667. Ausgabe

Passiertes! – Passierte es?

 

Die Zweiundzwanzigstellenüberweisungsnummernneuheit, die uns die EU aufs Auge gedrückt hat, ist ein wahrer Segen, denn sie schafft neue Arbeitsplätze und neue Einnahmemöglichkeiten. Die Kommunen richten bereits Anlaufstellen für die Bürger ein, wo ihnen bei den Schwierigkeiten mit dem Ausfüllen von Überweisungen gegen eine kleine Gebühr geholfen wird. Und bei den Geldinstituten werden jetzt neue Stabsstellen geschaffen für die natürlich kostenpflichtige Aufdeckung, Rückverfolgung und Korrektur von Zahlendrehern.

Als Pinscher haben unsere Politiker noch vor wenigen Jahrzehnten die Intellektuellen beschimpft. Heute dürfen wir uns geschmeichelt fühlen, weil Politiker sich gern als Intellektuelle kostümieren, indem sie Doktortitel führen, die sie sich auf mehr abenteuerlichen als wissenschaftlichen Wegen beschafft haben. Wenn sie ihre Spielchen wenigstens nicht so saudumm gemacht hätten, könnte man sagen: Okay, als Politiker immer noch brauchbar.

Homophob ist der neue Modebegriff, weil in den Medien jeder von jedem mangels Bildung gedankenlos abschreibt. Deshalb tut vielleicht ein wenig Aufklärung gut: Ein  heterophiler Mensch ist nicht gleichzusetzen mit einem homophoben Menschen. Denn der Gegensatz zu heterophil (= das andere Geschlecht liebend) ist homophil (= das eigene Geschlecht liebend). Zwischen diesen beiden Polen gibt es noch diverse andere Standpunkte, die man allenfalls mit mishetero (= das andere Geschlecht ablehnend) bezeichnen könnte oder als Gleichgültigkeit, während homophob (= das eigene Geschlecht fürchtend) ganz was Anderes ist, nämlich glatter Unsinn. Trotzdem kann es in einer Gesellschaft, in der die Homosexualität gerade als Ausschlag des §-175-Pendels zur anderen Seite modisch ist, für den Heterophilen ratsam sein, sich immer mal wieder für seine Heterosexualität zu entschuldigen, was ich hiermit tue.

Die grün-rote Regierung von Baden-Württemberg will die Akzeptanz sexueller Vielfalt als Ziel in den Bildungsplan für Schulen aufnehmen. Damit soll das Schwulsein normalisiert werden. Der Berliner „Tagesspiegel“ hat darauf hingewiesen, zur sexuellen Vielfalt gehörten neben der Homoerotik aber auch sexuelle Liebesformen wie Sadomasochismus, Polygamie, Polyamorie und Inzest und fragt, warum die nicht ebenfalls akzeptiert werden müssen. Interessant, dass dabei die Sodomie immer noch außen vor bleiben würde. Deshalb: Auf Brüder, zur Sonne, zur Freiheit! Im Tierreich, aus dem wir ja stammen, gibt es die wahre Akzeptanz.

Jetzt schaffen die Amerikaner, die schon als Weltpolizisten in Korea und Vietnam, im Irak und in Afghanistan gescheitert sind, es nicht einmal mehr, einen einzelnen verurteilten Menschen auf halbwegs anständige Weise umzubringen. Eine Hinrichtung in Ohio dauerte quälende 25 Minuten lang. Man experimentierte mit einer neuen Giftmischung, weil die Pharmafirma, deren Produkt man bisher benutzt hatte, aus Imagegründen nicht mehr liefert.

Sachbücher lesen oder Romane lesen? Für manch einen ist das eine klar entschiedene Frage: Nur Sachbücher, sagt der eine, lieber Romane, sagt der andere. Ich habe anfangs Sachbücher geschrieben und bin dann auf Romane umgestiegen, weil ich die Erfahrung gemacht hatte, dass mir der Inhalt der Sachbücher schon nach kurzer Zeit entfallen war, während sich Romaninhalte in mir dauerhaft festgesetzt hatten. Was ich mir laienhaft damit erklärt habe, dass durch die Spannung und seelische Erregung, die ein die Gefühle ansprechender Roman auslöst, gleich in welcher Richtung, das Gelesene sich tiefer in mein Gedächtnis eingeritzt hat als der interessanteste Sachbuchstoff. Jetzt haben Hirnforscher die Erklärung dafür gefunden: Die Lektüre fiktiver Geschichten hinterlässt im Gehirn bleibende Spuren, weil in der als linker Gyrus angularis bekannten Hirnwindung und im hinteren Teil des Schläfenlappens neue Nervenbahnen zwischen unterschiedlichen Hirnarealen aufgebaut werden. Also liege ich als Förderer der Gehirnentwicklung meiner Lesergemeinde goldrichtig, weil ich in meinen Romanen Unterhaltung mit Information biete und dafür in aller geheuchelten Bescheidenheit neben den Tantiemen auch die begeisterten Dankesworte entgegen nehmen darf.

Dass jeder Mensch zu seinem Vorteil agiert, ausnahmslos jeder, das ist Natur, muss also hingenommen werden. In Ländern mit freier Marktwirtschaft feiert man das als Unternehmungsgeist und Kreativität, doch in Ländern mit Planwirtschaft ist dieselbe Haltung Korruption und wird hart bestraft.

Jeden Abend das neue Erstaunen beim Wetterbericht des ZDF, weil der Kopf des Sprechers oder der Sprecherin den Schriftzug „morgen“ verdeckt und es offensichtlich beim ZDF keinen Kopf gibt, der so helle ist, diesen Schriftzug von der rechten oberen Ecke der Karte in die linke obere Ecke zu verrücken, wo er immer frei sichtbar wäre.

Ein Hinweis für die Liebhaber meines Läster-Lexikons. Als neue Stichwörter wurden in den letzten Wochen aufgenommen: Salär; Holzweg; Sprache, deutsche; Netzwerk, soziales; Teleprompter; Gewissenlos; Kulturförderung; Unübersetzbarkeit; Massenmörder; Spannend.

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