628. Ausgabe

Rechtsbeschneidung wegen Penisbeschneidung? Die Bundesrepublik Deutschland hat am Tierschutzgesetz mit seinen strengen Kupierverboten im Laufe der Jahrzehnte aus Gefälligkeit gegenüber bestimmten Interessengruppen diverse Aufweichungen vorgenommen,  z. B. wer den Schweinen und Pferden und Hunden den Schwanz abschneiden und den Hunden die Ohren kürzen darf.  Bekanntlich war der Tierschutz von den Nationalsozialisten stark ausgebaut worden, die gleichzeitig skrupellose Experimente mit Menschen durchführten. Jetzt will die Bundesregierung als Reaktion auf die gerichtliche Feststellung der Strafbarkeit einer Beschneidung auch unser Persönlichkeitsrecht auf Unverletztheit per Gesetz aufweichen. Das heißt: Erneut soll Gefälligkeitsrecht den Vortritt haben vor Naturrecht.

Früher war, wer Pleite gemacht hatte, ein Ausgestoßener. Heute machen Länder und Konzerne nicht mehr Pleite, sondern schlüpfen unter einen Rettungsschirm. Das klingt nicht nur besser, es ist auch besser – zwar nicht für dich und mich, die dafür zahlen müssen, wohl aber für die Gauner, die darauf spekuliert haben.

Den neuen Hundert-Milliarden-Kredit geben wir nicht Spanien, sondern seinen Banken. Dafür ist vielleicht – vielleicht auch nicht – der spanische Staat in der Haftung. Sehr beruhigend, weil Spanien ja eine viel geringere Staatsverschuldung hat als Deutschland. Die naheliegende Frage, warum dann nicht der spanische Staat selbst seinen Banken den nötigen Riesenkredit gibt, ist unfair. Erst recht ungehörig wäre die Frage, wie es mit dem Rückgriff auf die spanischen Banker und Bauunternehmer ist, die ihr Land mit Bauruinen zugepflastert haben.

Der Streit um den Länderfinanzausgleich kommt zum richtigen Zeitpunkt. Die Frage des Ministerpräsidenten Seehofer, warum der bayerische Steuerzahler für den Berliner zahlen soll, der nichts tut, ist so berechtigt, wie die Frage, warum Deutschland in der EU für Griechenland und andere zahlen soll. Ein Glück nur, dass niemand auf die Idee kommt zu fragen, warum der Bayer in Ingolstadt für den weniger Steuern leistenden Mitbürger im Bayrischen Wald bezahlt. Man könnte sonst zu der Erkenntnis kommen, dass uns Menschen solidarisches Verhalten umso selbstverständlicher ist, je kleiner die Solidargemeinschaft ist, in der Hilfe benötigt wird, und je einheitlicher in dieser Gemeinschaft die Grundeinstellungen und Rechtsauffassungen sind. Und dass uns solidarisches Verhalten umso unverständlicher ist, wo diese Voraussetzungen ganz offensichtlich nicht gegeben sind.

Das Privatkundengeschäft des Bundes ändert sein Gesicht. Für den Normalbürger macht die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland die Türen zu. Es gibt kein Angebot mehr zum Kauf von Finanzierungsschätzen, Bundesschatzbriefen und Tagesanleihen. Der Bürger muss nun seine Ersparnisse zu den Banken bringen. Damit wird ihm zwangsweise Geld abgenommen, nämlich mittels Sparzinsen, die unter der Geldentwertung liegen, und mittels hohen Bankgebühren. So finanzieren wir die mit Steuergeldern am Leben gehaltenen Banken noch ein zweites Mal.

Die Statistiker schocken. In Deutschland können mehr als sieben Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren nicht schreiben und lesen. Also sind fast 10 % von uns Analphabeten. Und was schreiben und lesen die übrigen gut 90 Prozent? Ist das vielleicht ein gutes Argument für mehr Eifer in der Massenalphabetisierung?

Aber es gibt auch positive Meldungen: Es besteht eine gewaltige Überproduktion an Autos und Platin. Die lässt die Preise purzeln. Also mich schnell damit eindecken. Für eine bessere Zukunft. Nimmt ja keinen Platz im Kühlschrank weg.

Jetzt übertrifft bei uns die Sonnenkapazität schon die Windkapazität. So die neueste Meldung der Energiepolitiker. Jedenfalls aber wird der Strom ab Herbst deutlich teurer, sagen sie. Also egal, wem ich die Schuld daran in die Schuhe schiebe, dem Wind oder der Sonne. Viel wichtiger die Entscheidung: Fährt man jetzt, weil man den frischen Wind liebt, an die Nord- oder Ostsee, oder fährt man, um in der Sonne zu braten, ans Mittelmeer?

In Appenzell etwas ganz Unglaubliches entdeckt: In der Mauritiuskirche kann man am Ende einer jeden Bankreihe noch einen Notsitz herausziehen. In anderen Kirchen weiß man schon nicht mehr, was man mit den vielen Bänken anfangen soll. Mehr Holz als Seelen.

Die Bibliothek des Klosters St. Gallen in der Schweiz ist mit Recht berühmt. Wenn sie auch nicht recht brauchbar ist. Denn dort steht alles nur nach dem Alphabet geordnet, nicht aber nach Wissensgebieten. So werden Bücher ihres Inhalts beraubt und zu reinen Schauobjekten, nach der Devise: Ein schöner Rücken kann auch entzücken.

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