683. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Es war einmal ein Kurzzeit-Bundespräsident in Berlin, der die Meinung vertrat: Der Islam gehört zu Deutschland. Man jagte ihn bald darauf von seinem Stuhl. Jetzt schlief ich im Intercity-Hotel Kiel und fand in meinem Nachttischchen nicht nur Das Alte Testament, sondern auch ein Buch von gleicher Dicke, das den Titel trug: Die Lehre Buddhas. In der Schublade war noch viel Platz, stellte ich befriedigt fest. Wusste ich doch: Konkurrenz belebt das Geschäft, ja, und das macht die angebotene Ware billig.

In zahllosen Kulturen war und ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass Frauen zu den Waffen greifen. So bei den Alten Germanen und bei den Römern und – bis auf die Amazonen, falls es die überhaupt gegeben hat – auch bei den Alten Griechen. Jetzt aber führt der weltweit entflammte religiöse Terror dazu, dass bei uns ausgerechnet eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin den Kampf mit den Waffen der Männerwelt fordern müssen. Und dass nur, weil wir den Weg der mutigen Aufklärer des 18. Jahrhunderts zur Befreiung aus religiösem Wahn nicht weitergegangen sind, sondern alles Religiöse hätscheln und fördern.

Soweit haben Ideologen uns schon die natürlichen Reflexe ausgetrieben: In England haben Polizei und Nachbarn und auch die Betroffenen selbst Jahrzehnte lang darüber geschwiegen, dass Kinder und Jugendliche in Mengen mit Gewalt missbraucht wurden, und zwar durch Pakistani und Inder. Man hat nichts gesagt und nichts dagegen getan, weil man nicht als ausländerfeindlich angesehen werden wollte.

Als nicht blinder, vielmehr neugieriger Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff wurde mir klar, was Kreuzfahrer von damals und von heute unterscheidet. Vor neunhundert Jahren suchten sie das Paradies, jetzt haben sie das Schlaraffenland gefunden. Die von damals genau wie die von heute entpuppen sich als Opfer einer verrückten Einseitigkeit. War es damals die Ausrichtung auf das Leben nach dem Leben, ist es jetzt die Betonung von Geschmackssinn und Wohlfühlen, als wäre das das Leben.

Habe mit etlichen Schotten über die Abstimmung zur Unabhängigkeit von Großbritannien gesprochen, die am 18. September dieses Jahres ansteht. Nie im Leben habe man eine wichtigere und derart weittragende Entscheidung treffen müssen, heißt es. Und immer wieder deshalb dieses: Ich weiß noch nicht, ob ich Ja oder Nein sage. Ich fand, behielt das aber für mich, inzwischen sollten die Schotten reif sein für die Selbständigkeit, so dass man nicht befürchten muss, dass sie sich anschließend untereinander zerfleischen. Wie man es wohl im Falle Kurdistan annehmen muss, obwohl man auch den Kurden gönnt, dass sie endlich ihren eigenen Staat bekommen.

Sale schreiben bei uns immer mehr Geschäfte ans Fenster, wenn sie einen Sonderverkauf starten. Und das sogar nahe der französischen Grenze, obwohl dort bekannt sein dürfte, dass sale die französische Bezeichnung für schmutzig ist. In England heißt das normale Verkaufsangebot: FOR SALE. Das steht dort mittlerweile an viel zu vielen Häusern. Und anders als bei uns ist es auch an schönen alten Kirchen zu sehen. Die Erklärung dafür ist: Die Anglikanische Kirche ist nicht reich. Sie wird nicht damit verwöhnt, dass der Staat für sie Kirchensteuer einzieht, sie muss sich mit freiwilligen Spenden begnügen.

Die küstennahen Schifffahrtsrouten werden neuerdings immer enger, weil in Küstennähe immer mehr Windparks aus dem Wasser sprießen wie Pilze aus dem Waldboden. Von weitem wie auch vom Flugzeug aus bietet so ein in Reih und Glied aufgebauter Energiesammler auf See einen Anblick wie ein großer Gefallenenfriedhof. Bei dem hat scheinbar Unvermeidliches ja ebenfalls was Stattliches.

Das Statistische Bundesamt hat jetzt gleichzeitig zwei wichtige Informationen bekannt gemacht: Der Staat hat im ersten Halbjahr 2014 einen Rekord-Überschuss von gut 16 Milliarden Euro verbucht, und die Wirtschaftsleistung ist im selben Zeitraum um 0,2 Prozent geschrumpft. Das wird von der Presse als widersprüchlich bestaunt, statt dass man zugibt: Das eine gehört zu den Gründen für das andere; denn wir haben zuviel Staat, und immer noch mehr Staat mit immer noch mehr Steuern und Gebühren würgt die Wirtschaft ab.

Wirklich nur ein dummer Protestler? Das neue Mitglied des Europäischen Parlaments Bernd Lucke (AfD) hat in einem offenen Brief den neuen Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz (SPD) gefragt, warum er ihm die Einladung zum feierlichen Hissen der europäischen Fahne in englischer und in französischer Sprache geschickt habe, obwohl sie doch beide Deutsche sind. Dabei hat er darauf hingewiesen, dass es im Europawahlprogramm der SPD geheißen hat: Wir fordern dringend auch die Gleichberechtigung der deutschen Sprache auf der Ebene der Europäischen Union. Und dann hat er sogar noch daran erinnert: Deutsch ist mit großem Abstand vor Englisch und Französisch die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union.

In der letzten NETZINE-Ausgabe hatte ich geschrieben, der historische Roman „Favoritin zweier Herren“ gehöre zu meinen drei wichtigsten Büchern. Prompt wurde ich von allen Seiten nach meinen anderen beiden wichtigsten Büchern gefragt. Das eine ist der „Ratgeber für Egoisten“, erschienen 1987 in Hamburg, längst vergriffen, nur noch im antiquarischen Handel zu bekommen. Das andere wichtigste Buch, nämlich „Laufenbergs Läster-Lexikon“, ist noch überall erhältlich.

 

 

 

 

 

 

 

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