Scheintote

Eine der größten Ängste unserer Vorfahren war, für tot erklärt und beerdigt zu werden, während man nur bewusstlos ist. Gegen diese Gefahr hatten sie sich viele Tricks mit Fesseln oder Abstechen des Ohnmächtigen und mit Seilzügen, Klingeln oder Leitern an den Särgen einfallen lassen. Schon Demokrit und Plutarch hatten die Gefahr der fehlerhaften Todesfeststellung beschworen, und noch Fjodor M. Dostojewski, Hans Christian Andersen, Edgar Allan Poe und Johann Nestroy haben davor gezittert. Merkwürdigerweise waren die Gegenstücke zu den S.n, die Scheinlebenden, für unsere Vorfahren kein Problem. Und sie sind es auch heute nicht, denn für die Scheinlebenden haben wir ja das Fernsehen und das Internet, die Virtual reality, die alles überwuchernden sozialen Netzwerke und die Flut der Computerspiele (vgl. Leben, Unterhaltung).

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