611. Ausgabe

Streit im Mutterbauch. Schon scheint es nicht mehr fraglich zu sein, ob Europa eine eigene Wirtschaftsregierung braucht. Doch die beiden bereits im EU-Mutterbauch reifenden Föten, nennen wir sie „Europäische Kommission“ und „Europäischer Rat“ sind zweieiige Zwillinge, und sie neigen bereits zur Unverträglichkeit. Für den deutschen Steuerzahler ist die Entwicklung der beiden Europa-Föten wichtig, weil die „Kommission“ uns mittels Eurobonds für die Schulden der Nachbarländer zahlen lassen will, wogegen sich der „Rat“ stemmt. Zum Glück ist die Meinung des „Rats“ ausschlaggebend. Denn für eine Abtreibung ist es zu spät.

Beim katholischen Großbuchhändler Weltbild in Augsburg sind Bücher zu kaufen, deren Titel sie eindeutig als Pornografie verraten. Wegen dieser zweifelhaften Geschäftstüchtigkeit ist zunächst der Aufsichtsratschef von Weltbild von seinem Posten zurückgetreten. Dann folgte der Beschluss der deutschen Bischöfe: Den Laden verkaufen. Dabei ist Pornografie doch so menschlich und selbstverständlich, eigentlich auch harmlos und bloß ein gutes Geschäft, solange nicht versehentlich Anleitungsbücher für den Missbrauch von Kindern durch Priester ins Programm geraten. Aber so eine Tollpatschigkeit kann man Weltbild zum Glück nicht vorwerfen.

Die Autos der Zukunft werden nicht mehr aus Stahl oder Aluminium bestehen, sondern aus Karbonfasern, so hören und lesen wir. Doch schon ist der Kampf der Autofabrikanten um die wenigen Kohlefaserlieferanten in vollem Gange. Da ist es wohl angebracht, daran zu erinnern, dass Henry Ford bereits 1941 ein Auto aus Hanf gebaut hatte, das zudem mit Hanfdiesel fuhr. Doch daraus wurde nichts. Hanf wurde verboten. Dabei ist die Nutzpflanze Hanf, botanisch Cannabis sativa und Cannabis indica, ein Wunder an Vielseitigkeit. Bereits im zweiten Jahrhundert v.u.Z. wurde in China die Papierherstellung aus Hanf erfunden. Noch die Gutenbergbibel wurde auf Hanfpapier gedruckt, ebenso die amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Schon früh wurden Seile und Segel und Kleidungsstücke, die besonders haltbar sein mussten, aus Hanf hergestellt. Die Samen sind wertvolle Nahrungsmittel und bieten Öl als Brennstoff sowie für Farben und Lacke. Die Pflanze wurde immer als Lieferant vielseitiger Heilmittel geschätzt. In Europa wurde Hanf erst durch den lukrativeren Tabakanbau völlig verdrängt. Hanf bietet mit seinem Wirkstoff Tetrahydrocannabinol THC das wohl älteste Halluzinogen der Menschheit, Haschisch oder Marihuana genannt. Durch Züchtung kann dieser Wirkstoff stark erhöht, aber auch fast zum Verschwinden gebracht werden. Dass Hanf, dieses so vielfältig brauchbare Geschenk der Natur, auf die Rauschgift-Verbotsliste kam, verdanken wir einem Komplott des amerikanischen Bankiers und Erölmagnaten Mellon mit dem Holzpapierfabrikanten und Medienzar Hearst und dem General-Motors-Eigner und Chemieindustriellen Dupont. Diese drei Herren gaben vor, uns vor der Droge Cannabis beschützen zu wollen. Seitdem vergiften sie die Umwelt und uns in viel stärkerem Maße mit ihren Produkten Papier, Kunstfaser, Pharmaka und Autoabgase.

Seit Jahren darf in den Flugzeugen der amerikanischen Linien nicht mehr geraucht werden. Jetzt will man dort auch noch den Genuss der elektronischen Zigaretten verbieten, die zwar Nikotin enthalten, aber rauchlos sind. Da herrscht Empörung unter den Rauchern. Dabei wäre es so einfach, das strikte Rauchverbot zu umgehen. Eine Prise Schnupftabak nehmen. Diese allererste Form des Tabakgenusses, von dem Franzosen Jean Nicot vor gut fünfhundert Jahren am französischen Hof als neueste Mode eingeführt, womit er dem Wirkstoff seinen Namen Nikotin gegeben hat, ist nach wie vor die beste, mit der geringsten Schädlichkeit für einen selbst und ohne jede Belästigung der Mitmenschen – solange man ihnen nicht direkt ins Gesicht niest.

Nur Jubelrufe. Der Tag nach dem Danksagungsfest Thanksgiving, das in den USA am vierten Donnerstag im November gefeiert wird, ist der Black Friday, traditionell der Haupteinkaufstag der Amerikaner mit großer Schnäppchenjagd. Der Einzelhandel hat diesmal einen neuen Rekord erzielt, las ich. Der Umsatz dieses Tages stieg um 6,6 % auf 11,4 Milliarden Dollar. Wie stark die Schuldenlast der schon hoch verschuldeten Privathaushalte damit gestiegen ist, wurde leider nicht mitgeteilt.

Ein Marktforschungsunternehmen hat untersucht, wieviel Zeit die deutschen Internetnutzer für was aufwenden. Dabei kam heraus, dass 16,2 % der Onlinezeit für Facebook verwandt wird, 12,3 % für Google und 2,4 % für Ebay. Die Deutsche Telekom kam mit T-Online auf 1,4 %. Auf die zwanzig größten Anbieter verwenden wir als Internetnutzer insgesamt etwa die Hälfte unserer Onlinezeit. Na ja, da bleibt uns immer noch die Hoffnung auf die zweite Hälfte.

Vor hundert Jahren war Deutsch noch eine der führenden Wissenschaftssprachen der Welt. Doch unsere Wissenschaftler und unsere Politiker haben ihre Sprache so ängstlich versteckt, dass heute weit über 90 % aller naturwissenschaftlichen Publikationen in Englisch erscheinen und wissenschaftliche Konferenzen, auch wenn sie in Deutschland stattfinden, ganz selbstverständlich auf Englisch abgehalten werden. Wobei die Denker aus englischsprachigen Ländern einen nicht einholbaren Heimvorteil haben, weil maßgebliche wissenschaftliche Reports nur englischsprachige Veröffentlichungen registrieren. Zudem führt der allgemeine Gebrauch der zu sehr abgeschliffenen, flexionslosen Simpelsprache Englisch auch zu ungewollten Simplifizierungen. Besonders verheerend in der Philosophie. Beispielsweise werden die klar differenzierten deutschen Begriffe Vorstellung und Darstellung im Englischen zusammengefasst zur schlichten representation. Und wenn dieser Text dann ins Deutsche zurückübersetzt wird, haben wir statt Vorstellung und Darstellung bloß noch die Repräsentation.

In eigener Sache: In fünf Wochen erreicht das „Netzine“ das stolze Alter von 16 Jahren. Anfangs Woche für Woche, jetzt vierzehntäglich bringt es Neues. Und das immer kostenlos – für meine Leser, nicht für mich. Ich bezahle dafür Monat für Monat und Jahr für Jahr. Jetzt hat mein Provider, die Firma Pfalzkom/Manet, die Gebühr ohne jede Erläuterung um 52 Prozent erhöht. Doch das „Netzine“ wird weiter erscheinen, weil es mir unverzichtbar geworden ist. Es wird weiter wachsen und weiterhin für Sie kostenlos sein. Wenn das „Netzine“ auch Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, etwas wert ist, dann kaufen Sie doch mal ein, zwei weitere Laufenberg-Bücher zum Selbstlesen oder zum Verschenken. Mit den 10 Prozent vom Ladenpreis, die in Deutschland der Buchautor bekommt, zahlen Sie auf diese Weise ein kleines Honorar fürs „Netzine“. – Dafür danke ich Ihnen!

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