614. Ausgabe

Verständlich, dass so ein Pfennigfuchser wie Christian Wulff nicht zurücktritt. Denn durch seinen Rücktritt würde er nach dem Gesetz über die Ruhebezüge des Bundespräsidenten den Anspruch auf den Ehrensold verlieren, der einem ehemaligen Bundespräsidenten auf Lebenszeit nur zusteht, wenn er aus politischen Gründen oder wegen Krankheit ausscheidet, und der so hoch ist, wie die Amtsbezüge ohne Aufwandsentschädigung waren, also derzeit 199 000 Euro jährlich. Dieser Ehrensold fiele bei Wulff weg, weil Dummheit noch nicht als Krankheit anerkannt ist.

Gut, dass das Schloss Bellevue in Berlin so viele Räume hat.
Wenn wir uns endlich ermannen und den überflüssigen Job des Bundespräsidenten abschaffen, können wir in diesem Gebäude ohne Schwierigkeiten alle noch lebenden ehemaligen Bundespräsidenten mit ihren Familien gleichzeitig unterbringen.

Berlin, die deutsche Hauptstadt der Schwulen und der Hartz-4-Empfänger, ist auch die Hauptstadt der Hunde. Im Jahre 2010 waren rund 110 000 Hunde registriert. Ein neuer deutscher Rekord, denn im Jahr zuvor waren es erst rund 105 000. Wenn man realistisch ist, kann man annehmen, dass noch einmal so viele Hunde nicht registriert in Berlin leben. Da muss man also aufpassen, wo man hintritt. In China soll es deshalb schon Überlegungen geben, eine Kette von Edelrestaurants mit speziellen Hundegerichten in Berlin einzurichten. Die Berliner seien doch besonders offen für alles Exotische. Verstehe das, wer will.

Die engere Auswahl zum Deutschen Buchpreis, die sogenannte Shortlist (deutsch!) zeigt kein einziges Beispiel eines Romans, der das große Problem unserer Zeit behandelt. Dabei könnte ich auf Anhieb ein halbes Dutzend solcher Groß-Themen nennen. Doch beim Deutschen Buchpreis werden, obwohl so schön ausgewogen ausgesucht – drei Frauen und drei Männer als Autoren –viermal nur kleine Privatheiten geboten, hübsch gemacht, daneben ein Porträt in phantastischer Romanform sowie eine DDR-Reminiszenz, die dann auch den Preis bekam – selbstverständlich. Wagt die ernsthafte Literatur sich nicht mehr an große Themen heran? Oder fehlt der Durchblick auf das, was unsere Zeit prägt? Oder resignieren wir vor der Überflutung des Buchmarkts und des Leserbewusstseins durch Krimis und historische Romane?

Aus Griechenland ist zu hören,
dass man auch weiterhin alle Sparanstrengungen zur Rettung des Euro ins Leere laufen lassen will, bis Brüssel bereit ist, die Drachme als gesamteuropäische Währung einzuführen, natürlich mit einer neuen Europäischen Zentralbank, die ihren Sitz in Athen haben soll.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Unsere politischen Parteien haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Geldspenden bekommen, alle außer den Grünen, die vor allem vom Arbeitgeberverband Südwestmetall beschenkt wurden. So können auch gute Nachrichten einen schlechten Beigeschmack haben: Insgesamt waren die großzügigsten Spender abermals die Metallindustrie, die Allianz sowie BMW und Daimler.

Ausländer gibt es nicht mehr, bloß noch Menschen mit Migrationshintergrund. Damit ist der uralte Zusammenhang von Ausland und Elend, der ja nicht nur beinahe ein Gleichklang war, endlich überwunden. Die Hintergründigen haben allen Anlass zu sagen: Der Germanistik sei Dank! Oder darf man inzwischen auch schon nicht mehr an unsere germanische Herkunft erinnern?

Am 7. Januar in der FAZ ein aufschlussreicher Artikel über die Verarmung unserer Sprache durch die Worterkennung bei Computern, die unsere Bindestriche einfach für überflüssig erklärt und weglässt. Auf der Seite gegenüber dann prompt Schwierigkeiten beim Lesen der Überschrift: Thomas Herzogs Oskar von Miller Forum in München. Natürlich können die FAZ-Redakteure nicht dazu verdammt werden, selbst alle FAZ-Artikel zu lesen.

Im Wochenblatt der Metropolregion Rhein-Neckar eine Bildstrecke mit Bürgern und ihren Wünschen für 2012. Dabei ein Apotheker: „Natürlich wünsche ich mir Gesundheit für meine ganze Familie und für alle meine Kunden.“ – Ehrlich?

Und in eigener Sache: Ich stehe zur Verfügung, liebe Frau Merkel, falls Sie mal wieder einen Bundespräsidenten-Kandidaten brauchen. Ich habe ein Dreifachstudium mit ordentlich erarbeitetem Doktor zu bieten, bin gesund und reiselustig, nicht vorbestraft und ohne Punkte in Flensburg, habe politische Erfahrungen aus einer Regierungszentrale, keine Schulden und keine reichen Freunde, – und ich werde auch niemals an Ihrem Stuhl sägen. Also!

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