Heiligs Blechle. In den letzten fünfzig Jahren haben fast 300 Briten die Annahme eines Ordens oder eines Adelstitels aus der huldvoll gereichten Hand ihrer Königin verweigert. Kann man noch deutlicher Abstand halten zu einer als überlebt empfundenen Institution? Da darf man gespannt darauf sein, eines Tages zu erfahren, wie die Akzeptanz der Orden und Ehrenzeichen nachgelassen hat, die bei uns der Bundespräsident verleiht.
Moira. Das Spiel der Griechen mit dem Schicksal war schon immer phantasievoll. Jetzt heißt Merkels Schicksal Griechenland. Darüber ist man sich offensichtlich an sämtlichen Theken und in sämtlichen Redaktionen Deutschlands einig: Gibt die Kanzlerin jetzt dem Gieren der Griechen nach noch mehr Geld nach, ist sie weg vom Fenster.
Das deutsche Griechenland ist Berlin. Der gesetzlich festgelegte Länderfinanzausgleich, nach dem gut 7,3 Milliarden Euro an die schwächeren Bundesländer verteilt werden, erweist sich als ein krasser Unsinn. Denn von den 7,3 Milliarden, die vor allem von Bayern, Hessen und Baden-Württemberg aufgebracht werden, schwemmt der Länderfinanzausgleich rund 3 Milliarden, also 42 % in das Bundesland, das eigene Anstrengungen am wenigsten mag: Sexy Berlin. Jetzt ist ein interessanter Lösungsvorschlag im Gespräch: Berlin sollte, wie in den USA die Region Washington D.C., den Charakter eines eigenen Bundeslandes verlieren und direkt dem Bund unterstellt werden, also auch vom Bund regiert und finanziert werden. – Schade, wird wohl nichts.
Die neue Hoffnung: Der Schulden-Soli. Die Idee ist frappierend, weil an einem Fehler der Demokratie angepackt wird: Politiker geben allzu leicht der Versuchung nach, immer mehr Projekte zum angeblichen Wohle des Wahlvolks mit immer mehr Schulden zu finanzieren, um damit ihre Wiederwahl zu sichern. Wenn nun ein neues Gesetz die Politiker zwingen würde, für jede Erhöhung der Schulden auch die Steuern zu erhöhen, würde die Begeisterung der Wähler in Ablehnung umschlagen. Also könnten sie keine Schulden mehr machen. – Schade, wird wohl ebenfalls nichts.
Facebook versaut unsere Sprache. Vor allem durch die Angleichung an ein primitives Englisch: Der Unterschied zwischen Freund und Freundin wird aufgehoben durch das Wortmonstrum FreundIn, das es im Deutschen offiziell nicht gibt. Der Unterschied zwischen einem Bekannten und einem Freund bleibt unbeachtet. Außerdem wird das Wort mitteilen verhunzt zu teilen. Aber teile mal ein Bild – das gibt Schnipsel und nichts sonst.
Wieder einmal zeigt sich, wie das Recht mit viel zuviel Abstand hinter der Wirklichkeit her hinkt. Jetzt hat der Bundesfinanzhof sich endlich zu der Entscheidung durchgerungen, dass Hochschullehrer ihre häuslichen Arbeitszimmer nicht steuerlich absetzen dürfen, weil sie ihren Beruf ja nicht am heimischen Schreibtisch ausüben können. Gleichzeitig aber verstärkt sich der Trend zum virtuellen Hörsaal, weil es für Studenten viel effektiver ist, nach Online-Vorlesungen zu lernen, statt an der Tür des Hörsaals den Anschlag zu lesen: Die Vorlesung fällt heute wegen der Teilnahme des Professors an einer auswärtigen Fachtagung aus.
Der Begriff Vollzeitbeschäftigte ist auch nicht mehr, was er einmal war. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wünschen sich 7,3 % der Vollzeitbeschäftigten zusätzliche Arbeitsstunden, und zwar möglichst gleich 5 Stunden mehr pro Woche. Leider wird nicht gesagt, ob sie wirklich mehr Arbeit wünschen oder nur mehr Einkommen.
Das Feministinnenzentrum der Alice Schwarzer wehrt sich dagegen, dass es bei hochgeistigen Diskussionsveranstaltungen mit Literaten immer wieder heißt: Libellen haben ihren Vater, und das von Angebern sogar auch noch auf Latein: Libelli habent sua fata. Frau fragt: Wo bleibt da die Mutter?
Umweltschützer sind rabiat. Sie benutzen für die gebietsfremden Arten, die sich neuerdings bei uns wohlfühlen, also vor allem für Waschbär, Nilgans und Papagei, nicht etwa eine freundliche Umschreibung wie Tiere mit Migrationshintergrund, sondern bezeichnen sie als Invasoren. Ein Glück, dass die das nicht verstehen, sonst gäb’s Ärger.