608. Ausgabe


In dem ZDF-Epos „Borgia“ trinkt der Hauptdarsteller Udo Kier echte Muttermilch, und zwar direkt von der Brust. Früher nichts Ungewöhnliches, zur Heilung von Kranken, zur Stärkung von Greisen und als Notration für Gefangene angewandt, aber oft auch als Raub geschildert. So von mir in meinem neuen Krimi „Muttermilchräuber“, den ich gerade als eBook auf den Markt gebracht habe. Für nur 1,14 Euro, also fast geschenkt. Einfach runterladen bei amazon.de unter der Rubrik Bücher, wo mein Name einzugeben ist. Kann auf jedem PC (auch Mac) gelesen werden. Viel Spaß!

Unsere Eltern kannten noch den Begriff Bankbeamter. Der wurde abgeschafft, als die Banken es opportun fanden, ihre Unabhängigkeit vom Staat zu zeigen. Jetzt aber können unsere Banken sogar mit vom Volk gewähltem Personal auftrumpfen. Sie haben eine eigene Kanzlerin namens Merkel und einen eigenen Finanzminister namens Schäuble. Gratulation!

Längst hat die Deutsche Bank, wie viele andere deutsche Konzerne, Englisch als Firmensprache eingeführt. Das soll im internationalen Verkehr praktisch sein, dafür nimmt man aber in Kauf, dass es oft zu Verständigungspannen kommt. Wenn ein Mitarbeiter der Bank sich beispielsweise als nicht skrupellosen Banker ausgeben will, muss er die Verneinung weglassen und sagen: I am a scrupulous banker. Denn das englische Wort scrupulous bedeutet im Deutschen soviel wie gewissenhaft. Und ein skrupelloser Banker ist im Englischen an unscrupulous banker. – Ist jetzt endlich klar, warum wir uns bei unseren Banken über nichts mehr wundern dürfen?

Die Banken werben vollmundig mit Guthabenzinsen von 2,1 oder 2,5 %, während einem im Wirtschaftsteil der Zeitung in kleiner Notiz verraten wird, dass die Inflationsrate, also die Geldentwertung, bereits bei 2,6 % liegt. Wie gut, dass die Banken sich auf den langen Vorlauf bei der Schaltung von Anzeigen- und Spotwerbung berufen können, das Publikum könnte sich sonst ver … vorkommen.

Frisches Geld. Der immer häufiger zu hörende oder zu lesende Begriff wird mal naiv benutzt, als sei das von jungfräulicher Unschuld, was der Staat mit seiner Notenpresse hervorbringt, oder aber er wird in Täuschungsabsicht gebraucht, um den Eindruck zu erwecken, mit noch mehr Geld werde Frische und Gesundheit der wirtschaftlichen Entwicklung gefördert. Beides stimmt nicht, deshalb ist frisches Geld freches Gerede.

Ich sehe eine Chance für neue Globalisierungseffekte: Es könnten entschieden mehr deutsche Wörter in andere Sprachen übernommen werden. So wie der Kindergarten und der Blitzkrieg. Jetzt könnte – um bei der Sache zu bleiben – der Blitzhandel das nächste deutsche Wort sein, das globalisiert wird. Ist es doch viel praktischer als der englische Ausdruck High Frequency Trading, der für das superschnelle elektronische Geschäft an der Börse benutzt wird. Ein Wort mit nur drei Silben ist den drei Wörtern mit insgesamt sechs Silben haushoch überlegen, wo es um Schnelligkeit geht.

Die Buchhandlungen verkommen zu Klimbimläden, die Bibliotheken sind ohne Rücksicht auf ihre altehrwürdige Bezeichnung längst zu Mediensammlungen geworden, die Buchmessen zu Medienmessen. Das Buch aber wird in dreißig Jahren den Status haben, den heute ein Reitpferd hat: Etwas Besonderes, eigentlich überflüssig, aber von hohem nostalgischem Wert, deshalb gut zur Imagepflege. Dann wird man den um 1200 lebenden Minnesänger Hartmann von Aue wieder verstehen, der sich selbst so vorstellte: Ein ritter so geleret was, daz er an den buochen las, zwas er daran geschriben vant: der was Hartmann genannt, dienstmann was er zouwe.

Laut Kriminalstatistik soll die Zahl der Einbruchsdelikte im Jahre 2010 um 6,6 % gestiegen sein. Kein Wunder, dass auf dem Markt für Eigentumswohnungen vor allem Erdgeschosswohnungen angeboten werden. Der Bürger hat offensichtlich nicht mehr das Gefühl, dass der Staat, der das Gewaltmonopol für sich in Anspruch nimmt, ihn vor Schaden an Eigentum, Leib und Leben schützt. Denn die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbruch liegt bei lächerlichen 15,9 %. Die Polizei ist halt immer noch damit beschäftigt, die Farbe ihrer Uniformen und Fahrzeuge von dem ungeliebten Grün auf das begehrte Blau zu bringen.

In Schwerin graste ein Nilpferd seelenruhig an einer Kreuzung, bei Euskirchen wurde ein Känguru überfahren. Wenn die Globalisierung weiter solche Fortschritte macht, können wir uns bald die aufwendigen Flugreisen sparen und mit dem Fahrrad die große weite Welt erobern.

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