605. Ausgabe

Es scheint, dass die Gemeinschaftswährung Euro eine Gemeinschafts-Finanzpolitik für Europa verlangt, wenn sie funktionieren soll. Und vielleicht verlangt sie sogar noch viel mehr, nämlich die Bereitschaft zur Etablierung der Vereinigten Staaten von Europa, wie sie Merkel, Schäuble und Westerwelle offenbar vorschwebt. Dazu würde dann aber notwendig sein, den europäischen Staaten ein Stimmrecht mit besserer Berücksichtigung ihrer Größe einzuräumen und der Zentralregierung Zwangsmittel an die Hand zu geben. Das kostet Souveränitäten. Dabei sollte man aufpassen, dass nicht einfach der ruinöse Unsinn wiederholt wird, den wir uns mit dem innerdeutschen Finanzausgleich unter den Bundesländern erlauben. Und wenn die Engländer auf diesem Weg nicht mitgehen wollen, was wahrscheinlich ist, müsste man den Mut haben, die alte Idee von einem Kerneuropa, das sie außen vor lässt, gegen sie durchzusetzen. Verständlich, dass Merkel und Genossen nicht so offen über diesen Weg Europas in die nächste Zukunft sprechen können, wenn sie nicht zu viele schlafende Hunde wecken wollen. Deshalb wird über die Zwangsläufigkeiten so offen nur hier im Laufenberg-NETzine gesprochen. Da merken es nur die Aufgewecktesten.

Kein Mensch kriegt einen Bankkredit, ohne Sicherheiten zu stellen. Das ist so selbstverständlich wie Hunger und Durst. Aber unsere Regierung gibt in einer jungfräulich verschämten Art Kredite in ungeheuren Dimensionen sowohl an Banken als auch an fremde Staaten, ohne den Mut aufzubringen, irgendwelche Sicherheiten zu fordern. Da frage ich mich: Bin ich blöd? Oder jemand anders?

Lauter Luftnummern? Ständig wird uns in den Medien vorgegaukelt, China sei der neue Wirtschaftsgigant. Doch wenn ich mir die Liste der zehn chinesischen Unternehmen mit dem höchsten Markenwert ansehe, finde ich da nicht viel Produktives. An der Spitze steht ein Telekommunikationsunternehmen, so was wie unsere Telekom, also ein Ausbeuter der großen Masse von kleinen Leuten. Ihm folgen vier Banken, also Untenehmen zur Förderung der Bereicherung der Reichen, und zwei Versicherungen, so wichtig genommen, obwohl man heute weiß, dass Versicherer das Leben nicht sicherer machen. Dazu gibt es ein Internetportal und eine Suchmaschine, also auch nur moderne Kommunikation. Der einzige Produzent unter den großen Zehn ist die Öl- und Gas-Firma Petrochina.

Werden wir allmählich alle verrückt, das heißt, gleiten wir ab in amerikanische Verhältnisse? Die Statistik der Meldungen von Arbeitsunfähigkeit sagt, Schwierigkeiten mit der Psyche seien nach Erkrankungen des Skeletts und der Atemwege bereits die dritthäufigste Ursache für Fehlzeiten. Aber nicht nur die Arbeitgeber leiden unter der Konjunktur der Psyche, sondern auch die Krankenversicherungen, nach deren Angaben sich die Zahl der Patienten mit einer psychischen Störung innerhalb der letzten 20 Jahre um 129 Prozent erhöht hat. Bei diesen Angaben fehlt aber noch eine Statistik der Zunahme von psychologischen Praxen (Problem Huhn und Ei!).

Das gutnachbarliche Butterbrot. Dass sie nicht nur Nachbarn sind, sondern auch Brudervölker, die Franzosen und Deutschen, ist mittlerweile jedem klar. Unterscheiden sie sich heute doch fast nur noch darin, dass es in Deutschland so viele verschiedene Brotsorten gibt wie in Frankreich Käsesorten. Sorgt man sich hier um die Notwendigkeit unter der Butter, sorgt man sich dort um das Geschmackserlebnis auf der Butter.

Gern bringe ich in Gesellschaft die alte Scherzfrage an: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie heißt die Tochter? Wenn darauf als Antwort mehr kommt als ein dummes Kichern, kann ich die Genealogie weiterführen mit der Frage: Und wie heißt die Mutter von Vorsicht? Manchmal kommt dann sogar die richtige Antwort: Einsicht.

Wenn ich sagen soll, was ich an Regen so anziehend finde, kann ich nur auf den baltischen Dichter Siegfried von Vegesack (1888-1974) verweisen, der mehr als fünfzig Jahre in dem provisorisch restaurierten Wohnturm der Ruine Weißenstein bei Regen im Bayerischen Wald gelebt, wie ein Bauer geschuftet, dabei Dichtung hervorgebracht hat und wunschgemäß im nahen Wald beerdigt wurde. Eine Besprechung seines weitgehend autobiographischen Buches „Das fressende Haus“ habe ich jetzt hier im Netzine unter Buchrezensionen veröffentlicht.

Da kommt ein Flüsschen aus dem Böhmerwald geflossen, das kaum die Grenze zu Deutschland passiert hat, da heißt es schon Großer Regen. Dem läuft ein Kleiner Regen zu, und schon heißt er Schwarzer Regen. Sobald in ihn der Weiße Regen mündet, wird er zum nur noch Regen. Und das ist kein Wetterbericht, sondern Geographie im Bayerischen Wald.

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