßnahmen sein. Die muss vermieden werden. Schließlich ist es die Aufgabe der Regierung, die Bevölkerung vor solchen Schäden zu bewahren.

 

Autobahnen werden immer langweiliger. Auch ohne die vielen Schallschutzmauern. Wo Wein rechts und links zu sehen ist, also lahme Monokultur, kann man sich noch damit helfen, dass man sich zurückversetzt in weinselige Stunden. Aber bei der neuen Monokultur, den Sonnenkollektorfeldern rechts und links, da hilft dir keine schöne Erinnerung.

 

Frankreich besteht hauptsächlich aus Kreisverkehr. Dabei soll es das beliebteste Tourismusland sein. Was sagt das über die Zielstrebigkeit der Touristen aus?

 

Eine Tauschbox für Allerlei am Straßenrand in einem Berliner Subkulturviertel trägt die Aufschriften give und take. Das in Deutsch zu schreiben, hätte wohl Schwierigkeiten gemacht. Und wer sollte dort so fremdartig klingende Wörter verstehen: gib und nimm.

 

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Erkenntnis angekommen, dass Grundschüler nur noch rudimentäre Rechtschreibkenntnisse haben. Wer sich darüber wundert, braucht nur ins Internet zu schauen, wo Erwachsene mit schriftlichen Kurzmitteilungen auftreten. Katastrophal. Das verdanken wir den linken Ideen vom Freiweg-Schreiben ohne Hemmung durch Rechtschreibregeln. Und wir verdanken das der Kultusministerkonferenz, die uns mit der sogenannten Rechtschreibreform in die Goethezeit zurück katapultiert hat. Damals, lange vor Konrad Duden, schrieb jeder wie er wollte – also wie heute.

 

Nie habe ich in einer Kirche etwas Erotischeres gesehen als die sechs wonnedicken gewundenen Marmorsäulen in der Ursulinenkirche Straubing, die mich in changierenden Fleischfarben anglänzten.

 

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter … Wir bekommen es Tag für Tag bestätigt: Die Beliebtheit der Wetterberichte beim Fernsehpublikum steht im umgekehrten Verhältnis zu der Treffsicherheit der Wetterprognosen.

 

Mein neues Buch, den historischen Roman „Die Salzhexe – ein Frauenschicksal in der Zeit, als die Liebe neu entdeckt wurde“, werde ich am Freitag, den 13. März mit einer Lesung auf der Leipziger Buchmesse vorstellen. Halle 5, F 600 von 16.30 – 17.00 Uhr.

 

 

 

 

 

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