682. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

 

Mitte September sollen die Schotten entscheiden, ob sie weiterhin ein – vielfach ungeliebter – Teil von Großbritannien bleiben oder einen eigenen Staat bilden wollen. Hoffen wir, dass ihnen der Kilt nicht zu kurz ist, denn Unterkühlung von unten kann sehr gefährlich sein.

 

Weshalb musste der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch scheitern, als er auf dem Stuhl des Vorstandsvorsitzenden der Bilfinger AG saß? Weil Politiker und Wirtschaftsführer zwei grundverschiedene Arten von Gerissenheit benötigen. Die Show machen und Lügen überzeugend rüberbringen ist das Handwerk des Politikers, Umsatz machen, Entwicklungstendenzen erkennen und die Interessen seines Unternehmens mit allen Mitteln durchsetzen, auch gegenüber der Politik, das ist das Handwerk des Wirtschaftsführers. Also immer schön vorsichtig sein beim Umsteigen!

 

Inklusion auf allen Ebenen ist das aktuelle Entwicklungsziel der bundesdeutschen Gesellschaft. Das hat schon dazu geführt, dass wir jetzt Verhältnisse haben, die vor dreißig Jahren noch undenkbar waren. Beispielsweise dass es ein paar mehr als nur die beiden Geschlechter männlich und weiblich gibt, die uns aus der Schöpfungsgeschichte geläufig waren, nämlich homosexuell, bisexuell, transsexuell, transgender und intersexuell, und dass der Geschlechtsverkehr unter Männern nicht mehr strafbar ist und sogar vielfältig gefördert und von Staat und Kirche abgesegnet wird. Konsequenterweise müssen wir wohl davon ausgehen, dass in naher Zukunft auch zur Selbstverständlichkeit gehört, was heute noch die Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft, beispielsweise Vergewaltigung, Sodomie und Pädophilie. Wohl aber auch Delikte wie Beleidigung und Beamtenbestechung. Alles dem generellen Postulat gehorchend: Nur nichts Menschliches unterdrücken!

 

Es war ja nur eine Frage der Zeit, wie lange das World Wide Web so selbstverständlich gemeint ist, wenn ich als URL bloß angebe: netzine.de. Irgendwann werden wir ein weiteres Internet haben. Die ETH Zürich entwickelt schon – in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Telefongesellschaften in den USA und China, Japan und Korea – ein neues weltumspannendes Netz, das sie Scion (Englisch für Nachkomme, Ableger, Sprössling) nennt. Okay, Konkurrenz belebt das Geschäft.

 

Die Anglizismenflut ist für uns Deutsche kein Problem. Im Gegenteil. Daran geilen wir uns auf. Für den dummen deutschen Michel ist jeder Treffpunkt etwas attraktiver, wenn er Meeting Point heißt. Die Werbefritzen wissen: Jedes deutsche Kind fühlt sich größer, wenn es als Kid bezeichnet wird. Und jeder Zeitungsschreiber hält sich für einen Mann von Welt, wenn er eine Veranstaltung ein Event nennt. Den absoluten Gegensatz zu uns Deutschen bilden die Isländer. Die Menschen auf der kleinen Insel hoch oben im Atlantik lieben ihre Sprache, das Isländische, so sehr, dass sie alle Anglizismen vermeiden. Stattdessen bilden sie für moderne Begriffe mit viel Einfühlungsvermögen und Phantasie aus ihrem Uralt-Nordisch und ihrer Fabelwelt neue Wörter. Ins Deutsche übersetzt steht dann beispielsweise da: Television = Bildrausschicker, Panzer = Kriechender Drache, Telefon = Draht, Satellit = Künstlicher Mond, Computer = Rechenhexe und Drohne = Maschinenvögelchen.

 

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen DHS, früher Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren, das Feigenblatt der Bundesregierung, hat sich mal wieder zu Wort gemeldet. Sie fordert von der Bundesregierung ein Gesetz, das entschieden höhere Preise für Alkoholika vorschreibt sowie den rigoros eingeschränkten Verkauf nur noch in staatlich lizenzierten Läden. Natürlich weiß man, dass solche Maßnahmen der Alkoholprohibition nur zur Förderung des Alkoholismus führen, wie das Beispiel USA gezeigt hat und etliche skandinavische Länder heute noch zeigen. Aber man muss ja seine Existenzberechtigung nachweisen, immerhin kommt der – allerdings recht kleine – Etat der Hauptstelle aus Steuergeldern. Auch will man dem Bundesfinanzminister nicht die immensen Einnahmen an Alkoholsteuern beschneiden. Aber man kann ja sicher, sein, dass so ein prohibitives Gesetz sich in Deutschland niemals durchsetzen lässt.

 

Einige Dutzend erboste Veganer haben vor der Seehund-Aufzuchtstation Friedrichskoog in Schleswig-Holstein lautstark dagegen protestiert, dass man dort als Waisen aufgenommene junge Seehunde, die auf das freie Leben im Meer vorbereitet werden, mit Fischen füttert. Die Protestler verteilten Informationsschriften über vegane Ernährung, zogen sich dann aber friedlich zurück, als man ihnen zugesichert hatte, die Seehunde entsprechend aufklären zu wollen.

 

Wir produzieren und verkaufen LKW auf Teufel komm raus. Doch die LKW-Fahrer wissen längst nicht mehr, wo sie ihre Wagen abstellen sollen, wenn sie die vorgeschriebene Wochenendpause machen. Schon schaut die Polizei einfach weg, wenn die Kolosse auf den viel zu wenigen Parkplätzen der Autobahnen auch am Rand der Ein- und Ausfahrten und der Fahrspur stehen. Bald werden sie auf der Autobahn selbst parken müssen, nämlich auf der Standspur. Und die Polizei wird ein Auge zudrücken müssen, wäre alles andere doch staatliche Schikane.

 

Genauso panischen Schrecken verbreitend, wie jetzt die islamistischen Terroristen im Irak, traten vor neunhundert Jahren die christlichen Kreuzfahrer im Nahen Osten auf. Furchtlos aus unerschütterlichem Gottvertrauen und in naiver Vorfreude auf himmlischen Lohn, dabei vernichtetes Leben so wenig wertend wie das eigene Überleben. Ich musste jetzt noch einmal in dem Buch lesen, in dem ich diesen Kulturkampf anhand von intensiven Recherchen erzählerisch gestaltet habe: „Favoritin zweier Herren“. Und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich glaube, dieser historische Roman über das Problem Abendland contra Morgenland ist eins von meinen drei wichtigsten Büchern. So unterhaltend und spannend, wie es geschrieben ist, wohl überhaupt mein bestes Buch.

 

 

 

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