Spannung

Sachbücher lesen oder Romane lesen? Für manch einen ist das eine klar entschiedene Frage: Nur Sachbücher, sagt der eine, lieber Romane, sagt der andere. Ich habe anfangs Sachbücher geschrieben und bin dann auf Romane umgestiegen, weil ich als Leser die Erfahrung gemacht hatte, dass mir der Inhalt der Sachbücher schon nach kurzer Zeit entfallen war, während sich Romaninhalte – manche, wenn auch nicht alle – in mir dauerhaft festgesetzt hatten. Was ich mir laienhaft damit erklärt habe, dass durch die Spannung und seelische Erregung, die ein die Gefühle ansprechender Roman auslöst, gleich in welcher Richtung, das Gelesene sich tiefer in mein Gedächtnis eingeritzt hat als der interessanteste Sachbuchstoff. Jetzt haben Hirnforscher die Erklärung dafür gefunden: Die Lektüre fiktiver Geschichten hinterlässt im Gehirn bleibende Spuren, weil in der als linker Gyrus angularis bekannten Hirnwindung und im hinteren Teil des Schläfenlappens neue Nervenbahnen zwischen unterschiedlichen Hirnarealen aufgebaut werden. Also liege ich als Förderer der Gehirnentwicklung meiner Lesergemeinde goldrichtig, weil ich in meinen Romanen spannend gemachte Unterhaltung mit Information verbinde und dafür in aller geheuchelten Bescheidenheit neben den von den Verlagen gezahlten Tantiemen auch die begeisterten Dankesworte meiner Leser entgegen nehmen darf (vgl. Roman).

Dieser Beitrag wurde unter Lästerlexikon, S, S-Z veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.