596. Ausgabe

Brüssel, die Euro-Sickergrube, vergeudet unsere Steuergelder nicht nur für total überzogene Personalkosten und Riesenbauten sowie zum Pampern der Landwirte. Brüssel macht auch in Entwicklungshilfe. Allerdings bekommen die wirklich armen Länder bisher stets weniger als die Hälfte der verteilten Fördergelder. An der Spitze der Abstauber steht die Türkei, doch auch der libysche Despot Gaddafi wurde jahrelang kräftig finanziell unterstützt.

Neuerdings kommen bei uns immer mehr Bücher auf den Markt, die eine Instant-Philosophie-Geschichte bieten. Alles im leichtesten Erzählton gebracht. Mal heißen sie „Sophies Welt“, mal „Wer bin ich und wenn ja wie viele“, mal „Leibniz ist kein Butterkeks“, und mal kommt die Philosophie in noch phantastischerer Verkleidung daher. Gemeinsam ist diesen Büchern, dass sie das natürliche Bedürfnis der Menschen nach Lebensdeutung zu bedienen vorgeben, dem sich ehemals die Kirchen gewidmet hatten, meist vergebens, das dann von irgendwelchen Gurus befriedigt zu werden schien und heute orientierungslos herumgeistert.

Auf dem Buchmarkt ist jedoch das Jugendbuch der eindeutige Gewinner. Dabei ist längst noch nicht ausdiskutiert, was denn ein Jugendbuch ausmacht. Ist es das Alter der Hauptfiguren, ist es die Erzählperspektive, ist es der Erfahrungshorizont oder die Sprache? Da die Autoren inzwischen die alte Werbeparole verstanden haben: Das Würmchen muss dem Angler gefallen, nicht dem Fisch, weil der Angler es kauft, lassen die Verlage heute Jugendbücher maßgeschneidert für erwachsene Käufer anfertigen. Und die großen Kinder kaufen und kaufen und kaufen und fühlen sich dabei noch in ihrem Jugendlichkeitswahn bestätigt.

Produktwerbung findet immer neue Felder, auf denen sie Aufmerksamkeit erregen kann. Zuletzt waren es Todesanzeigen in Übergrößen in den führenden Tageszeitungen, die gestorbenen Firmenchefs im Trauerton huldigten und gleichzeitig für deren Schoko- und Yachtfirmen warben.

Der frühe Tod des Hätschel-Eisbären Knut im Berliner Zoo scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass im Tierreich die Ablehnung eines Neugeborenen durch das Muttertier seinen Sinn hat. Offenbar erkennt das Muttertier schon beim ersten Kontakt mit dem Jungtier, ob es eine echte Lebenschance hat oder nicht, und zieht daraus die richtige Konsequenz. Für uns heißt das: Geh mal wieder in den Zoo, um daran erinnert zu werden, wie degeneriert wir sind.

Der Turm an der gedeckten Brücke in Luzern, heißt heute schlicht Wasserturm, weil er im Wasser steht, gilt aber als das meist fotografierte Denkmal der Schweiz. Früher war der Turm mal Gefängnis und mal Schatzhaus der Stadt, wie man das schon in so vielen anderen Städten der Welt auf den Plaketten an uraltem Gemäuer gelesen hat. Das Gefängnis als Schatzhaus, leider viel zu oft wahr. Denk mal!

In der Schweiz bieten die Hoteliers einem schon beim Frühstück den besonderen Spaß, dass die Frühstückseier im Körbchen rohe Eier sind. Wer sie routiniert aufschlägt, weil er den nebenan stehenden Eierkocher übersehen hat, muss sich anschließend einen neuen, frisch eingedeckten Tisch suchen, wenn nicht sogar sein Hemd wechseln. Und am Nachmittag kommt im Café die heiße Schokolade nur als heiße Milch, zusammen mit einem Sortiment von Schokoladenpulvern in verschiedenen Gläsern und Schokostangen mit diversen Bezeichnungen zum Auflösen in der heißen Milch. Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Richtig verstanden heißt die eine wie die andere Umständlichkeit aber: Die Schweizer kultivieren die demokratischen Rechte des Einzelnen nicht nur bei Volksabstimmungen, sondern auch im täglichen Leben. Gratulation!

Die Zähne zeigen uns die Welt. Ungarns Zahnärzte locken mit großem Reklameaufwand die Deutschen ins Land, die Probleme mit ihren Zähnen haben; deutsche Zahnärzte locken mit vergleichbarem Aufwand die Schweizer ins Land, die einen Zahnarzt brauchen. Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen.

Die Schweiz ist eine Klassengesellschaft. Es gibt sogar auf dem kleinsten Ausflugsschiff auf dem Vierwaldstättersee eine Erste Klasse und eine Zweite Klasse. Nur nach der Zwischendeckklasse für Auswanderer sucht man vergebens. Und die Post verschickt deine Karten und Briefe, je nach deiner Finanzkraft, schnell oder langsam, und das sogar bei Inlandspost. Dabei muss der Unterschied in der Beförderung wohl sein: Postbus oder Postradler.

Einen Deutschen getroffen, der schon elf Jahre in der Schweiz lebte und arbeitete, als er im Jahr 1973 einen Einbürgerungsantrag stellte. Weil er sich gesagt hatte: Ordnung muss sein. Er wurde zu einem Gespräch mit den sieben Stadträten einbestellt, das eine halbe Stunde lang zeigte, wie gut er sich in schweizerischer Geschichte und Landeskunde auskannte. Danach ging seine Akte zur Kantonalregierung, die sie positiv fand und deshalb an die Regierung in Bern weitergab. Alles in gewohnter Weise. Doch nach einem halben Jahr bekam der Mann von der obersten Polizeibehörde der Schweiz einen Brief, in dem stand, die Ehe sei eine christliche Institution, die in diesem Land hoch geschätzt werde. Da er aber in einem Konkubinat lebe, was gegen die Wertvorstellungen der Bevölkerung verstoße, könne seinem Einbürgerungsantrag nicht entsprochen werden. Der Mann hat daraufhin die deutsche Frau, mit der er schon Jahrzehnte zusammenlebte, nicht geheiratet, aber sie haben sich gemeinsam den 1978 in die Kinos gekommenen Film „Die Schweizermacher“ angesehen, und das gleich mehrfach und mit viel Vergnügen.

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.