675. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Das neueste Problem, das uns umtreibt, ist die Frage, ob man auch Hund und Katze vegan ernähren kann und sollte. Tierärzte raten erschrocken ab. Aber ich meine: Wenn Menschen, also Vertreter der Gattung Homo sapiens, überleben können, ohne jemals ein Buch zu lesen, dann müssen auch Raubtiere ohne Fleisch überleben können.

Aus dem Deutschlandfunk erfahren: Während der vielen Wochen, als der Maidanplatz in Kiew von Barrikaden beherrscht war, hatte es einen Aufruf gegeben, die Kämpfer mit Büchern zu unterstützen. Rund 40 000 Bücher kamen zusammen. Damit wurden inzwischen mehr als 180 Dorfbibliotheken unterstützt. Doch der größte Teil bildet jetzt in einem Gebäude am Maidanplatz, das den Kämpfern als Rückzugsraum gedient hatte, die Maidan-Bibliothek, die ein riesiges Porträt von Taras Tschewtschenko (1814-1861) schmückt, dem Goethe der Ukraine. Diese neue Bibliothek leiht Bücher ohne alle Formalitäten aus, gegen Ehrenwort. Leser, die ausgeliehene Bücher zurückbringen, und das soll üblich sein, werden mit einem Bonbon belohnt. Barrikaden und Bücher, also Freiheit und Gescheitheit, das ist offenbar eine Verbindung, die Tradition hat. Denn bereits auf den Berliner Barrikaden von 1848 hat der Dichter Theodor Fontane mitgekämpft.

Dass bei dem Europäischen Tralala-Wettbewerb im Fernsehen der die das Wurst den Sieg errungen hat, wundert mich überhaupt nicht. Als ich vor Jahrzehnten als Gast von Josef Neckermann auf dem russischen Kreuzfahrtschiff „Taras Tschewtschenko“ vier Wochen durch die Karibik fuhr, gab es am letzten Abend den Wettbewerb um die „Miss Taras Tschewtschenko“. Nur so zum Scherz hatte ich das Abendkleid und die Riemchenschuhe meiner Frau angezogen, da hat mich die Reiseleitung hinter der Bühne händeringend gebeten, nicht bei dem Wettbewerb aufzutreten, weil ich mit meinem schwarzen Vollbart im Abendkleid als ein absolutes Kuriosum ganz sicher die meisten Stimmen bekommen würde, und damit den ersten Preis: eine kostenlose Neckermann-Kreuzfahrt. Das wäre unfair. Ich genoss ja schon eine kostenlose Vier-Wochen-Reise durch die Karibik. Also habe ich fairerweise Kleid und Schuhe wieder ausgezogen und bin ein braver Zuschauer geblieben.

Man muss heute schon sicher sein im Englischen, wenn man ein deutsches Zeitungsfeuilleton liest, damit man nicht versehentlich einen Ausdruck wie Chic Lit mit Shit Lit verwechselt. Obwohl auch das …

So stolz die Briten darauf sind, dass ihre Sprache eine der ganz großen Weltsprachen ist, sie sind gleichzeitig unglücklich über die vielen Menschen in anderen Ländern, die das Englische verändern. Mit dem mehr abgeschliffenen amerikanischen Englisch haben sie sich längst abgefunden, aber auch Australier und Kanadier und Inder und viele andere haben Englisch verändert. Und auch wir Deutschen sind besonders eifrig und erfindungsreich dabei, unser eigenes Englisch zu basteln. Mit Wörtern, die kein Engländer kennt bzw. die in England für etwas ganz anderes gebraucht werden. Unsere tollsten Kreationen sind Handy, Hometrainer, Mobbing und Basecap, die es alle im Englischen nicht gibt, sowie Public Viewing (eigentlich Aufbarung im offenen Sarg), Beamer (eigentlich ein BMW) und Oldtimer (eigentlich ein alter Mensch).

Wie wir unser selbstgebasteltes Englisch benutzen, so benutzen die Engländer ein selbstgemachtes Deutsch, wenn sie alle möglichen Begriffe an das Wörtchen uber dranhängen, um super und mega noch zu steigern. Weil die Briten keinen Umlaut kennen, ist uber das wohl beliebteste Importgut aus Deutschland, – das es in Deutschland nicht gibt. Ist das nicht uber-big?

Blondinenwitze immer neu und immer mehr und immer hundsgemein. Und trotzdem lassen sich nach wie vor so viele Frauen und Mädchen blondieren. Da frage ich mich: Ist das die Bestätigung für die Richtigkeit der Blondinenwitze? Oder versuchen so viele Blondinen die Witze zu widerlegen? Weil sie lauter helle Köpfe sind? Das kann leicht ebenfalls zum Witz werden.

Zwanzig Milliarden Euro mehr an Steuereinnahmen als erwartet, aber unsere Politiker geben uns keinen Cent zurück. Verständlich. Die brauchen ja mehr Geld, weil die Kampagne zur Rechtfertigung der nächsten unvermeidlichen Steuererhöhung unerwartete Mehrkosten bringt. Da zeigt sich der Krokodilcharakter der Politiker: Was die sich geschnappt haben, das kann ihnen keiner mehr abnehmen.

Lesungshinweis! Meine nächste öffentliche Lesung werde ich im Rahmen der Großveranstaltung Criminale 2014 am Freitag, den 23. Mai, um 16.45 Uhr halten, und zwar in einem Flughafenbus, der am Airport Nürnberg steht, Flughafenstraße 100, 90411 Nürnberg. Eintritt frei. Ich werde der zweite von drei Lesenden sein, die jeweils zwanzig Minuten für die Vorstellung ihres neuesten Krimis haben. Ich lese aus meinem neuen Malta-Thriller „Hypogäum“.

 

 

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