627. Ausgabe

Die Beschneidung der Knaben ist eine rechtswidrige Körperverletzung, wie das Kölner Landgericht festgestellt hat. Doch verlangt dieses Thema neben der juristischen Betrachtung auch noch die Berücksichtigung diverser weiterer Aspekte. Da geht es um religiöses Brauchtum der Juden und Moslems, um Traditionen, um Hygiene und gesundheitliche Prophylaxe, aber auch um Quälerei Wehrloser und die rigorose Durchsetzung von Moralvorstellungen, daneben um das lukrative Geschäft der Mediziner, um eine amerikanische Modeerscheinung und um Vereinsinteressen von Religionsgemeinschaften. Man könnte das Problem auch allein unter dem Gesichtspunkt der Women’s Power betrachten, weil die Natur der Frau einen längeren Weg zum Höhepunkt der sexuellen Lust abverlangt als dem Mann. Eine Ungerechtigkeit, die durch die Beschneidung und die daraus folgende Dämpfung der sexuellen Erregbarkeit des Mannes ausgeglichen wird. Klar, dass mit dieser Hyper-Komplexität des Phänomens Beschneidung jeder Richter überfordert ist.

Eine besonders geschmackvolle Brautgabe. Im ersten Buch Samuel (18, 23 – 30) meiner Bibel lese ich, dass der israelitische König Saul, der seinen prospektiven Nachfolger David loswerden wollte, diesem versprach, er bekomme seine Tochter Michal zur Frau, wenn er ihm als Brautgabe 100 Vorhäute von den Philistern bringe. Eine Herkules-Aufgabe. Denn das waren die ärgsten und gefährlichsten Feinde der Israeliten. König Saul war sicher, dass die Philister David erschlagen würden. Doch dann heißt es: „Da machte sich David auf den Weg, ging mit seinen Leuten hin und erschlug 200 Philister.“ Eine übertrieben rabiate Art der Beschneidung, aber erfolgreich. Wie die Bibel berichtet, konnte David seinem zukünftigen Schwiegervater, dem König Saul, zweihundert Vorhäute Stück für Stück auf den Tisch des Hauses blättern.

Ein Unsinn, die Menschen in Europa nach Nordländern und Südländern zu unterscheiden und abzuqualifizieren. Zumindest das hat uns die Fußball-Europa-Meisterschaft beigebracht. Hat sich doch gezeigt, dass die Spanier und Italiener und Portugiesen und auch die Griechen sich sehr wohl zielgerichtet und diszipliniert und unermüdlich anstrengen können. Für das Wirtschaftsdesaster ihrer Länder sind nicht Charakter und Mentalität der Einwohner verantwortlich, sondern die Skrupellosigkeit ihrer Banker und die Korrumpiertheit ihrer Politiker, die den Dingen ihren Lauf ließen.

Wer auf dem Bildschirm gesehen hat, wie die deutsche Nationalelf ihre Nationalhymne gesungen beziehungsweise nicht gesungen hat, der dachte schon vor dem Spiel gegen Italien an Martin Luthers Ausspruch: Aus einem verzagten Arsch kommt nie ein fröhlicher Furz.

Die Isländer, die wirtschaftlich jetzt schon wieder recht gut dastehen, haben uns gezeigt, wie man sich von schwerer Schuldenlast befreit. Sie haben, als ihre Banken Pleite gemacht hatten, es per Volksentscheid abgelehnt, den ausländischen Kreditgebern, die sie mit Werbekampagnen vor allem aus England und den Niederlanden angelockt hatten, das geliehene Geld zurückzuzahlen. Nach dem Motto: Wer das Risiko eingeht, bei uns Geschäfte zu machen, muss für seine Tollkühnheit bestraft werden. Sollten wir es mit den ausländischen Gläubigern unserer Banken vielleicht ebenso machen, statt die Schulden auf Jedermann und Jedefrau abzuwälzen?

Eine aktuelle Studie hat festgestellt, dass viele deutsche Schüler die Begriffe Diktatur und Demokratie nicht mehr voneinander unterscheiden können. Und ein Professor berichtet von einer Erhebung unter deutschen Studenten, die ergeben hat, dass viele unsicher sind, ob der Zweite Weltkrieg im 19. oder 20. Jahrhundert stattgefunden hat. – Ja, wenn wir so einfach Diktaturen und Kriege wegschieben können, dann ist die Volksverdummung ein Segen.

Sollen sich die Politiker doch weiter darum streiten, wie viel Geld sie zur Förderung der Kinderproduktion ausgeben. Meine Eltern kriegten ihre Kinder noch, obwohl sie dafür vom Staat nicht bezahlt wurden, im Gegenteil viel an Schulgeld zahlen mussten. Das Elterngeld jedenfalls, das heute gezahlt wird, hat dem in der Gesetzesbegründung erklärten Zweck, nämlich die Eltern zu mehr Kindern anzuregen, laut Statistik nicht gedient. Wir Deutschen bekommen so wenige Kinder wie nie zuvor. Doch wird dieses Experiment wenigstens von Jahr zu Jahr kostspieliger. Nur weg mit dem Geld der Steuerzahler!

Immer wieder schön, von den Politikern zu hören, dass sie mehr sparen wollen. Aber offenbar leiden sie alle an demselben Sprachfehler. Sie verwechseln die Begriffe. Denn das Mehr betrifft die Schulden, die sie machen. Die steigen von Jahr zu Jahr weiter an. Daran ändert auch nichts, dass immer wieder die Perspektive ausgegeben wird, in vier Jahren werde die Neuverschuldung auf Null angekommen sein, was perfiderweise bereits als ausgeglichener Haushalt bezeichnet wird. Tatsache ist, dass die Bundesregierung zuletzt im Jahre 1969 mehr eingenommen als ausgegeben hatte. Seitdem gibt es nur noch die unseriöse Haushaltsführung. Kein Wunder, dass auch die Verschuldung der Privathaushalte permanent zunimmt. Bei den Vorbildern, die täglich auf dem Bildschirm sind.

Drucker üben Druck aus. Das argentinische Verlagshaus Eterna Cadencia bringt neuerdings Bücher auf den Markt, die sofort gelesen werden müssen. Sie sind mit einer Spezialfarbe gedruckt, die zwei Monate nach dem Öffnen der Verpackung völlig verblasst, so dass nur noch leere Seiten übrig bleiben. Das ideale Geschenk!

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