Bananenrepublik? Dass unsere Spitzenpolitiker nach dem Ausscheiden aus ihren Ämtern mit ihren Kenntnissen und Kontakten bequem das Mehrfache ihrer Amtsentlohnung ranschaffen, wie Peer Steinbrück und Gerhard Schröder, bringt die Berufsberater der Arbeitsämter auf die Palme. Denn immer öfter wird ihnen als der heiße Berufswunsch genannt: Ehemaliger Minister oder ehemaliger Bundeskanzler. Die Berufsberater fordern deshalb ein Gesetz, wonach bei Politikern wie bei gemeinen Verbrechern die Erträge aus der vorangegangenen Tat konfisziert werden.
Der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, verlangt eine eigene Finanzquelle für Europa. Ich wüsste ihm eine zu nennen, die mit Sicherheit nie versiegt. Da niemand in den Ländern Europas auf seine Steuereinnahmen verzichten will, bleibt doch nur, eine weitere Steuerart einzuführen. Ich empfehle eine, die bereits Tradition hat, weil es sie im Römischen Kaiserreich gegeben hat, von Kaiser Vespasian eingeführt, die dabei aber perfekt demokratisch ist, weil sie alle Bürger gleichmäßig trifft, somit der sozialdemokratischen Form von Gerechtigkeit entspricht: Die Urinsteuer, denn gepinkelt wird immer, und „Geld stinkt nicht“. Damals wurden an den Straßenecken große Behälter aufgestellt, die Urin-Amphoren, in die man sein Wasser gab, heute müssten nur in allen privaten wie öffentlichen Toiletten die Einheiten gezählt werden wie beim Telefon. Damals war der Urin mit seinem Ammoniak notwendig zum Wäschewaschen, heute müsste diese Steuer mit dem Schutz der Umwelt vor dem schädlichen Ammoniak begründet werden. Das Symbol, unter dem die neue Steuer eingeführt wird, steht ja schon in Brüssel – das Männeken Piss.
Die EU-Erweiterung war schon in den Fällen Rumänien und Bulgarien ein Fehltritt. Doch ob man daraus gelernt hat, darf bezweifelt werden. Zwar steht für nächsten Sommer die Aufnahme von Kroatien an, jedoch erfährt man jetzt, dass es eine lange Liste an Mängeln der dortigen Verhältnisse gibt. Aber die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien sind schon vor einem Jahr erfolgreich abgeschlossen worden. Ob das wahr ist?
Die großen Industrieländer sind im Durchschnitt mit 110 % ihrer eigenen Wirtschaftsleistung verschuldet. Das hat der Internationale Wirtschaftsfonds jetzt festgestellt. Und weiter: Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte sei die größte Gefahr für die Weltwirtschaft. Doch kein Mensch erinnert daran, dass es dagegen ein bewährtes Mittel gibt: Die Haushaltssperre. Diese Medizin müsste nur viel häufiger verordnet werden. Aber leider brauchen die Politiker immer Hände voller Geld zum Rauswerfen, weil sie wiedergewählt werden wollen. Der Kern des Problems liegt also im Prinzip der Demokratie. Nur darf man das nicht sagen. – Ich habe also nichts gesagt.
Der Tag der Deutschen Einheit, der 3. Oktober, zeigte auf eindrucksvolle Weise, wie weit wir es mit der Einheitlichkeit gebracht haben: Da zeigte das ZDF im Abendprogramm ein Fußballspiel der Champions League, dem die ARD als Kontrastprogramm die Verfilmung eines Romans über die DDR entgegensetzte. Und prompt hatte der Fußball 7,23 Millionen Zuschauer, fast genau so viele wie die DDR-Reminiszenz mit ihren 7,5 Millionen. Doch die übrigen mehr als fünfzig Millionen fernsehtauglichen Bürger – zu 49 % männlich und zu 51 % weiblich – haben auf beides verzichtet. Ich auch.
Die Regierung unseres nicht weit entfernten Nachbarn Litauen giert nach einem Atomkraftwerk, das sie von den Japanern bauen lassen will. Doch das Volk ist dagegen. Mit Recht. Ist es doch nicht ohne Sinn, dass wir gerade alle Atommeiler stillgelegt haben. Zudem müssten die Japaner eigentlich als die am ärgsten gebrannten Kinder der Atomkraft gewarnt sein. Aber die Regierung Litauens rechnete der Welt und ihren Wählern vor, Atomstrom sei die billigste Energie, nur 5,2 Cent pro Kilowatt gegenüber 8,7 Cent bei Windrädern. Das heißt: Immer noch wird mit der Milchmädchenrechnung argumentiert, in der die gigantischen Kosten von Atomkatastrophen und die erst recht unüberschaubaren Kosten des Abbaus von Atommeilern einfach ausgespart werden. Eine Milchmädchen-Regierung nebenan, für uns ein beunruhigendes Gefühl, von dem uns nur noch mehr Krimis und noch mehr Fußball ablenken können.
Die Frankfurter Buchmesse 2012 ist vorüber. Die FAZ schreibt, die Wertschöpfungskette vom Autor über den Verlag sowie den Großhandel und Einzelhandel zum Leser werde durch das Internet verändert. Ja, darauf warten wir Autoren schon lange, weil wir Buchschöpfer von dieser Wertschöpfung den geringsten Teil abbekommen, nämlich 10 % vom Ladenpreis jedes verkauften Buches, während 35-55 % im Handel stecken bleiben und der Verleger den stattlichen Rest für seine Herstellungskosten behält. Jetzt gehen die Verleger dazu über, das elektronische Buch neben dem gedruckten Buch anzubieten. Weil sie das so gut wie nichts kostet, zu einem viel niedrigeren Preis. Womit ein Autor seinem eigenen Buch Konkurrenz machen muss. Einige Verleger sind so dreist, dem Autor auch von diesem Quasi-Ramschpreis nur die fürs gedruckte Buch vereinbarten 10 % zu geben, statt der 20 oder 30 % Autorenhonorar, die große Verlage für elektronische Bücher ausschütten. Klar, schwarze Schafe gibt es in jeder Branche. Eine Schwarze-Schaf-Liste wird zur Zeit erst zusammengestellt.
Habe jetzt den Bescheid von der Verwertungsgesellschaft Wort bekommen: Man wird auch weiterhin keinen einzigen Euro für die Passiertes-Texte zahlen, die regelmäßig von Tausenden in rund achtzig Ländern aufgerufen und gelesen werden. Weil jeder einzelne Beitrag, wie auch der, den Sie gerade lesen, für die VG Wort zu kurz ist. Die rückt das uns Autoren zustehende Geld nur für breitgetretenes Geschreibsel von mindestens 1800 Zeichen heraus.
Die öffentliche Vorstellung meines neuesten Buches „Denk ich an Bagdad in der Nacht“ mit einer Lesung im Literaturhaus an der Fasanenstraße, Berlin, bei Anwesenheit der Verlegerin und des Präsidenten der Gesellschaft für Europäische Außen- und Sicherheitspolitik (GEAS), war ein schöner Erfolg. Jetzt bin ich zu drei weiteren öffentlichen Lesungen gebeten worden: Am Donnerstag, den 18. Oktober 2012, lese ich um 17 Uhr aus meinem Buch „Der Hund von Treblinka“ im Mehrgenerationenhaus an der Alleestraße der Stadt Riesa. Am Freitag, den 23. November 2012, lese ich um 19 Uhr aus meinem Buch „Die Berechnung des Glücks“ im Künstlerhaus, Lehnbachplatz 8, München. Am Samstag, den 1. Dezember 2012, lese ich im Rahmen der Karlsruher Bücherwoche um 18 Uhr aus meinem Buch „Die Berechnung des Glücks“ im Meidinger-Saal des Regierungspräsidiums, Karl-Friedrich-Straße, Karlsruhe. Ich würde mich natürlich freuen, da oder dort den einen oder die andere aus meiner Netzine-Leserschaft mit Handschlag begrüßen zu können.